Das politische Gezerre um die Agrarmillionen ist nun auch in Österreich (fast) vorüber. Der nationale GAP-Plan wie auch die Prämiensätze liegen am Tisch. Bis Juni soll es dafür aus Brüssel grünes Licht geben – kleine Änderungen vorbehalten.
Mit dem grünen Koalitionspartner wurde die Verteilung der Gelder kurz vor dem Heilig Abend fixiert. Lob für die schnelle und vorbildliche Umsetzung des nationalen GAP-Strategieplans gab es aus Brüssel. Dennoch: „Die Verhandlungen waren schwierig wie nie. Wir können den heimischen Familienbetrieben aber ein solides Paket für die kommende Periode vorlegen“, sagt Landwirtschaftministerin Elisabeth Köstinger. Welche Aufgaben es zu stemmen gibt, erläutert LK-Präsident Josef Moosbrugger: „Die Bauern werden künftig mehr Umwelt- und Klimaleistungen erbringen müssen. Zugleich verzeichnen die Märkte immer stärkere Preisschwankungen.“ Folglich müssten Betriebe mehr leisten, um mehr Geld oder zumindest denselben Betrag wie in der Vorperiode abholen zu können. Bauernbund-Präsident Georg Strasser kommentierte die Politik ab 2023 mit „Das Wachsen oder Weichen ist vorbei. Wir wollen künftig in der Qualität wachsen.“
Weniger Direktzahlungen
1,6 Mrd. Euro pro Jahr stehen den Betrieben direkt zur Verfügung. Das sind um 365 Mio. Euro mehr als in der Vorperiode. Das entspricht einem Plus von 73 Mio. Euro im Jahr.
Die Prämien in der 1. Säule werden sich von 288 auf 208 Euro reduzieren – ohne Umverteilungszahlungen für die ersten 20 bzw. 40 Hektar. Durch ein neues „Baukasten-System“ können sich Betriebe jedoch die bei den Direktzahlungen gekürzten Gelder über das Agrarumweltprogramm (ÖPUL) möglichst ausgleichen oder das bisherige Volumen sogar ausbauen. Köstinger: „Für mehr Klima- und Umweltleistungen aber auch für mehr Tierwohl wird es mehr Geld geben als bisher.“
Wie sich die Betriebe optimal aufstellen können, soll mit der Informationsoffensive ‚LandWIRtschaft – Gemeinsam Zukunft gestalten‘ kommuniziert werden. Die Kammern werden darüber hinaus intensiv und individuell beraten. „Wir werden zügig informieren, beraten und das neue Angebot optimal auf die Betriebe abstimmen“, so Moosbrugger. Entscheidend sei, was der Markt macht. Enorme Kostensteigerugen bei Futter- und Düngemitteln bereiten den Betrieben momentan Kopfzerbrechen. Georg Strasser fordert entsprechende Signale von Marktpartnern: „Wir modernisieren unsere Betriebe ständig. Etwa durch Investitionen in tierfreundliche Haltungssysteme oder Präzisionsladwirtschaft. Im Gegenzug erwarten wir uns auch mehr Preisstabilität und Sicherheit, vor allem bei den Qualitätsprogrammen“. Für Jungbauern wird es mehr Anreize zur Ausbildung und Aufzeichnung geben.
Kalkulationsbeispiel Mutterkuhbetrieb (20 ha): Bisher 17.590 Euro an Subventionen, bekommt mit verlängerter Weidehaltung und den Maßnahmen „Humus“ und „Heuwirtschaft“ und ohne Wirtschaftsweise wesentlich umzustellen 20.255 Euro.
Kalkulationsbeispiel Ackerbau konventionell (100 ha): Bisher 39.600 Euro an Subventionen. Bekommt höhere Prämie für UBB, verliert aber bei den Direktzahlungen und kann diese Verluste über das ÖPUL nur schwer ausgleichen. Für diesen Betrieb ergibt sich ein Minus von 900 Euro.
Mit Videos, Infokarten und Social Media sollen Bauernfamilien Infos zu den 18 Schwerpunkten der neuen GAP erhalten. Zudem soll es Fachveranstaltungen und eine Info-Tour geben. www.landwirtschaft.at