Kommentar von Hans Maad,
Redaktion Wien.
In der Debatte um Inflation und Lebensmittelpreise rücken auch die Lohnnebenkosten ins Blickfeld. So vor einigen Tagen in der Ö1-Sendung „Punkt eins“. Dabei schwang sich Markus Marterbauer, Leiter der Abteilung Wirtschaftswissenschaften der Arbeiterkammer, zum Verteidiger des Sozialstaates auf. Dieser sei es wert, höhere Arbeitskosten in Kauf zu nehmen. Arbeitsplätze mit weniger als 2.000 Euro brutto bräuchten wir in Österreich nicht, das passe nicht zu einer modernen Gesellschaft. Zur Landwirtschaft stellte der AK-Experte fest, dass dies ein hochsubventionierter Bereich sei, in dem die Lohnnebenkosten keine Rolle spielten. Zudem würden die Pensionen der Bauern überwiegend von anderen Steuerzahlern bezahlt.
Dass Nachbarländer wie Deutschland oder Italien das völlig anders sehen, ficht den AK-Fachmann nicht an. LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger musste ausrücken, um die Sache zurechtzurücken. Er fordert einen Ausgleich gegenüber dem deutschen Saisonnier-Modell (70 Tage ohne SV-Beiträge) und der Südtiroler SV-Erstattung von 75 Prozent der Arbeitgeberbeiträge für Erntehelfer. Gerade diese Regelungen saugen Arbeitskräfte aus der heimischen Landwirtschaft ab und benachteiligen arbeitsintensive Sparten.
Auf Sozialpartnerebene ist das Thema seit Jahren vakant. Befremdlich ist, dass der oberste AK-Wirtschaftsfachmann unter Seitenhieben auf die Landwirtschaft dies verleugnet. Marterbauer sollte seine ideologische Brille ablegen, zumal sein eigenes Einkommen zu 100 Prozent aus AK-Beiträgen stammt, die auch von sehr vielen Nebenerwerbsbauern zu leisten sind.