Eine „wilde“ Alternative, die Chancen verspricht

Die Summe aus Grünland und Tierhaltung muss nicht automatisch eine ganze Menge Arbeit ergeben: Die bäuerliche Wildtierhaltung ist in den vergangenen Jahren durchaus zu einer Alternative geworden, der Markt für das Fleisch ist da.

Kein typisches Bauernhoftier, aber dennoch daheim auf bäuerlichem Grünland.

In Oberösterreich sind es derzeit etwa 650 Betriebe, die insgesamt 15.000 Stück Wild in Gehegen halten. Sie habem im Schnitt drei Hektar für diese extensive Form der Grünlandnutzung umzäunt.

Extensive Form, auch bergiges Grünland zu bewirtschaften

„Gerade Nebenerwerbsbetriebe stellen sich oft die Frage, wie sie ihr Grünland in einer weniger arbeitsintensiven Form nutzen können“, weiß LK-Präsident Franz Waldenberger. Die Haltung von Dam-, Rot-, Sika- oder Muffelwild im Gehege sei eine Möglichkeit. Diese ergebe hochwertiges, gesundes Wildfleisch und erhalte zugleich die Kultur­landschaft. „Die Wildhaltung in Bergregionen ist ein Produktionszweig, der die oft gestellten gesellschaftlichen Forderungen nach extensiver Grünlandbewirtschaftung, Natur- und Umweltschutz erfüllen kann“, ist Waldenberger überzeugt.

Quelle: Cacha
Wildfleisch-Genuss hat jetzt Hochsaison

Ungefähr die Hälfte der heimischen Wildtierhalter sind im Landesverband der Wildtierhalter organisiert, dessen Obfrau für OÖ und Salzburg Bernadette Watzenböck aus Prambachkirchen ist. „Gatterwild ist wirklich einfach zu halten und auch sehr wider­standsfähig gegenüber Krankheiten“, so die ehemalige Milchbäuerin, auf deren Betrieb sich Dam- und Sikawild auf sechs Hektar biologischer Gehegefläche tummelt. Am Hof der Familie ist auch ein eigener Schlachtraum untergebracht, in den auch Betriebe aus der Umgebung ihre Tiere zum Verarbeiten bringen.

Watzenböck ist begeistert von dieser extensiven Art, Grünland zu nutzen. „Landwirtschaft heißt natürlich immer auch Arbeit“, betont die Direktvermarkterin. Speziell im Herbst, wenn es losgeht mit dem Verabeiten und Vermarkten der Tiere. Diese werden etwa 15 bis knapp 20 Monate alt in der Regel ab September geschossen, direkt auf der Weide. Als „landwirtschaftliche Schlachtung“ erfordert das eine Lebend- und Totbeschau durch einen Veterinär.

„Landwirtschaft heißt natürlich immer auch Arbeit, aber Gatterwild ist wirklich einfach zu halten.“ Bernadette Watzenböck

Die Nachfrage nach Wildfleisch vom Bauernhof sei ungebrochen, sowohl in der Direktvermarktung, als auch in der Gastronomie. „Der Markt ist aufnahmefähig“, betonen Watzenböck und Waldenberger. Direktvermarkter hätten beste Absatzmöglichkeiten. Wer einsteigen möchte, sollte über zumindest zwei bis drei Hektar zusammenhängende Grünlandfläche verfügen. Auch steiles Gelände eignet sich dafür. Wichtig ist eine natürliche Deckung und auch Beschattung durch Busch- oder Baumgruppen, ebenso sollte genügend Wasser vorhanden sein. „Ein Stall ist nicht erforderlich, damit fällt schon ein großer Kostenfaktor weg“, sagt Waldenberger.

Ein Blick auf den jährlichen Konsum von Wildfleisch zeigt, dass in Österreich pro Kopf jährlich 0,5 bis 0,7 Kilo­gramm verzehrt werden. 1200 Tonnen Fleisch kommen aus der landwirtschaftlichen Wildhaltung (davon 400 Tonnen aus Oberösterreich), 3000 bis 4000 Tonnen kommen österreichweit aus der Jagd. Das ergibt einen Selbstversorgungsgrad von etwa 80 Prozent.

Gatterwild bedeutet auch geschmackliche Vielfalt. Das wird klar, wenn Watzenböck das Angebot an verarbeiteten Produkten aufzählt: „Rohschinken, Cabanossi mit und ohne Käse, Salami, Leberpastete, Knacker, Käsekrainer und Pulled Hirsch“.

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