Elf neue Erbhöfe in Oberösterreich: 200 Jahre Beständigkeit im Familienbesitz

Mindestens 200 Jahre in direkter Linie vererbt das besagt der Titel „Erbhof“. Die Ehrenbezeichnung, die mittels Tafel auch am Gebäude sichtbar gemacht wird, ist kürzlich an Betriebe aus sechs Bezirken Oberösterreichs verliehen worden. Insgesamt sind es ungefähr ein Fünftel aller Betriebe, die auf eine derart lange und meist auch bewegte Geschichte in der Hand einer Familie zurückblicken können.

Einer der ausgezeichneten Erbhöfe ist der „Leherbauer“ in Ried in der Riedmark, der namentlich seit 1380 besteht und seit 1818 im Besitz derselben Familie ist.

Landwirtschaftliche Betriebe, die seit mindestenst 200 Jahren innerhalb einer Familie weitervererbt und weiterhin aktiv bewirtschaftet werden, bekommen den Titel Erbhof von der OÖ Landesregierung verliehen. „Erbhöfe zeigen eindrucksvoll, wie stark Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft verankert ist. Die Übergabe des Betriebes in einer guten wirtschaftlichen sowie ökologischen Verfassung ist für viele das Arbeitsziel eines ganzen Lebens“, betont Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Sie hat am vergangenen Montag gemeinsam mit Landesrhauptmann Thomas Stelzer in einer feierlichen Zeremonie im Linzer Landhaus elf neuen Betrieben die begehrte Erbhof-Tafel verliehen.

200 Jahre voller Geschichte, von glücklichen bis zu schweren Zeiten

„Hinter jedem Erbhof steckt die Geschichte einer Familie. Erfolge und Glücksmomente begleiten die 200-jährigen Betriebsgeschichten ebenso wie Unwetter, Krieg und persönliche Schicksalsschläge. In all dieser Zeit haben unsere Bäuerinnen und Bauern die Tradition bewahrt, aber nie den Blick für die Zukunft verloren. Über Generationen haben sie Weitblick, Anpassungsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein für die Gesellschaft bewiesen. Diese Leistung ehren wir mit der Auszeichnung als Erbhof“, sagt Landeshauptmann Stelzer. Die Tafel gehe damit an jene Bauernfamilien, die durch unermüdliche Arbeit den Erhalt der Betriebe sicherstellen. Sie stehe für Arbeit und Leistung, für das Zusammenstehen als Familie und als Betrieb sowie den Erhalt und die Weitergabe von Wissen, Werten und Traditionen. „Wir stehen hinter unseren Bäuerinnen und Bauern, die durch ihre Arbeit auch wesentlich zur Belebung und Erhaltung des ländlichen Raumes beitragen“, so Stelzer.

Ein Hofname mit mehr als 600-jähriger Geschichte

Ein für oberösterreichische Verhältnisse sehr altes landwirtschaftliches Anwesen ist der „Leherbauer“ in Ried in der Riedmark. Der Name ist zurück bis in das Jahr 1380 dokumentiert. Die Familie Rammer beziehungsweise in weiterer Folge Ritt-Rammer ist seit dem Jahr 1818 auf dem Hof. „Wir sind die sechste Generation“, sagt der Landwirt Leopold Ritt-Rammer, der gemeinsam mit seiner Gattin Renate sie ist Goldschmiedin am Montag die Erbhof-Auszeichnung entgegennahm. Mit den zwei schon erwachsenen Kindern Melina (23) und Simon (20) lebt auch Generation Nummer sieben am Betrieb, der seit 29 Jahren biologisch geführt wird und sich seit 25 Jahren der Legehennen-Haltung verschrieben hat. Über zwei Jahre habe sich die Recherche-Arbeit dahingezogen, bis der Titel beantragt werden konnte. „Das hat auch wegen Corona so lange gedauert“, sagt Leopold Ritt-Rammer. Der 57-Jährige hat dafür neben den Dokumenten und Übergabeverträgen, die schon am Haus waren, auch viel im Internet recherchiert. „Und im Taufbuch vom Herrn Pfarrer“, so Ritt-Rammer, der den Hof nach dem frühen Tod der Mutter schon als 19-Jähriger übernommen hat. Mit zunehmendem Alter habe für ihn auch das Erbhof-Thema an Bedeutung gewonnen, nun sei die Freude über die verliehene Tafel natürlich groß. Der Platz dafür steht auch schon fest: „Sie kommt in den Eingangsbereich zu unserem kleinen Hofladen, in dem wir unsere Eier verkaufen“, sagt der Landwirt.

Langer-Weninger betonte bei der Feier den hohen Wert der Familienbeteriebe für das Land und die Regionen: „Mit 2,9 Milliarden Euro Brutto-Wertschöpfung ist die Landwirtschaft ein wesentlicher Faktor für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich.“   

6251 ausgezeichnete Erbhöfe gibt es nun in Oberösterreich

Seit mehr als 90 Jahren werden basierend auf das OÖ Erbhöfegesetz landwirtschaftliche Betriebe mit dem Titel Erbhof ausgezeichnet. Aktuell tragen 6251 Familienbetriebe in Oberösterreich die Auszeichnung, das ist etwa ein Fünftel alle Betriebe.

Quelle: land oö/Mayr
Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger (l.) und Landeshauptmann Thomas Stelzer (r.) überreichten die Erbhoftafel an Renate und Leopold Ritt-Rammer, die mit Sohn Simon gekommen waren.

Ausgezeichneteerbhof-Betriebe

Die begehrte Erbhoftafel erhielten:
• Leopold und Renate Ritt-Rammer, „Leherbauer“, Ried in der Riedmark
• Klaus und Andreas Fuchs-Eisner, „Lenzn“, Ulrichsberg
• Josef und Theresia Auberger, „Wo‘gnerbauer“, Julbach
• Gerhard und Herta Kraft, „Hansengut“, Kopfing
• Paul Schiller, „Gaisbauergut“, Traberg
• Florian und Anja Einböck, „Schambergergut in Schatzdorf“, Dorf an der Pram
• Gerald und Angelika Baumgartner, „Brettmaisserhof“, Ternberg
• Franz Peneder-Hofer, „Schwarzengut in Wetterberg“, Altenberg bei Linz
• Leopold Prammer, „Leithnergut“, Altenberg bei Linz
• Franz Ferdinand Ennser, „Mair zu Oberndorf“, Scharten
• Bernhard und Maria Anna Wallner, „Schneider“, Münzkirchen

- Bildquellen -

  • DSC2878: land oö/Mayr
  • Ritt Rammer: land oö/ernst grilnberger
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