Die internationale Holzindustrie geht im konstruktiven Holzbau von einem langfristig steigenden Bedarf aus.

Gut 330 Branchenvertreter aus mehr als 30 Nationen trafen vergangene Woche in Wien zusammen, um auf der 71. Internationalen Nadelschnittholzkonferenz (ISC) die drängendsten Themen der Weichholzindustrie zu diskutieren. Herbert Jöbstl freute sich besonders darüber, in seinen Funktionen als Präsident der Europäischen Sägeindustrie (EOS) und Obmann des Fachverbandes der heimischen Holzindustrie die Tagung nach gut 20-jähriger Abstinenz wieder nach Österreich geholt zu haben, wie er am Rande der Veranstaltung sagte: „Nur im persönlichen Austausch können wir das Stimmungsbild der Branche einfangen. Mit den Vertretern des Holzhandels treffen wir hier auch unsere potenziellen Kunden.“

Einbruch „vorübergehend“

Der besorgniserregend niedrige Absatz von Schnittholz war jedenfalls das bestimmende Konferenzthema. Jöbstl: „Der momentane Abschwung erinnert an jenen der weltweiten Finanzkrise vor 15 Jahren.“ Derzeit geht man davon aus, dass die Schnittholzproduktion in Europa heuer um 8 Prozent und der Absatz gar um 11 Prozent sinken wird. Zurückzuführen sei das auf die schwächelnde Nachfrage der Bauwirtschaft.

Quelle: BZ/Wieltsch
Exakt 333 Branchenkenner aus 30 Ländern nahmen an der Tagung teil.

Daran werde sich auch 2024 nichts ändern, wie Morten Bergsten, Vizepräsident des Europäischen Holzhandelsverbandes, vorhersagte.
Auch wenn die Prognosen für das kommende Jahr „alles andere als großartig“ seien, ist er dennoch überzeugt: „Wir haben das Produkt, das die Welt braucht.“ Langfristig habe Nadelholz weiterhin größtes Potenzial, wie die Redner unisono erklärten. Die Marktanteile des Holzbaus seien im Wachsen begriffen und Leuchtturmprojekte im konstruktiven Holzbau mittlerweile wöchentlich Teil der medialen Berichterstattung. Von Bedeutung ist der Baustoff Holz auch bei Gebäudesanierungen, die weniger an Konjunkturschwankungen geknüpft seien, wie Herbert Jöbstl ergänzte.

14 Prozent US-Marktanteil

Auch die langfristige Nachfrage im Export galt unter den Vortragenden als abgesichert. So sei in den USA, wo europäische Hersteller immerhin 14 Prozent des Marktes bedienen, ein großer Bedarf an Wohnraum zu beobachten. Auch Japan baue kontinuierlich Lagerbestände ab und Analysten erwarten für Südostasien einen verstärkten Absatz. Selbst aus China wird von steigenden europäischen Importen berichtet, wenn auch „ausgehend von einem geringen Niveau“. Hier sei laut Sami Pastila, Chef und Forstexperte des Beratungsunternehmens AFRY, jedoch Vorsicht geboten. „Auch Russland ist in der Lage, den chinesischen Bedarf zumindest teilweise zu decken“, so der Finne. „Derzeit ist aber völlig unklar, wie viel russisches Holz überhaupt den Weltmarkt erreicht.“

Produktivität und Effizienz

Breiten Raum nahm auch das Thema Rohstoffverfügbarkeit ein. Diese erreicht aktuell den tiefsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Der stellvertretende Forstdirektor der FAO, Ewald Rametsteiner, zeigte mit einem Rechenbeispiel den globalen Handlungsbedarf auf

Quelle: Forst & Technik
Ewald Rametsteiner präsentierte Zahlen zu den Flächenverlusten.

: „Einem langfristig steigenden Holzbedarf stehen jährlich zehn Millionen Hektar Flächenverlust durch Entwaldung und weitere drei Millionen durch Waldbrände gegenüber.“ Aufgeforstet würden jedoch nur gut fünf Millionen Hektar pro Jahr. „Das geht sich nicht nur wegen der Biodiversitäts- und Klimaziele nicht aus“, so Rametsteiner. Er sieht als Ausweg eine globale Steigerung der Produktivität auf bestehenden Forstflächen als Option. Die Industrie müsse ihre Hausaufgaben in Sachen Effizienz machen, um langfristig Rohstoff einzusparen, betonte auch Jöbstl. „Letztlich müssen wir es schaffen, aus einem Stamm Rundholz mehr Quadratmeter Wohnraum zu erzeugen“, so der EOS-Präsident.

 

Relevanz für Forstwirte

Global betrachtet werde die Nordhemisphäre – allen voran Europa und die USA – auch in Zukunft den Gutteil des Nadelsägerundholzbedarfs stellen. Derzeit liege man bei 87 Prozent des Produktionsvolumens. Dass das in Anbetracht immer häufigerer Kalamitäten jedoch keineswegs sicher sei, erörterte Silvio Schüler, Institutsleiter am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). So sei zwar die Waldfläche hierzulande im Steigen begriffen, der Anteil der besonders gefragten Fichte falle jedoch kontinuierlich. „Für Produzenten kommt erschwerend hinzu, dass sie mit einem Schlag ihre komplette Produktionsgrundlage – also den stehenden Bestand – verlieren“, gab Schüler zu bedenken.

„Das heimische Holz wird dann noch mehr an Stellenwert gewinnen.“ – Herbert Jöbstl

Deshalb wird am BFW intensiv zur Klimaanpassung, zu neuen Züchtungsmethoden und den Auswirkungen steigender Temperaturen geforscht. Wenn waldbauliche Anpassungsmaßnahmen ausbleiben, sei die Ressource Nadelholz jedenfalls in Gefahr, bemerkte der Institutsleiter, „weil dann immer weniger Forstwirte aus ökonomischen Gründen damit arbeiten werden wollen“.
Herbert Jöbstl zeigte sich aber ob einer sich langfristig anbahnenden Verknappung vorsichtig optimistisch: „Das heimische Holz wird dann noch mehr an Stellenwert gewinnen.“

Die Nadelschnittholzkonferenz wird im jährlichen Turnus vom Europäischen Holzhandelsverband (ETTF) und dem Verband der Europäischen Sägeindustrie (EOS) gemeinsam mit nationalen Verbänden ausgerichtet.

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  • ISC: BZ/Wieltsch
  • Rametsteiner: Forst & Technik
  • Holzbau: area1964 - stock.adobe.com
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AUTORClemens Wieltsch
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