Frühjahrsanbau mit Fragezeichen

Der Frühjahrsanbau auf den heimischen Feldern ist von den aktuellen Marktturbulenzen geprägt. 2022 wird zum Jahr der Sojabohne werden, während Zuckerrübe, Körnermais und Sommergetreide Anbauflächen einbüßen werden.

Die Sojabohne braucht keinen Stickstoff als Dünger – und damit hat sie angesichts der explo­dierten Düngerpreise viele Landwirte für sich gewonnen. „Wir erwarten heuer eine Anbaufläche von gut 17.000 Hektar für die Sojabohne, das sind 13 Prozent mehr als im Vorjahr“, sagt Helmut Feitzlmayr, der Leiter der Abteilung Pflanzenbau an der Landwirtschaftskammer Oberösterreich.

Mehr Unabhängigkeit vom internationalen Eiweißmarkt

Die Sojabohne wurde österreichweit bereits 2021 mit einer Rekordfläche von 75.600 Hektar (nach 68.000 Hektar 2020) angebaut, heuer wird mit 90.000 Hektar gerechnet. Mit der Soja­ernte 2021 hat sich Österreich auch dank gutem Know-how und starker Züchtung auf Platz vier der größten Sojaproduzenten der EU-27 geschoben. „Das ist ein großer Schritt zu mehr Unabhängigkeit vom internationalen Eiweißmarkt. Ziel ist es ja, die Eiweißlücke zu verkleinern und unabhängiger von Importen zu werden“, betont Feitzlmayr. Mit 83 Prozent Eigenversorgung bei Eiweiß-Futtermitteln liege man bereits sehr gut. „Deutschland zum Beispiel liegt bei 30 Prozent“, gibt der Pflanzenbaudirektor zu bedenken.
Ein Minus wird es in der Ackernutzung 2022 vor allem bei Zuckerrübe, Körnermais, Sommergetreide und Ölkürbis geben. Beim Körnermais sind es die massiv gestiegenen Gaspreise, die für den Herbst sehr hohe Trocknungskosten befürchten lassen, die jedenfalls momentan nicht abschätzbar sind. Sommergetreide ist flächenmäßig auch rückläufig, nachdem es im vergangenen Herbst gute Bedingungen für den Wintergetreideanbau gegeben hatte.
Dass sich die Zuckerrübenflächen heuer verringern, war anzunehmen, nachdem diese schon von 2020 auf 2021 einen Rekordsprung nach oben gemacht hatten – und damit auch die zweite Zuckerfabrik der Agrana gerettet haben. Oberösterreich gehört zu den EU-weit stärksten Zuckerrübenproduktionsgebieten. Die Preisaussichten seien interessant, erwartet werden etwa 25 Prozent über dem Vorjahr liegende Preise.

Heimische Versorgung mit Getreide ist gesichert

Insgesamt sei die Getreide-Versorgung in Österreich trotz des Ukraine-Krieges vorerst gesichert. „Unsere Landwirtschaft kann ohne Probleme die Bevölkerung mit ausreichend Brotgetreide versorgen“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger im Hinblick auf die weltweit drohende Lebensmittelknappheit. Schließlich sind mit Russland und der Ukraine zwei Agrargiganten betroffen. So wird in der Ukraine der Frühjahrsanbau und damit wohl auch der Großteil der Ernte 2022 entfallen. Ebenso dramatisch ist die weltweite Abhängigkeit von russischen Düngerexporten. Dadurch, dass die globale Getreideproduktion in den vergangenen vier Jahren eher unterdurchschnittlich war und stets unter dem Verbrauch lag, haben sich auch die Weizenlager Jahr für Jahr reduziert. „An der Börse gehen die Getreidepreise durch die Decke. Teilweise gibt es schon Exportstopps und Vorkaufsrechte in verschiedenen Ländern“, beschreibt Waldenberger die komplexe, sich zuspitzende Situation.

Zu trocken, zu warm: Auch Klimawandel bereitet Sorgen

Nicht zuletzt macht den heimischen Landwirten auch der fortschreitende Klimawandel zu schaffen. So deutet das Wetter derzeit auf ein herausforderndes Ackerbaujahr hin. „In den letzten sechs Monaten hat es deutlich zu wenig Niederschläge gegeben, die Temperaturen waren teils empfindlich zu hoch. Im Februar waren es sogar 4,3 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel“, sagt der Pflanzenbau-Experte. Was bleibt, ist die Hoffnung auf baldige Entspannung.

Quelle: Quelle: BZ / lk oö

- Bildquellen -

  • Prozentuelle Änderung der Feldkulturen 2022 im Vergleich zu 2021 und 2020: Quelle: BZ / lk oö
  • Oberösterreichs Ackerbauern haben immer höhere Kosten zu bewältigen. Die Steigerungen egalisieren die höheren Preise.: Foto: agrarfoto.com; Grafik: BZ, Quelle: lk oö
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