Begonnen hat alles mit Untersuchungen des ORF-Konsumentenschutzmagazins „Konkret“. Die Redaktion am Wiener Küniglberg ließ notariell beaufsichtigte Stichproben von Imkerhonig, Markenprodukten und Eigenmarken aller namhaften Handelsketten ziehen und in zwei Labors in Tirol mittels DNA-Analysen untersuchen. Das Ergebnis: Von 31 Honigproben aus österreichischen Supermärkten bestehen 23 in Wirklichkeit aus aromatisiertem Zuckersirup. Allesamt waren als „Honig aus EU-/Nicht-EU-Ländern“ deklariert. Zu ähnlichen (aber nicht gleichen) Ergebnissen kam auch ein estnisches Labor, dass im Auftrag heimischer Imker Importware untersuchte. Während in echtem Honig Spuren der unterschiedlichen Trachtpflanzen nachweisbar seien, enthalten Imitate Glukose oder Maissirup, wird vom Dachverband der Bienenzuchtverbände „Biene Österreich“ erklärt.
Handelsketten kündigten Untersuchungen an
Die vier größten Lebensmitteleinzelhändler im Land reagierten vergangene Woche prompt auf die Vorwürfe. So kündigten etwa Rewe und Spar an, selbst Überprüfungen aller Eigenmarken-Honige zu veranlassen. Import-Honige wurden (bis die Untersuchungsergebnisse vorliegen) ganz aus dem Sortiment gestrichen. Spar-Vorstand Markus Kaser betont in einer Aussendung das Engagement des Branchenprimus für echte, regionale Honigprodukte. Überhaupt beteuern alle Beteiligten, dass ihre Eigenmarken-Honige hauptsächlich von österreichischen Imkern bezogen werden.
Lebensmittelindustrie verteidigt Honigabfüller
Die Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie, Katharina Koßdorff, bricht indes eine Lanze für Österreichs Honigabfüller. Diese seien zur Einhaltung strikter Standards verpflichtet. Die Vorwürfe um mögliche Honigverfälschungen weist sie als unbegründet zurück und ortet eine Verunsicherung der Konsumenten durch nicht validierte Testergebnisse. Laut Koßdorff ist für die Industrie das Erkennen neuer Fälschungen – trotz modernster Technik – die größte Herausforderung in einem globalen Markt.
Biene-Österreich-Präsident Reinhard Hetzenauer sieht einzig in strengeren Selbstkontrollen einen Weg um Honigimitate aus dem Handel zu verbannen. „Wenn die Handelsbetriebe ab jetzt die DNA-Methode anwenden, ist ein wichtiger Schritt zur Absicherung der Produktqualität getan“, erklärt er. Vom Warten auf „Vorschriften oder Erlässe aus Brüssel“ hält er wenig, zumal es noch immer an international standardisierten Prüfverfahren mangelt. Rechtlich kann gegen Honigfälschungen deshalb vorerst nicht vorgegangen werden. Wolfgang Pointecker, Präsident des Bundes der Erwerbsimker, spricht sich ebenso für Einsatz von DNA-Tests aus, „auch wenn dies große Abfüller verärgern könnte“.
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