Eine zweite Chance für Biogas

Kommentar von Martin Kugler,
Martin Kugler, Wissenschaftskommunikator am Austrian Institute of Technology

Die Energiepolitik wird derzeit vor
allem von der Frage bestimmt, wie
wir von russischem Erdgas unabhängig werden und gleichzeitig weniger CO2 ausstoßen. Schon vor einigen Wochen zeigte die Österr. Energieagentur, dass rund ein Sechstel des heimischen Erdgasverbrauchs durch Biogas abgedeckt werden könnte. Nun wird in der eben erschienen „Wasserstoffstrategie“ der Bundesregierung ein Weg dorthin aufgezeigt: Neben der Errichtung neuer Anlagen sollen insbesondere die bestehenden Biogas-Anlagen (die derzeit größtenteils Ökostrom erzeugen) umgebaut werden, sodass sie künftig Biomethan in die Gasnetze einspeisen. Als entscheidend angesehen wird, dass die vorhandenen Biomasse-Reststoff- und -Abfallmengen mobilisiert und diesem Verwertungsweg zugeführt werden.
Biogas erlebte schon einmal einen Boom. Der erste Ausbau des Sektors in den frühen 2000er-Jahren mündete allerdings in einer Sackgasse: Es war ein Fehler, Pflanzen extra für die Produktion von Biogas anzubauen und das Gas vor Ort in (teuren) Ökostrom zu verwandeln. Denn damit trat Bioenergie in direkte Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion – in Verbindung mit den hohen Kosten versteht das heute in der Gesellschaft niemand. Daher mussten viele Anlagen wieder zusperren. Sehr wohl sinnvoll ist es indes, biogene Reststoffe und Abfälle über das Medium Biogas in einen Kreislauf einzubinden, der sowohl der Energiesicherheit als auch dem Klimaschutz dient.
Die Biogas-Wirtschaft bekommt nun also eine zweite Chance. Diese gilt es zu nutzen!

martin.kugler@chello.at

- Werbung -
AUTORRed. SN
Vorheriger ArtikelBeim Bodenverbrauch die Stopptaste drücken
Nächster ArtikelEin Oligarch?