„Gesunder Verkaufserlös“ für Mutterkuhbetriebe

Strategien der Gemeinsamen Agrarpolitk (GAP) als Vermarktungsvorteil: Welche Folgen auf Mutterkuhhalter zukommen und wie der Betriebserfolg von Tierwohl- und gesundheit abhängig ist.

Die Voraussetzungen zur Erbringung von gesellschaftlich geforderten Leistungen, wie zum Beispiel für Umwelt, Klima oder Tierwohl, seien grundsätzlich gut, erklärte Thomas Neudorfer vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus beim jährlich stattfindenden Landestag der Mutterkuhhaltung. Denn im Rahmen der zweiten Säule der GAP sollen diese großteils abgegolten werden. Investitionen in tiergerechte Haltungssysteme werden unterstützt – dahingehend berücksichtige man auch Mutterkuh-betriebe.

Prämienelemente ermöglichen Erhöhung des Verkaufserlöses

Für Tierwohlmaßnahmen wie zum Beispiel die Weidedauer von 150 Tagen pro Jahr, die bereits vielerorts erfüllt werde, würde eine Prämienanpassung von 55 auf 70 Euro vorgenommen werden. Der Neubau von Anbindeställen wird seit 2021 nicht mehr gefördert. Ausnahmen seien nur für Kleinst- oder etwa Almbetriebe möglich: „Die GAP zielt nicht auf die Anbindehaltung ab. Eine ganzjährige Anbindehaltung wird es künftig nicht mehr geben“, so Neudorfer. Außerdem lege der Pakt für mehr Tierwohl in der produzierenden Landwirtschaft eine umfangreiche Kälberstrategie fest, wodurch Kälbertransporte künftig reduziert werden sollen. Weiters werde die Heuwirtschaft gefördert, da ebenfalls die Prämie für den Verzicht auf Silage von 80 Euro auf 140 Euro erhöht werde. Zuschläge bekomme man außerdem für die Teilnahme an der umweltgerechten und biodiversitätsfördernden Bewirtschaftung (UBB) für die Entwicklung des artenreichen Grünlands: Die Anlage von Biodiversitätsflächen sei eine gute Möglichkeit, um der Gesellschaft erhöhte Umweltambitionen heimischer Bäuerinnen und Bauern anschaulich zu präsentieren. „Die Hauptaufgabe der Landwirtschaft ist natürlich die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung, weshalb auf die Produktion nicht vergessen werden darf. Doch auch die Biodiversität muss gefördert werden – das entspricht den Erwartungen der Gesellschaft“, so Neudorfer.
Die Vorteile der neuen GAP würden sich laut Neudorfer durch die vielen Prämienelemente widerspiegeln. Dahingehend empfiehlt der Experte sich zu überlegen, welche Maßnhamen am eigenen Betrieb umsetzbar sind, um den Verkaufserlös zu stärken. „Mutter­kuhbetriebe erfüllen hohe Umweltleistungen, durch den zukünftigen GAP-Strategieplan werden diese auch entsprechend honoriert“, so der Experte. „Die Bedeutung der Landwirtschaft für die Wirtschaft sowie den Tourismus ist enorm“, ergänzt Tierarzt Entenfellner aus Stössing in Niederösterreich. Denn auf eines dürfe gewiss nicht vergessen werden, nämlich, dass heimische Bäuerinnen und Bauern für den Erhalt des Landschaftsbilds veranwortlich sind und Grünland nur durch Wiederkäuer verwertbar ist.

Nur mit gesunden Tiere lässt sich gesunder Erfolg erzielen

Die Teilnahme am Tiergesundheitsdienst (TGD) sei künftig ebenfalls förderbar. Denn die Lebensmittelsicher­heit sei laut Entenfellner sehr stark von der Tiergesundheit abhängig: „Die extreme genetische Leistung von Jungrindern, kann nur erbracht werden, wenn die Tiere auch gesund sind“, so der Experte. Diesbezüglich gebe es großes Verbesserungspotenzial: „Alleine in Niederösterreich landen jährlich von etwa 130.000 Kühen 18.000 vor dem ersten Geburtstag in der Tierkörperverwertung“, betont Entenfellner. Verantwortlich dafür seien Geburstschwierigkeiten, Verdauungsprob­leme sowie Lungenkrankheiten. Aufgrund des Selenmangels österreichischer Böden komme es außerdem sehr häufig zur Anämie, das heißt einer Weißfleischigkeit (Muskeldegeneration) – also einer Mangelsituation, die zu erheblichen Folgen führen kann. Diesbezgülich empfiehlt der Experte unbedingt eine Zufütterung von Selen, Eisen und Vitamin E.
Die Tierbeobachtung sowie die Früherkennung von Krankheiten sei das Allerwichtigste: „Die Diagnose stellt in Wirklichkeit immer der Landwirt“, so Entenfellner. Weiters müsse seiner Meinung nach mitbedacht werden, dass durch die antibiotikareduzierte Tierhaltung keine finanziellen Nachteile für die Landwirte enstehen dürfen. Äußerst wichtig für die Erreichung des Zieles der Senkung des Antiobiotikaeinsatzes seien folglich Themen wie Monitoring, Diagnostik, Prophylaxe, Therapien sowie Schutzimpfungen. Bezüglich Tierwohl sollte man für die Umsetzung der Maßnahmen bereit sein, doch müssten sich diese auch im Bauernpreis widerspiegeln: „Fest arbeiten und dabei nichts verdienen ist keine Option, sonst gibt es künftig keine Landwirte mehr, die diese wertvolle Arbeit leisten – die Wettbewerbsfähigkeit muss erhalten werden“, so der Tierarzt.

Die Lahmheit einer Kuh steckt meist im Klauenschuh

Wenn es um das Thema Tiergesundheit geht, ist zumeist auch die Rede von der richtigen Klauenpflege. „Etwa 16 Prozent aller Mutterkühe zeigen Lahmheiten, was häufig mit einer Klauenkrankheit – der vierthäufigsten Abgangsursache – zusammenhängt“, so Rinderhaltungsberater Klaus Wolkersdorfer. Klauenpflege sei laut ihm nicht nur angewandter Tierschutz, sondern auch ein relevanter wirtschaftlicher Faktor. Insbesondere die unzureichende Pflege, Umweltfaktoren sowie falsche Haltungsformen seien dafür verantwortlich. Tierwohl- und gesundheit ist also nicht nur eine gesellschaftliche Erwartungshaltung, sondern auch ein wichtiger Faktor für den Betriebserfolg.

Früherkennung: 

• Neugeborene Kälber leiden oft an einer Lungenentzündung: Es empfiehlt sich das Kalb nach der Geburt mit einem Stethoskop abzuhören. Massive Lungengeräusche können auch vom Landwirt selbst erkannt werden.
• Nabelinfektion: Der Nabel sollte regelmäßig kontrolliert und mit Blauspray desinfiziert werden.
• Selenmangel: Kälber reagieren äußert empfindlich auf einen Selenmangel. Ältere Kälber und Rinder fallen dadurch auf, dass sie bei Störungen zögernd aufstehen, der Rü­cken aufgekrümmt und die Muskulatur im Schulterbereich unterentwickelt ist. Bei akutem Selenmangel ist die Atmung schnell und hechelnd.

- Bildquellen -

  • Lebensmittelsicherheit und Betriebserfolg sind von der Tiergesundheit abhängig.: Harlekin-Graphics - stock.adobe.com
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