Energiegemeinschaften stellen einen neuen Meilenstein für die österreichische Energiewirtschaft dar. Die Bevölkerung bekommt nun die Gelegenheit, Energie über die Grundstücksgrenze hinweg gemeinsam zu nutzen. Die Vorteile: proaktive Teilnahme an der Energiewende, Ausbau von dezentralen Energiesystemen, Genuss wirtschaftlicher Anreize und die Stärkung der regionalen Wertschöpfungskette.
„Mittlerweile ist man fast täglich mit dem Thema Energie konfrontiert. Die Kosten für Wirtschaft und Endverbraucher sind zur Zeit enorm. Es braucht daher mehr Flexibiliät und Dezentralisierung in der Energieversorgung“, so Forum Land Obmann NR Hermann Gahr.
Umfassende Unterstützung
Die Rechtsform der Genossenschaft ist, neben dem Verein, ideal für Energiegemeinschaften. Der Raiffeisenverband Tirol steht von erster Stunde an als Ansprechpartner zur Verfügung. Dabei sind de angebotenen Dienstleistungen für die Gründung von Energiegenosseschaften vielfältig. Bis zur Eintragung in das Firmenbuch fallen weder Gründungspauschale noch Honorarverrechnung an, der Verbandsbeitrag für Kleinstgenossenschaften beträgt derzeit 120 Euro.
„Wir haben in unserem Unternehmen mehrere Fachabteilungen und können den Prozess dementsprechend begleiten. Neben der Unterstützung bei der Gründung und Revision bieten wir hilfreiche Serviceleistungen wie Steuerbeatung, Rechtsberatung oder Lohnverrechnung“, erklärt Manuel Falbesoner, Spartenleiter Ware des Raiffeisenverbandes Tirol. Die Rechtsform der Genossenschaft für Energiegemeinschaften unterliegt einer laufenden Prüfung durch eine unabhängige Revision. So kann auf eventuelle Fehlentwicklungen dementsprechend reagiert werden.
Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) bietet den rechtlichen Rahmen, der Energiegemeinschaften grundsätzlich ermöglicht. Erneuerbare Energiegemeinschaften müssen dabei örtlich begrenzt sein und schließen Großunternehmen aus. Der Fokus liegt auf einem Zusammenschluss aus Bürgern, landwirtschaftlichen Betrieben, öffentlichen Einrichtungen und kleinen bis mittleren Unternehmen, mit dem Zweck der gemeinschaftlichen Energienutzung.
Ein umfassender Leitfaden zu Erneuerbaren Energiegemeinschaften mit sämtlichen Musterverträgen und Mustersatzungen findet sich auf www.kooperieren.at.
Strom vom Nachbarn
Aus der Praxis berichtet Simon Larcher, Bürgermeister der Gemeinde Bach und Obmann der EEG-Lechtal. Im Herbst 2021 fiel der Startschuss für das Projekt. „Die Idee kam schon 2015 auf. Wir haben uns betreffend der Gründung alles von der Pike auf angeeignet. Mittlerweile haben wir zu zweit etwa 1.000 Arbeitsstunden in das Projekt investiert und uns das zum Hobby gemacht“. erzählt Larcher. Die Entscheidung fiel auf die Form der regionalen Energiegemeinschaft. Zurzeit wird etwa ein Drittel des Bezirks Reutte abgedeckt. Teilnehmer an diesen Energiegemeinschaften sind über das öffentliche Stromnetz im ganzen Außerfern miteinander verbunden. Grundvoraussetzung ist der Anschluss an das Netz des E-Werks Reutte.
Die Genossenschaft wurde mit Hilfe des Raiffeisenverbandes im Frühjahr 2022 gegründet. Für alle Beteiligten der EEG-Lechtal steht der Aspekt der Nachhaltigkeit und des grünen Gedankens im Vordergrund. Instabilen Strompreisen werden faire Energietarife für Erzeuger und Vebraucher entgegengesetzt. In Zukunft ist auch die Integration von Wasserkraftwerken geplant.
Voraussetzung für die Mitgliedschaft sind ein „Smartmeter“, die letzte Rechnung des E-Werks Reutte als Verbraucher und/oder Einspeiser, ein Lichtbildausweis sowie Bankdaten für die Abrechnung. Derzeit zählt die EEG-Lechtal 103 aktive Mitglieder.
Nähere Informationen unter www.eeg-lechtal.at
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