Genossenschaften haben sich auch 2023 gut entwickelt

Beim Genossenschaftstag zog der oberösterreichische Raiffeisenverband Bilanz: Raiffeisenbanken weiter Marktführer, Umsatzrückgang bei den Lagerhäusern und höhere Milchpreise für Bauern.

Genossenschaftsanwalt Lederhilger, ÖRV-Generalsekretär Rehulka, Landesrätin Langer-Weninger, Landeshauptmann Stelzer, Bischof Scheuer und Verbandsdirektor Eichinger (v.l.)

Mehr als 250 Genossenschaften sind Mitglied beim oberösterreichischen Raiffeisenverband. Die Raiffeisen-Genossenschaften im Land ob der Enns stehen im Eigentum von mehr als 350.000 Oberösterreichern. Mit ihren circa 10.500 Mitarbeitern haben sie im Jahr 2023 knapp 4,5 Milliarden Euro an Umsätzen erwirtschaftet und mehr als 150 Millionen Euro investiert. „Damit sind die Raiffeisen-Genossenschaften ein starker Wirtschaftsmotor in Oberösterreich sowie ein wichtiger Impulsgeber und Gestalter in den Regionen“, betonte Verbandsdirektor Norman Eichinger im Zuge des heurigen Genossenschaftstages, auf dem vergangene Woche im Linzer Design Center wieder Bilanz über die wirtschaftliche Entwicklung im abgelaufenen Jahr gezogen wurde.

„Die Raiffeisen-Genossenschaften sind ein starker Wirtschaftsmotor in Oberösterreich.“Norman Eichinger

Die Genossenschaften seien in Oberösterreich aber nicht nur wirtschaftliche Akteure, sondern auch solidarische Gemeinschaften, die sich durch soziale Verantwortung und gelebte Nachhaltigkeit auszeichnen würden: „In Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen haben die Raiffeisen Genossenschaften basierend auf einer sehr gesunden wirtschaftlichen Substanz erneut für Sicherheit und Stabilität gesorgt und sich als unverzichtbare Stützen der regionalen Entwicklung erwiesen“, betonte Genossenschaftsanwalt Walter Lederhilger.

„In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten haben die Raiffeisen-Genossenschaften für Sicherheit undStabilität gesorgt.“ Walter Lederhilger

Raiffeisenbanken sind „klarer Marktführer“

Die 68 oberösterreichischen Raiffeisenbanken seien mit ihren mehr als
360 Bankstellen „klarer Marktführer, sowohl digital, als auch vor Ort und damit das starke Herz des finanziellen Blutkreislaufs in Oberösterreich.“ Im Jahr 2023 sind die Gesamtmittel um 4,5 Prozent (%) auf 38,8 Milliarden (Mrd.) Euro gestiegen. Davon betragen die Spar- und Giroeinlagen der Kunden 26,4 Mrd. Euro. So konnten auf Grund einer hohen Risikotragfähigkeit mit einer Finanzierungsleistung von 23,2 Mrd. Euro viele wirtschaftliche Impulse finanziert und der regionale Wirtschaftskreislauf belebt werden. Erwartet wird ein „sehr gutes Betriebsergebnis und ein sehr gutes Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“, welches das Eigenkapital und damit die Sicherheit und Risikotragfähigkeit der oö. Raiffeisenbanken weiter stärken werde.

Umsatzrückgänge bei Lagerhäusern

Auch die oberösterreichischen Lagerhausgenossenschaften mit ihren 116 Filialen und 1900 Mit­arbeitern können auf ein gutes Jahr zurückblicken. Nachdem 2022 erstmals die Ein-
Milliarde-Euro-Schallmauer bei der Betriebsleistung durchbrochen wurde, war dieses Mal mit circa 975 Millionen Euro vom zweitbesten Ergebnis in der Geschichte der oö. Lagerhäuser die Rede. Die Umsatzrückgänge seien auf das „sehr schwierige wirtschaftliche Umfeld“ zurückzuführen.

Milchpreise erneut gesteigert

Die oö. Molkereiunternehmen haben im vergangenen Jahr circa 1,7 Mrd. Kilogramm Milch ihrer tausenden Milchbauern verarbeitet. Trotz besonders volatiler Absatzmärkte konnte erneut eine gesteigerte Betriebsleistung von 1,5 Mrd. Euro erwirtschaftet werden. Auch wenn deutliche Kostensteigerungen nicht zuletzt aufgrund hoher Lohnabschlüsse, der gegebenen Inflation sowie den gestiegenen Zinsaufwendungen zu verkraften waren, sei es gelungen, die Milchauszahlungspreise 2023 gegenüber dem Vorjahr nochmals zu steigern. Dass unter diesen besonders schwierigen Rahmenbedingungen neben den gestiegenen Milchauszahlungspreisen auch ein insgesamt positives Ergebnis erwartet werden kann, sei eine besondere Leistung der Verantwortungsträger. Die zuletzt getätigten hohen Investitionen in die Werke werden als entsprechende Grundlage für eine weiterhin hohe Wertschöpfung der in Österreich erzeugten Milch gesehen.

Trend: Regionale Energie vor Ort

Abseits der drei großen Genossenschaftssparten gibt es mehr als 160 weitere genossenschaftliche Unternehmen, die von der Saatguterzeugung (Saatbau Linz) bis hin zur Brandverhütung (BVS-Gruppe) einen breiten Bogen spannen, wie zum Beispiel die Österreichische Bergkräutergenossenschaft, Maschinenring Oberösterreich Service, Maschinenring Personal, GBC Österreich Gartenbaucentrum, ARGE Rind, Hopfenbaugenossenschaft sowie diverse Bürgergenossenschaften. Dabei erlangt eine Gruppe immer mehr an Bedeutung: die Energiegenossenschaften.

So versorgen die 84 Biomassegenossenschaften durch die Verwertung von großteils bäuerlichem Hackgut mittlerweile mehr als 6000 Wärmekunden mit einer Wärmeleistung von 260.000 Megatwattstunden im Jahr. Dadurch werde in Oberösterreich jährlich ein Äquivalent von 32 Millionen Liter Heizöl eingespart und damit ein wesentlicher Beitrag zur Energieunabhängigkeit geleistet.

Daneben etablieren sich immer mehr Erneuerbare Energiegemeinschaften, welche die Möglichkeiten des Erneuerbaren Ausbaugesetzes nützen, um die Wertschöpfung aus vor Ort erzeugter Energie zur Gänze vor Ort zu belassen und so von reduzierten Netzentgelten und Abgaben profitieren. Laut Verbandsdirektor Eichinger sei dafür keine andere Organisationsform so prädestiniert wie die Genossenschaft: „Regionale Energiegenossenschaften setzen innovative Energiekonzepte um und bieten vielen Menschen die Möglichkeit, sich aktiv am Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beteiligen. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Transformation hin zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen Energieversorgung, indem sie lokale Gemeinschaften mobilisieren und innovative Lösungen für eine klimafreundliche Zukunft vorantreiben.“

Genossenschaften in Schulen – Erfolgsstory

Zu einer Erfolgsgeschichte habe sich auch das Projekt der Schülergenossenschaften entwickelt. Mittlerweile gibt es in Oberösterreich sieben operativ tätige Schülergenossenschaften, die jeweils nicht nur eine Übungsfirma in Echtformat sind, sondern auch eine Schule für das Leben der jungen Menschen selbst. „Sie fördern unternehmerisches Denken, Teamarbeit und Verantwortungsbewusstsein. Darüber hinaus bieten Schülergenossenschaften eine Plattform für Kreativität, Innovation und die Umsetzung von Ideen in die Realität. Sie ermöglichen eine praxisnahe Wirtschaftsbildung und bereiten junge Menschen auf ein zukünftiges Unternehmertum vor“, so der Verbandsdirektor.

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  • Lederhilger Rehulka Langer Weninger Stelzer Scheuer Eichinger: RVOÖ
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