Bestandsaufbau bei Weizen und vor allem bei Mais – darauf läuft die erste, von den Märkten mit Spannung erwartete Schätzung hinaus, die das US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) für die weltweiten Versorgungsbilanzen des herannahendes Wirtschaftsjahres 2020/21 abgegeben hat. Die prognostizierten Zuwächse zeigen sich regional stark unterschiedlich. Was den Mais betrifft, sollen sich vor allem beim Weltmarktführer USA neue Berge auftürmen.
Die Warenterminbörsen reagierten auf die Prognose vorerst mit Kursverlusten. Zum Wochenende hin Begann sich wegen der anhaltenden Trockenheitssorgen in Europa und dank der weiterhin regen Exportnachfrage der Weizen an der Euronext in Paris wieder etwas zu befestigen. Die französische Analyse Strategie Grains geht für die auslaufende Saison sowie auch für die kommende von einer engen Weizenversorgung der EU aus. Im laufenden Wirtschaftsjahr kompensieren die starken Ausfuhren Rückgänge des Binnenmarktverbrauchs als Corona-Folge. Im neuen Wirtschaftsjahr 2020/21 soll sich die Binnennachfrage wieder erholen, die Weizenernte aber um 9,3 % unter den Erträgen von 2019 bleiben und der Endlagerstand weiter schmelzen. Die Mais- und Gerstenmärkte werden dementgegen überschüssig und unter Druck gesehen.
Der Weizenkontrakt neuer Ernte zur Lieferung im Dezember startete an der Euronext mit wiederum leichten Verlusten bei 188 Euro/t in die laufende Woche. Raps, von dem sich die EU ebenfalls eine sehr kleine Ernte erwartet, befestigte sich zum Liefertermin August auf 372,25 Euro/t.
Zurückhaltung am heimischen Markt
„Zurückhaltung auf allen Seiten und nicht viel los am Markt mit alter wie mit neuer Ernte“, so hieß es rund um die vorwöchige Notierung der Wiener Produktenbörse unisono von zahlreichen Marktteilnehmern. Abgeber seien unzufrieden mit den gebotenen Preisen und Abnehmer extrem vorsichtig, wie es mit Markt und Preisen weitergehen beziehungsweise wie sich die kommende Ernte weiter entwickeln werde. In der wichtigsten Ackerbauregion, dem östlichen Trockengebiet, spricht man trotz der letzten Regenfälle weiterhin von schmerzhaften Ertragsverlusten, weil die Niederschlagsmengen einfach zu gering gewesen seien. Zumindest laufe die Logistik nach Italien – auch aus den östlichen Nachbarstaaten – langsam wieder an.
„Gewaltige“ 40.000 Hektar Ölkürbis
Zudem hätte Schädlingsbefall mittlerweile schon 5.000 ha Rübenfläche zerstört. Mit den Nachbaumaßnahmen seien nun mehr Hirse und vor allem noch größere Mengen des ohnehin schon unter Preisdruck stehenden Maises zu erwarten. Auch die auf „gewaltige“ 40.000 ha ausgedehnte Kürbisfläche steigert die Spannung, wie sich die Vermarktung der Ernte 2020 anschicken werde.
Notierungen sind bei der Börsesitzung in Wien am 13. Mai nur wenige zustandegekommen. Qualitätsweizen gab am oberen Rand des Preisbands einen weiteren Tick nach, Mahlweizen blieb gleich und Futtergerste befestigte sich leicht. Am ehesten Beachtung fand, dass die Futtermaisnotierung noch einmal nach unten ging.
Christian Posekany, AIZ