Frischmilch im Fokus
Als “Direktvermarkter der ersten Stunde” begannen Erna und Heinrich Schützeneder, vulgo Angerer, im Jahr 1995 mit der Milchverarbeitung und der Schulmilchproduktion. “Unsere Motivation war, einen Arbeitsplatz am Hof aufzubauen”, erzählt Heinrich Schützeneder, der vorher bei der Molkerei angestellt war. Schritt für Schritt baute man die Verarbeitung aus und investierte nach und nach. 2008 folgte schließlich der Bau einen neuen Milchviehstalles für 28 Kühe und die Umstellung auf biologische Wirtschaftsweise.Mittlerweile wird der Großteil der anfallenden Milch selbst verarbeitet, im vergangenen Jahr waren es 100.000 Liter. Etwa die Hälfte davon wird als Frischmilch und Schulmilch vermarktet, die andere Hälfte zu Topfen, Butter, Joghurt und Frischkäse weiterverarbeitet. Doris Schützeneder, die im Jahr 2015 die Bewirtschaftung des Hofes übernommen hat, will zukünftig den Bereich der Frischmilchvermarktung ausdehnen – und zwar im Format “Tetrapack”. Schon 2012 wurde dazu eine spezielle Abfüllmaschine angeschafft, die seit kurzem aber durch eine leistungsfähigere vollautomatische Abfüllanlage ersetzt wurde – die einzige auf einem bäuerlichen Betrieb in Oberösterreich.
Die Anschaffungskosten waren mit 60.000 Euro natürlich hoch und für den Betrieb auch “etwas überdimensioniert”. Die Familie kalkuliert aber, dass sie ihre Absatzkanäle ausbauen kann. Bisher werden mit der “Tetrapackmilch” Großküchen, Wirte, Altenheime und Schulküchen sowie ein regionaler Sparmarkt und vier Unimärkte beliefert. Verkauft wird die Milch an die Märkte um 1,05 Euro pro Liter.
“Man muss nicht ständig wachsen”
In der Größenordnung wachsen will Doris Schützeneder nicht, sie will aus den vorhandenen Ressourcen das bestmögliche herausholen. Großen Wert legt sie auf die Aus- und Weiterbildung. Ihr Wissen über die Milchverarbeitung hat sie sich bei LFI-Kursen, im Arbeitskreis Milch, mit Fachbüchern und durch die Besichtigung anderer Milchverarbeiter angeeignet. “Die Beratungs- und Weiterbildungsangebote der Landwirtschaftskammer sind uns eine große Hilfe”, sagt Schützeneder.Doris Schützeneders Mann ist derzeit noch außerlandwirtschaftlich beschäftigt, das erklärte Ziel ist aber auch bei der Jungfamilie, dass beide ihren “Arbeitsplatz zuhause” haben. “Die Familie Angerer ist ein Beispiel dafür, wie man sich nachhaltig gesund entwickeln kann”, sagt Johannes Gahleitner, Dienststellenleiter der Landwirtschaftskammer Freistadt: “Mit unternehmerischer Intelligenz wurden die gegebenen Rahmenbedingungen genutzt und in der Wertschöpfungsvertiefung der Betriebserfolg gefunden.”
“Man muss nicht ständig wachsen”, ergänzt auch Josef Mühlbachler, Bauernbund- und Bezirksbauernkammerobmann von Freistadt. Gerade die Direktvermarktung – im Bezirk Freistadt gibt es 143 Direktvermarkter – sei eine Chance, um den Betrieb auf mehrere Standbeine zu stellen. Und auch wenn dieser Betriebsweg viel Arbeit bedeutet, schaffen sich die Schützeneders auch bewusst Freiräume für Familie, Hobbys und Lebensqualität. “Das wurde uns so vorgelebt”, sagt Doris Schützeneder.