Was bedeutet der Vorschlag der EU-Kommission konkret? Die EU-Kommission will zunächst in der Berner Konvention den Schutzstatus des Wolfs von streng auf nur noch geschützt herabstufen. Damit wäre das Großraubtier leichter zu regulieren. Dies müssen nun die EU-Mitgliedstaaten auf Ratsebene unterstützen. Erst danach kann die Kommission einen Änderungsvorschlag in der nächsten Sitzung des Ständigen Ausschusses des Berner Übereinkommens einbringen. Wird der Senkung des Schutzstatus des zugestimmt, wird die EU-Kommission in Folge eine gezielte Änderung der FFH-Richtlinie vorlegen. 

In Österreich ist man sich indes einig: Der Vorstoß der EU-Kommission in Sachen Schutzstatus-Änderung ist ein wichtiger Schritt für nachhaltiges Wolfsmanagement. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig: „DaSs die EU-Kommission nun auf unser Drängen hin angekündigt hat, den Schutzstatus des Wolfs senken zu wollen, ist ein erster großer Meilenstein. Jetzt müssen sich die EU-Mitgliedstaaten klar positionieren und einer Änderung zustimmen.“

Seit mehr als einem Jahr habe er, Totschnig, darauf gedrängt, dass die EU-Kommission einen solchen Schritt veranlasst. Letztlich wurde der Minister dabei von 16 Mitgliedstaaten unterstützt. „Daraufhin hat sich auch das EU-Parlament dafür ausgesprochen. Zudem haben wir im Sommer mit Schweden einen Aktionsplan veranlasst, welche weiteren Schritte es braucht. Es ist erfreulich, dass EU-Komissionspräsidentin Ursula von der Leyen und auch die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke die Sorgen der Menschen ernst nehmen. Auch wenn wir noch nicht am Ziel sind: Unser beständiges Drängen in Richtung EU-Kommission hat sich ausgezahlt.“

„Steter Tropfen höhlt den Stein“. Auch Bauernbund-Präsident Georg Strasser begrüßt den Schritt der EU-Kommission, den der Bauernbund schon lange gefordert hat.  Neben Landwirtschaftsminister Totschnig sei es zudem durch den tatkräftigen Einsatz des Bauernbund-Abgeordneten Alexander Bernhuber gelungen, eine Resolution zur Absenkung des Schutzstatus von Wölfen im EU-Parlament zu erwirken. Strasser: „Jetzt hat sich die EU-Kommission bewegt. Eine Entscheidung, der eine europaweite Datenerhebung unter Betroffenen maßgeblich zugrunde liegt.“

Für Niederösterreich begrüßt Bauernbund-Obmann Stephan Pernkopf den Kommissionsvorschlag aus Brüssel. „Der Wolf ist längst nicht mehr vom Aussterben bedroht, aber er bedroht Nutztiere und die Alm- und Weidewirtschaft. Er muss daher rasch vertrieben, vergrämt oder auch entnommen, also abgeschossen werden dürfen.“ Bei einem persönlichen Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen habe man „mit ihr eine Mitstreiterin gefunden.“ Schon im heurigen Frühjahr hat Niederösterreich als erstes Bundesland eine Wolfsverordnung samt Stufenplan vorgelegt, zudem die Herdenschutzmaßnahmen erhöht, die Entschädigungen ausgeweitet und Brüssel aufgefordert, den Schutzstatus zu senken.  Pernkopf: „Die Sicherheit der Menschen steht im Vordergrund. Nun müssen die einzelnen Mitgliedstaaten den Kommissionsvorschlag sofort unterstützen.“

Vor mehr als 30 Jahren, als der Schutz des Wolfs in einer EU-Richtlinie festgelegt wurde, gab es in den meisten EU-Staaten wenn überhaupt nur vereinzelt Wölfe. Mittlerweile zählt man wieder rund 20.000 Wölfe, vielfach in Rudeln, im EU-Raum. Diese reißen nicht nur Schafe und Rinder, sondern verlieren zunehmend auch die Scheu vor dem Menschen und seinen Siedlungen.

Der NÖ Jagdverband begrüßt die Ankündigung

Dadurch kann auch das europäische Recht angepasst und eine Entnahme ermöglicht werden. „Aktuell leben schätzungsweise mehr als 20.000 Wölfe in Europa. Der Wolf gilt daher nicht als gefährdet. Vielmehr ist er in einzelnen Regionen Europas zu einem zunehmenden Risiko für Nutztiere geworden. Es braucht dementsprechend ein nachhaltiges Wolfsmanagement“, so Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll. Die Ankündigung ist auch ein wichtiges Signal an die Land- und Forstwirtschaft sowie die Jagd: „Unsere Argumente fallen auf EU-Ebene endlich auf fruchtbaren Boden. Die Anstrengungen, um Initiativen in Richtung eines integrierten Managements auf den Weg zu bringen, haben sich ausgezahlt.“

In den letzten Jahren und vor allem auch heuer kam es wiederholt zu Rissen und Begegnungen von Menschen mit Wölfen. „Die Anpassung des Schutzstatus ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um Schäden in der Landwirtschaft zu reduzieren. Zudem ist in Regionen, in denen Wölfe unterwegs sind, das Sicherheitsgefühl der Menschen bedroht. Wir sagen klar: Der Mensch muss vor dem Tier stehen“, so Pröll. „Der Abschuss von Wölfen ist aber nur eine von vielen Maßnahmen. Es braucht ein integriertes Wolfsmanagement mit vielen unterschiedlichen, aufeinander abgestimmten Maßnahmen, um die Population zu kontrollieren und gegebenenfalls zu reduzieren.“

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  • Wolf: Elisabeth Cölfen – stock.adobe.com
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AUTORRed. BW
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