Der Wegfall der Gastronomie und die Schließung der Grenzen belasten den Rindfleischmarkt und damit die Erzeugerpreise derzeit schwer. „Besonders bei Kuh- und Kalbinnen-Schlachtungen sind wir mit einer stark reduzierten Nachfrage konfrontiert. Aufgrund des hohen Exportanteils von circa 60 bis 70 Prozent steht die Branche hier vor enormen Vermarktungsschwierigkeiten. Viele der Märkte Richtung Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland fehlen komplett“, so der oberösterreichische Agrarlandesrat Max Hiegelsberger, der den Vorsitz der Landesagrarreferentenkonferenz inne hat.
Deshalb haben sich die Bundesländer gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium darauf verständigt, im Rahmen der Bundesländerübergreifenden Mittel (BLÜM) die Unterstützungen für die Vermarktungsorganisation ARGE Rind zu erhöhen. Damit sollen neue Vermarktungskanäle erschlossen und die heimischen Märkte entlastet werden. „Neben dem Härtefallfonds oder dem Corona-Hilfsfonds sind es diese Maßnahmen, die gezielt der Branche und somit auch den Bäuerinnen und Bauern in dieser schwierigen Zeit Unterstützung bieten“, betonte Hiegelsberger.
Laut Werner Habermann, Geschäftsführer der ARGE Rind, sei es dringend notwendig gewesen zusätzliche Vermarktungsprojekte im Export zu forcieren: „Vor allem in Deutschland hat sich in den letzten Wochen ein massiver Mengen- und Preisdruck aufgebaut. Den österreichischen Erzeugergemeinschaften ist es hingegen gelungen, die Rinder immer abzuholen und zu vermarkten und keinen Rückstau zu erzeugen.“ Trotzdem fürchtet er, dass diese Marktlage die nächsten Wochen anhält, da erfahrungsgemäß gerade die Monate Mai und Juni im Stier- und im Kalbfleisch-bereich besonders herausfordernd seien.
Habermann appelliert daher an Wirte und Konsumenten zu heimischem Rindfleisch zu greifen und nicht den „billigen Lock-angeboten aus Südamerika zu verfallen.“ Denn es wird befürchtet, dass die Ware, die in den Tiefkühllagern bei Händlern und Großhändlern liegt bzw. noch mit dem Schiff unterwegs ist, billigst verschleudert wird und dadurch zusätzlichen Druck auf die Rinderpreise ausübt.
Betroffenen Betrieben rät Habermann indes trotz Krisenphase Ruhe zu bewahren: „Es geht darum die Märkte nicht durch Panikverkäufe zu überhitzen, in der Produktion zu bleiben und nicht spekulativ zu verkaufen“, so der Geschäftsführer der ARGE Rind.
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- Hiegelsberger: Hermann Wakolbinger