Die landwirtschaftliche Wildhaltung ist eine gute Alternative, um gerade auf weniger günstig gelegenen Grünlandstandorten hochwertige Lebensmittel zu erzeugen”, betont der OÖ. Landwirtschaftskammerpräsident Franz Reisecker. Sowohl für Einsteiger als auch Umsteiger biete die Haltung von Wild neue Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Grünlandnutzung. Dadurch könnte man auch den Eigenversorgungsgrad, der derzeit bei lediglich 35 Prozent liegt, steigern. Angestrebt wird laut Reisecker eine Verdoppelung der Betriebe.
Trotz weniger Zeitaufwand fixer Arbeitsplatz am Hof
Österreichweit gibt es derzeit knapp 1600 Farmwildhalter. 562 Betriebe, mehr als ein Drittel davon, befinden sich in Oberösterreich. Allein in den letzten fünf Jahren sind hier 80 Betriebe neu eingestiegen. Das bedeutet ein Plus von 20 Prozent. Einer dieser Betriebe ist der von Bernadette und Markus Watzenböck in Prambachkirchen, die 2011 von Mutterkuhhaltung auf Damwild umgstellt haben. “Wir haben viel Lebensqualität gewonnen. Durch den Wegfall der täglichen Stallarbeit, hat sich der Arbeitsaufwand wesentlich verringert”, so die Betriebsführerin. Zusätzlich konnte sie für sich einen fixen Arbeitsplatz am Hof schaffen, der die familiäre Situation vor allem in Bezug auf die Kinderbetreuung wesentlich vereinfache. Die Tiere befinden sich ganzjährig im Freien auf der Weide. Zusätzlich erhalten sie Heu und im Winter auch Silage. Der Kraftfuttereinsatz beschränkt sich auf ein Minimum.
Hohe Investitionskosten, solider Deckungsbeitrag
Die häufigste Wildart in den oberösterreichischen Gehegen ist Damwild. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der bäuerlichen Betriebe halten diese kleine Hirschart. Vor allem für Steilflächen und unwegsames Gelände eignet sich diese Wildart besonders. In 30 Prozent der Gehege ist Rotwild vertreten, der Rest verteilt sich auf Muffel- und Sikawild. Die durchschnittliche Gehege-größe beträgt drei bis vier Hektar, wobei ein Hektar für Damwild und zwei Hektar für Rotwild die Mindestvoraussetzung ist. Für Zäune, Steher und die Tiere sind Kosten von zirka 5000 bis 6000 Euro pro Hektar zu rechnen. Diese hohen Investitionskosten sind für viele Betriebe abschreckend. Jedoch lasse sich durch Direktvermarktung auch Wertschöpfung generieren wie Hermann Schwarz, Obmann des Landesverbandes für landwirtschaftliche Wildtierproduzenten und selbst Farmwildhalter, vorrechnet: “Der Deckungsbeitrag beträgt 300 bis 400 Euro pro Hektar.”
Landesverband als Anlaufstelle für Einsteiger
Die Arbeit für Wildtierhalter beschränke sich im wesentlichen auf den täglichen Kontrollgang. Dieser gibt Aufschluss über die Gesundheit der Tiere sowie über den Zustand des Zaunes. Gerade jetzt im Herbst haben die landwirtschaftlichen Wildhalter aber Hochsaison da die Vermarktung ansteht und hierbei die meisten Arbeitsstunden anfallen. Ein ganz sensibler Bereich ist die Entnahme. Dafür muss man aber nicht zwingend ein Jäger sein, die Ausbildung “Schießen im Gehege” ist dafür ausreichend und wird vom Landesverband der OÖ. Wildtierproduzenten angeboten. Aktuell sind 268 Betriebe Mitglied beim Verband. Dort sieht man sich als erste Anlaufstelle für interessierte Neueinsteiger: “Wir sorgen für den Informationsaustausch unter den Landwirten und stehen diesen in allen Fragen rund um Gehege, Besatz und Vermarktung jeder Zeit zur Verfügung”, berichtet Schwarz. Durch regelmäßige Seminare, Berechtigungskurse und Weiterbildungen können sich die Mitgliedsbetriebe kostengünstig Fachkenntnisse aneignen und ihre Fähigkeiten ausbauen.