Im Zentrum des Austausches standen wesentliche agrarpolitische Themen, deren Umsetzung und Machbarkeit unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Gesetzeslagen in Italien und Österreich. „Die Herausforderungen der Berglandwirtschaft sind in Nord-, Ost- und Südtirol ähnlich gelagert, jedoch gestaltet sich die Herangehensweise oftmals unterschiedlich und genau dazu lohnt sich ein Blick über die Landesgrenzen, weil man vom jeweils anderen Bund immer wieder etwas lernen kann“, so Tirols Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler.
Regionale EU-Vertreter
Als eine erste große He-rausforderung, was bevorstehende Urnengänge anbelangt, brachte die EU-Wahl zur Sprache: „Über 80 Prozent der Mandatare auf EU-Ebene kommen aus dem städtischen Raum. Umso wichtiger ist es, Menschen zu forcieren und zu wählen, die aus der Region kommen und wissen, was die Anliegen der ländlichen Bevölkerung und der heimischen Bauern sind. Gerade bei Themen wie der Senkung des Schutzstatus von Wolf und Bär, der überbordenden Bürokratie und eine Bevormundung der Bevölkerung durch sinnlose Gesetze gehören Menschen mit Hausverstand in diese Gremien gewählt“, so Geisler. Auch Daniel Gasser, Obmann des Südtiroler Bauernbundes, betonte diese Herausforderung. „Wir haben mit Herbert Dorfmann einen erfahrenen Mann, der der heimischen Landwirtschaft sehr nahe steht, in Brüssel vertreten und hoffen, dass das auch so bleibt.“
Einig waren sich die beiden Obmänner, dass es unabdingbar ist und bleibt, dass im Bereich Natur- und Tierschutzagenden Vertreter aus den eigenen Reihen mit an den Verhandlungstischen sitzen. „Wir erleben immer wieder, dass Menschen, die nichts mit Landwirtschaft zu tun haben und keine Ahnung von Arbeits- und Produktionsabläufen haben, uns von Wien und Brüssel aus mit Auflagen und Gesetzesentwürfen das Leben schwer machen wollen. Nur, wenn unsere Vertreter hier direkte Mitsprache- und Aufklärungsmöglichkeit haben, können praktikable Gesetze umgesetzt werden“, so Geisler weiter.
Konzept „Grüner Euro“
Auch wurde im Rahmen der Sitzung das Konzept des sogenannten „Grünen Euro“ durch SBB-Obmann Gasser präsentiert: „Die Berglandwirtschaft erfüllt besonders wichtige Aufgaben für die Lebensmittelsicherheit, die Lebensqualität sowie den Umwelt- und Naturschutz. Viele Bereiche der Berglandwirtschaft können leider ohne öffentliche Unterstützung nicht existieren und somit diese Leistungen nicht erbringen. Das betrifft besonders Bergbauernbetriebe in Ungunstlagen, also extremen Grünlandlagen. Deswegen ziehen wir in Erwägung, diese Unterstützung für die Leistung der Landwirtschaft, die als ‚Grüner Euro‘ bezeichnet und je touristischer Übernachtung zwei Euro betragen und als direkte Abgabe eingeführt werden soll“, so Gasser zum Konzept.
Herkunft kennzeichnen
LK-Präsident NR Josef Hechenberger berichtete über die Umsetzung der Herkunftskennzeichnung in öffentlichen Küchen: „Es darf nicht sein, dass die öffentliche Hand in unserem Land Großküchen betreibt, in denen Billigstware aus dem Ausland der Vorzug gegenüber der Regionalität und gesunden Erzeugnissen aus dem Inland gegeben wird. Deswegen konnten wir in Österreich gesetzlich die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung durchsetzen, denn Menschen haben ein Recht darauf zu erfahren, woher das Essen kommt, das sie außer Haus konsumieren.“
Aktueller Stand beim Großraubwild
„In Südtirol ist es nach derzeitigem gesetzlichem Stand fast unmöglich, einen Problem- oder Schadwolf zu entnehmen, da scheitern wir bereits an der Regierung in Rom“, gibt SBB-Direktor Siegfried Rinner Einblick über die derzeitige Gesetzeslage. Einig waren sich die Vertreter aus Tirol und Südtirol darin, dass ein Management der Wölfe nur dann gelingen kann, wenn sie ganzjährig bejagbar sind. „Dazu müssen wir aber auf EU-Ebene eine Herabsenkung des Schuztzstatus erwirken. Da hoffen wir auf Schulterschlüsse mit anderen Ländern, in denen durch die starke Wolfspräsenz Teile der Landwirtschaft bereits verschwinden“, schließt TBB-Direktor Peter Raggl.
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