Energieautonom bis 2050: Realistisch oder utopisch?

Photovoltaik, Biomasse, Wasserkraft: Um für Tirol die Energieautonomie bis 2050 zu erreichen, werden alle nutzbaren Ressourcen in massivem Umfang benötigt.

Rupert Ebenbichler, Geschäftsführer Energieagentur Tirol und Thomas Danzl, Bezirksobmann Forum Land Innsbruck

Der Themenschwerpunkt von Forum Land liegt in diesem Jahr auf Energie. Bei der Auftaktveranstaltung des Bezirkes Innsbruck stand die Tiroler Energiestrategie im Mittelpunkt. Als Referenten standen Rupert Ebenbichler, Geschäftsführer der Energieagentur Tirol sowie LAbg. Martin Mayerl, Bürgermeister von Dölsach und VP-Energiesprecher, zur Verfügung.

Bereits 2014 hat sich Tirol zum Ziel gesetzt, bis 2050 den Energiebedarf komplett mit eigenen Ressourcen abzudecken. Seit der industriellen Revolution geht Wirtschaftswachstum mit erhöhtem Energiebedarf einher. Etwa zwei Milliarden Euro zahlt Tirol jährlich für den Import von fossilen Energieträgern. Um diesem Wertverlust entgegen zu wirken, sieht die Energiestrategie eine Senkung des Energieeinsatzes um 37 Prozent vor, bei gleichzeitigem Ausbau von erneuerbaren Energieträgern. 

Gebäude, Produktion und Mobilität

„In Zusammenarbeit mit dem MCI haben wir uns sehr genau angesehen, was konkret in welchen Sektoren zu tun ist“, erklärt Ebenbichler. „Durch sukzessive Sanierung kann der Energieeinsatz von Gebäuden um 31 Prozent gesenkt werden. Im Produktionssektor möchte man eine Senkung um sieben Prozent erreichen. In der Vergangenheit war Wirtschaftswachstum immer mit erhöhtem Energiebedarf verbunden. Die Herausforderung in diesem Bereich ist, für Unternehmen Rahmenbedingungen zur Umstellung auf erneuerbare Energien zu schaffen, und das zu marktwirtschaftlich verträglichen Bedingungen.“ Bislang noch stark mit CO2-Emissionen verbunden ist der Sektor Mobilität. Die Senkung des Energiebedarfs um 65 Prozent soll vor allem durch Umstellung auf Elektromobiliät erreicht werden.

Klar ist, dass für die Zukunft alle nutzbaren Ressourcen in massivem Umfang benötigt werden. In Tirol trifft das auf Photovoltaik, Wasserkraft, Umweltwärme, Holz, Biogas und Wind zu. „Die Energieagentur des Landes Tirol versucht, möglichst belastbare Zahlen zu liefern. Entscheidungen auf politischer Ebene müssen aber von den gewählten Vertretern getroffen werden“, so das Fazit von Ebenbichler.

Energiepolitik vorantreiben

„Es ist wichtig, sich ambitionierte Ziele zu setzen, die auf einer fundierten wissenschaftlichen Basis stehen. In der Politik muss man sich langfristige Ziele setzen. Durch die bis 2030 gesetzten Zwischenziele haben wir die Möglichkeit, den Fortschritt zu überprüfen. Momentan geht das vielleicht noch etwas zu langsam. Hier ist aber nicht nur die Politik gefordert, sondern auch Unternehmen, Gemeinden und Einzelpersonen“, so die Bewertung von LAbg. Martin Mayerl. „Als Landwirt beschäftigt mich diese Thematik auch. Vor 13 Jahren habe ich bereits eine Photovoltaikanlage installiert. Damals war das noch eine Außenseiterposition, aber die erste Anlage hat sich nach zehn Jahren bereits amortisiert.“

In Dölsach werden energiepolitische Themen seit langer Zeit vorangetrieben. Bereits seit 1999 ist Dölsach e5-Gemeinde und im selben Jahr auch dem Klimabündnis beigetreten. Darüber hinaus beteiligt sich Dölsach am tirolweiten Mobilitätsprogramm „Gemeinden Mobil“ und setzt somit auch im Bereich Mobilität Zeichen. Mit dem Biomasseheizwerk wird ein Großteil der kommunalen Gebäude mit Wärme aus erneuerbaren Energien versorgt.

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  • IMG 1047: Bauernzeitung
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AUTORJudith Sappl
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