„Es braucht sowohl die Säge als auch die Büchse“

Die Landwirtschaftskammer fordert im Zuge des Waldumbaus mehr Abschüsse beim Schalenwild. Für den Landesjagdverband ist das aber nicht die einzige Maßnahme, die notwendig ist.

Emotionales Thema: Angepasster Wildbestand in Zeiten des Klimawandels und Waldumbaus.

Die Wildschadensberatung der Landwirtschaftskammer Oberösterreich zog diese Woche Bilanz über ihre mittlerweile sechsjährige Tätigkeit: „Der Umbau zum klimafitten Wald der Zukunft kann nur dann gelingen, wenn die Abschusszahlen beim Schalenwild erhöht werden“, so das Fazit von Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.

Genossenschaftsjagden: „Bei zwei Drittel Abschuss erhöhen“

Vergangenes Jahr gab es Beratungen  zu konkreten Wildschadens-Fällen in 180 Telefonaten und bei 90 Vor-Ort-Besichtigungen. In Summe wurde von den beiden Wildschadensberatern der Landwirtschaftskammer eine Fläche von 240 Hektar aufgenommen. Davon fiel circa ein Drittel auf Ackerflächen und zwei Drittel auf Waldflächen. „Der durchschnittliche Schadensbetrag belief sich bei Ackerflächen auf 500 Euro und bei Waldflächen auf 200 Euro pro Fall und Hektar“, so Wolf Dietrich Schlemper. Der Wildschadensberater ist überzeugt, „dass es auf vielen weiteren Flächen ähnliche Wildschäden wie auf den erhobenen gibt.“

Schlemper: „Die Schalenwildbestände sind vielerorts schlichtweg einfach zu hoch, um einen klimafitten Wald zu bekommen.“

Als Maßnahme fordert die Landwirtschaftskammer daher eine Erhöhung der Abschüsse insbesondere beim weiblichen Rehwild in den Genossenschaftlichen Jagdgebieten. Laut Schlemper müsse bei zwei Drittel der 500 Genossenschaftsjagden in Oberösterreich entsprechend reguliert werden: „Bei größeren Jagdgebieten mit mehr als 3000 Hektar Fläche muss der Abschuss um 10 bis 20 Prozent erhöht werden, bei kleineren um 30 bis 40 Pro­zent, da dort auch der Zuzug höher ist.“ Der Wildschadensberater verwies in diesem Zusammenhang auf einige „Vorzeige-Jagden“, bei denen eine Analyse der Streckendaten gezeigt habe, dass diese beim Waldumbau besser dastehen und den „jagdlichen Wendepunkt“ bereits erreicht haben.

„Wir haben durch den selektiven Verbiss ein Problem beim Waldumbau. Jene Baumarten, die wir brauchen, sind noch nicht flächendeckend angekommen oder hinter Zäunen. Wir müssen in den Jagdgebieten, wo der Waldumbau im Gange ist, mehr erlegen als zuwächst und zuzieht“, so Waldenberger.

Jäger kooperationsbereit, sehen aber auch Forstwirte in der Pflicht

Ziel der Abschussplanverordnung sei ein Wald, in dem sich die Tanne und das typische Laubholz ohne Flächenschutz etablieren könne: „Davon sind wir noch weit entfernt. Daher braucht es für den Waldumbau sowohl die Motorsäge als auch die Büchse. Dort wo die Jagd in bäuerlicher Hand ist, ist das gegenseitige Verständnis größer“, erklärte Waldenberger, der mehr Miteinander zwischen Grundbesitzern und Jägern einfordert. Mit dem Landesjagdverband sei man diesbezüglich in „enger Abstimmung“ und dieser zeige sich auch kooperationsbereit: „Die Jagd wird den Paradigmenwechsel mittragen. Wir sind selbstverständlich bereit die Wildstände anzupassen wo es notwendig ist“, so Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner, der in diesem Zusammenhang aber auch auf die behördlichen Zahlen verwies: „In 80 Prozent der genossenschaftlichen Jagdgebiete gibt es eine sehr gute Beurteilung der Flächen.“ Sieghartsleitner sieht deshalb auch die Waldbesitzer gefordert: „Wir Jäger können den Wald nicht alleine retten. Es braucht dafür auch Maßnahmen in der Forstwirtschaft.“

Sieghartsleitner: „Die Erhöhung der Abschüsse beim Schalenwild ist bei weitem nicht die einzige Notwendigkeit, damit die Wälder klimafit werden.“

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  • Rotwild: Karel - stock.adobe.com
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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