Bereits bei der Anreise mit dem Flugzeug von Wien nach Kopenhagen zeigte sich eines – die Neugierde und das Interesse der teilnehmenden Bäuerinnen und Bauern an den beiden Ländern ganz im Norden Europas. Viele von ihnen waren besonders über die großen Felder in Südschweden überrascht.
Landwirtschaft in Dänemark und Schweden
So wie Südschweden ist auch Dänemark ein überwiegend flaches Land. Das sind ideale Bedingungen für Ackerbau und Viehzucht. Und auch aufgrund seiner für skandinavische Verhältnisse südlichen Lage Dänemarks und den fruchtbaren Böden werden 60 Prozent der Landesfläche landwirtschaftlich genutzt. In Schweden sind es lediglich acht Prozent, wobei Felder mit bis zu 100 Hektar und darüber keine Seltenheit sind.
Sowohl auf der Insel Seeland (auf ihr befindet sich die Hauptstadt Kopenhagen), als auch in Südschweden wird überwiegend Ackerbau mit Getreide, ein wenig Zuckerrübe, Mais, Erdäpfel und Ackerbohne betrieben. Soja fand man wegen des zu kühlen Klimas bzw. des in der Vegetationszeit vorherrschenden Langtages fast nicht und wird deshalb eher nur von wenigen Optimisten versuchsweise angebaut.
Auf der Halbinsel Jütland, die an Deutschland angrenzt, ist hingegen der bedeutendste Betriebszweig Milchviehhaltung. Im Durchschnitt befinden sich hier 600 bis 1000 Milchkühe je Hof.
Aktuell haben die Bauern in Dänemark und Südschweden mit einer seit Februar anhaltenden extremen Trockenheit zu kämpfen.
Dänemark: Demeter-Hof und Winzerbetrieb
An der nordwestlichen Spitze der Insel Seeland liegt der an beiden Seiten von der Meeresküste umgebene Demeter-Hof Birkemosegaard. Bereits 1978 bekannte sich der Hof mit damals zwölf Hektar zur biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Heute werden 200 Hektar bewirtschaftet. Am Hof werden Erdäpfel, Gemüse, Obst und Beeren produziert. Da in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft in der Regel eine Viehhaltung betrieben werden muss, finden sich am Betrieb 35 Mutterkühe. Seit ein paar Jahren machen besonders im Gemüsebau viele neue Schadinsekten sowie auch Hasen, Krähen und Möwen Probleme.
Tief betroffen schilderte der Betriebsführer die Verseuchung eines Teiles seiner Weiden und Wiesen mit PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) durch die Meeresgischt bei Sturm. Laut dem österreichischen Umweltbundesamt besitzen diese Chemikalien wasser- und fettabweisende Eigen-schaften und sind sehr langlebig. Viele PFAS sind toxisch. Eingesetzt werden sie beispielsweise bei Leder- und Textilbeschichtungen, Funktions- bzw. Outdoor-Kleidung sowie Imprägnier- und Schmiermittel. Aufgrund einer teilweisen Belastung der Wiesen und Weiden des Betriebes darf das Fleisch der Rinder aktuell nicht verkauft werden. Die Kosten für die Boden- und Futterproben sowie den Produktionsausfall muss der Landwirt selber tragen.
2011 wurde das Bio-Weingut Vejrhoj gegründet. Auf 2,5 Hektar wird Wein angebaut. Kaum zu glauben, aber Weinbau ist nicht nur bei uns in Oberösterreich, sondern auch in Dänemark möglich. Der Langtag wirkt sich laut dem Betriebsführer nicht negativ auf Pflanzenwachstum, Reife und Qualität aus, wobei ausschließlich pilzwiderstandsfähige (PiWi) Sorten ausgepflanzt wurden. Rotwein kann aufgrund der zu geringen Wärmesumme nicht produziert werden. Erzeugt wird: Schaumwein, Weißwein, Weißwein-Cuvee und ein Rose-Cuvee. Die Hauptlesezeit ist im Oktober. 60 Prozent wird Ab-Hof verkauft, 20 Prozent in die Spitzen-gastronomie nach Kopenhagen und der Rest an die regionale Gastronomie. Die Reiseteilnehmer konnten sich im Zuge einer Weinverkostung auch von der Qualität des Weines überzeugen.
Schweden: Limousin-Zuchtbetrieb und Gutshof
Der Limousin-Zuchtbetrieb Oderup wurde 1989 von den jetzigen Eigentümern gekauft. Insgesamt befinden sich 146 Mutterkühe auf dem 70 Hektar großen Betrieb. Gefüttert wird Grassilage und Heu. Kraftfutter bekommen lediglich die Stiere für die Mast. Im Durchschnitt werden die Mutterkühe sieben Jahre alt. Es wird mit Natursprung gearbeitet. Die dafür notwendigen Stiere stammen aus dem eigenen Betrieb. Im Winter sind die Tiere im Stall. Gezüchtet wird auf ruhige und sanftmütige Tiere. Entspricht ein Tier diesen Vorgaben nicht, wird es ausselektiert. Alle Tiere sind in einem Herdebuch erfasst.
Der Gutshof Rabelöf ist seit dem 16. Jahrhundert im Besitz einer adeligen Familie. Insgesamt werden 4600 Hektar bewirtschaftet. Davon werden 2700 Hektar ackerbaulich genutzt. 500 Hektar werden als Wiesen und Weiden für die Mutterkuhhaltung verwendet. 800 Zuchtschweine befinden sich am Betrieb. Jedes Jahr werden knapp 24.000 Ferkel produziert und gemästet. Die Schlachtung erfolgt mit einem Lebendgewicht von 120 Kilogramm. Die Fruchtfolge ist: Sommergerste, Winterraps, Winterweizen, Winterweizen. Die Durchschnittserträge sind: Raps 4 t/ha; Gerste 6 t/ha; Weizen 8 t/ha. Der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt 625 Millimeter.
Kulturelle Höhepunkte
- In der Stadt Roskilde befindet sich der bedeutendste Kirchenbau Dänemarks. Der gotische Dom dient bis heute als Grablegungsstätte der dänischen Könige. Im Hafen der Stadt können nachgebaute Wikingerschiffe besichtigt werden.
- Das Renaissance-Schloss Frederiksborg, das durch den dänischen König Christian IV. wie etliche andere Schlösser erbaut wurde, besticht durch seine wundervolle Architektur und herrliche Innenausstattung.
- Überfahrt mit der Fähre von Helsingör (Dänemark) nach Helsingborg (Schweden) über den vier Kilometer breiten Öresund (Meerenge und kürzeste Schiffsroute für die Einfahrt von der Nordsee in die Ostsee).
- Elchsafari: Mit einem Bummelzug konnte man in einem Elchpark den Elch als bekanntestes Tier Schwedens aus nächster Nähe erleben. Mit erhobenem Kopf kann ein männlicher Elch bis zu 3,5 Meter groß sein und 800 Kilogramm wiegen. 350.000 Elche soll es in Schweden geben.
- Der romanische Dom von Lund (Schweden) war Sitz des Erzbischofes von Skandinavien und gilt als bedeutendster skandinavischer Kirchenbau.
- Fahrt von Schweden nach Dänemark über die Öresundbrücke. Durch die im Jahr 2000 eröffnete und mit fast acht Kilometern längsten Schrägseilhängebrücke der Welt ist Malmö mit Kopenhagen verbunden.
Beobachtungen der Reisenden
Erstaunt waren viele, dass es selbst um 2 Uhr in der Früh noch leicht dämmrig war. Windräder findet man häufig – hingegen PV-Anlagen auf den Dächern fast gar keine und auf Agrarflächen überhaupt nicht. Obst- und Gemüsegärten sowie Blumenkisterl an den Fenstern gibt es sowohl bei Bauern-, als auch Einfamilienhäusern nur äußerst selten. Bargeld spielt in beiden Ländern fast keine Rolle mehr. Bezahlt wird alles mit der Karte oder dem Handy.
- Bildquellen -
- Betriebsbesichtigung: Harant
- Weingarten: Harant
- Hafen Kopenhagen: Harant
- Elch: Harant
- Reisegruppe: Harant