In letzter Zeit ist der „Weltenbaum“ Esche in Verruf geraten. Immer wieder wird medial über eine mögliche Gefährdung dieser durch einen Pilz geschädigte Baumart berichtet.
Inzwischen ist es auch in einigen Gebieten zu Schlägerungen von größeren Beständen gekommen, die niemand übersehen kann. Im Bereich der Gartenschau in Tulln und in deren benachbartem Augebiet sowie am Froschberg in Linz sind beispielsweise große Flächen komplett geschlägert worden. Das fällt jedem ins Auge und man fragt sich warum so große Maßnahmen notwendig sind.
Auf Einladung der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft und der Landesinnung Wien hat sich eine Expertenrunde mit dem Problem des Eschensterbens und dessen Folgen auseinandergesetzt.
Priv.-Doz. Thomas Kirisits von der Universität für Bodenkultur referierte als Einstieg des Arbeitstreffens zum Thema „Aktueller Wissensstand zum Eschen(trieb)sterben“: Es ist bekannt, dass der aus Asien stammende Pilz, das Eschen-Stängelbecherchen, und in Folge auftretenden Sekundärpilze die heimischen Eschen schädigen können, sodass schlussendlich die Wurzeln abgestorben sind und der der Baum seine Standsicherheit verliert und umfällt.
Faktoren, die eine Schädigung und Verbreitung des Eschensterbens ermöglichen, sind feuchte Standorte im Wald mit abgefallenem Laub als Infektionsquelle unter den Bäumen.
Anders ist die Situation – wie allgemein von den Experten festgestellt wurde – in kommunalen Bereichen zu sehen. Bäume, die in Einzelstellung in Parks, Gärten, Wiesen etc. stehen, wo das Laub weggeräumt wird und der Standort trockener (wie üblicherweise in verbautem Gebiet der Fall) ist, sind nicht in demselben Ausmaß geschädigt. Dabei sei immer eine Einzelbeurteilung durch die Sachverständigen nötig. Es habe sich jedoch gezeigt, dass in diesen Bereichen die meisten Eschen bisher erhalten werden konnten.
Die Baumexperten haben aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse und ihrer Praxiserfahrung eine Stellungnahme verfasst, um den Erhalt gesunder Eschen, die in unserem heimischen Baumartenspektrum eine wichtige Art sind, zu fördern.
Stellungnahme der Sachverständigen
Als Ergebnis dieses Arbeitstreffens wurde von den Sachverständigen laut Österreichischer Gartenbau-Gesellschaft folgende Stellungnahme formuliert:
Unsere heimische Esche (Fraxinus excelsior) ist durch den eingeschleppten Pilz Eschen-Stängelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) akut gefährdet.
Aufgrund dessen werden Eschen derzeit generell als gefährlich angesehen und häufig bereits vorsorglich gefällt.
Zu den wichtigsten Aufgaben von Baumexperten/innen zählt, neben der Vermeidung von Personen- und Sachschäden, der möglichst lange Erhalt von nicht forstlich genutzten Baumbeständen. Aus diesem Grund hatte die Österreichische Gartenbau-Gesellschaft (ÖGG) in Kooperation mit der Landesinnung Wien am 19. Februar 2018 zu einem Expertentreffen zum Thema „Eschensterben“ eingeladen.
Intensive Diskussionen der Fachexperten/innen aus Forschung und Praxis hinsichtlich der Beurteilung des Schadensausmaßes durch den Pilz und dessen ursächliche Auswirkung auf die Verkehrssicherheit der Eschenbäume führten zu folgendem Resümee:
Die Entwicklung der Krankheit wird wesentlich vom Standort beeinflusst. Eschen im Siedlungsraum und in der Kulturlandschaft sind in vielen Fällen in geringerem Ausmaß vom Eschensterben betroffen als Eschen in geschlossenen Beständen. Grundsätzlich ist daher zwischen Eschen in einem Waldbestand und auf einem Einzelstandort zu unterscheiden.
Auf Einzelstandorten ist es für Sachverständige im Rahmen der notwendigen regelmäßigen Baumkontrollen möglich, die Verkehrssicherheit der Bäume zu beurteilen.
Die vorsorgliche Fällung aller Eschen, vor allem der gesunden, ist nicht notwendig und verringert auch die Chancen der Ausbildung einer natürlichen Resistenz, die für die Erhaltung der Baumart Esche so wichtig ist.
Die unterzeichneten Baumsachverständigen empfehlen daher, dem Gesundheitszustand von Eschen besonderes Augenmerk zu schenken und nur in begründeten Situationen Fällempfehlungen auszusprechen.
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