„Fleisch aus Polen schmeckt“

Kommentar von Clemens Wieltsch,
Redakteur

Mit obiger Feststellung hat sich kürzlich die Botschaft der Republik Polen per Pressemitteilung an österreichische Journalisten gewendet. Berichtet wurde über einen Brunch in deren Wiener Gesandtschaft, bei dem die Auslandsvertretung die Vorzüge des polnischen Fleischsektors angepriesen hat. Laut der Gästeliste waren allen voran Vertreter des Agrar- und Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer (wie auch von einer Handelszeitung und eines Agrarmagazins) zugegen. 

In den Wochen vor Weihnachten folgte dann eine gezielte Imagekampagne der Polen. Beinahe täglich informierte Polen über die Qualität (und Quantität) ihrer Fleischerzeugung, die im Agrarexport des Landes mit zuletzt 9,3 Mrd. Euro eine immer bedeutendere Rolle spiele, der Gutteil davon mit Hühnerfleisch. Mit Letzterem rangiert Polen mit einer Exportmenge von 1,8 Mio. Tonnen weltweit sogar auf Rang drei. Konkrete Zahlen zu den Haltungsstandards und auch zur Herkunft der Futtermittel in den polnischen Mega-Geflügelställen blieb man jedoch (trotz der Beteuerung von Tier- und Umweltschutz) schuldig. Dabei können Polens Landwirte Österreichs Bauern etwa in Sachen Tierwohl nicht das Wasser reichen. So ist in Polens Mastställen eine um fast ein Drittel höhere Tierbesatzdichte je Quadratmeter (42 statt 30 kg) erlaubt als hierzulande.

Breitenwirksam medial Aufmerksamkeit erregt hat die „Polen schmeckt“-Aktion übrigens nicht. Für Österreichs Bauern bleibt die Frage, wieso der Handel und die Verarbeiter hierzulande (trotz hohem Selbstversorgungsgrad im Inland) mit Polens Fleischindustrie kokettieren. Vermutlich, weil deren Geflügelfleisch („rot-weiß“ statt „rot-weiß-rot“) halt doch weit billiger angeboten wird…

wieltsch@bauernzeitung.at

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