Eine Käserei als Familienbetrieb

Sie ist ein Beispiel für die gute und enge Zusammenarbeit von Bauern, Verarbeitern und Tourismus: die Lechtaler Naturkäserei der Sennereigenossenschaft, die schon in dritter Generation von der Familie Sojer betrieben wird. Nun werden 1,8 Millionen Euro in die Erweiterung und Modernisierung des Betriebes investiert.

Er führt mit viel Herzblut seit 2012 die Lechtaler Naturkäserei: Kurt Sojer. Foto: Robert Eder

Vom Arlberg bis zum Achensee reicht unser Absatzgebiet“ – das berichtet Kurt Sojer im Gespräch. Er führt seit 2012 den Traditionsbetrieb, in dem nun auch sein Sohn, als die vierte Generation, mitarbeitet.

Familienbetrieb: vier Generationen Sojer
Foto: Sojer

 

Der Absatz erfolgt über regionale Partner, aber auch direkt im Bauernladen, der so wie eine Milchtrinkstube an die Käserei angeschlossen ist. 14 Milchlieferanten, darunter vier Almen, stellen über die Genossenschaft im Jahresschnitt 850.000 Liter Milch an die Naturkäserei. Nach einer Studie der Arge Heumilch hat die Almmilch aus dieser Region den höchsten Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in Tirol. Die kurzen Lieferwege und die hervorragende Qualität der Heumilch sind die Basis für rund 25 Käsesorten – von Berg- und Almkäse über Käse mit Bärlauch, Kürbiskernen oder Paprika-Chili sowie Mozzarella bis zu Joghurt, Topfen und Butter. Für den „Beerigen Lechtler“ hat Kurt Sojer eine besondere Rezeptur kreiert: ein cremig-pikanter Schnittkäse mit Rotschmiere, ergänzt durch Preisel- und Heidelbeeren sowie Lechtaler Kräuter.

Im Laden der Käserei gibt es zahlreiche Spezialitäten von Lechtaler Bauern
zu kaufen.
Foto: Sojer

Die Sennereigenossenschaft Steeg wurde 1934 gegründet, seit 1955 ist der Betrieb an die Familie Sojer verpachtet. Zuletzt wurde im Jahr 1996 ein Um- und Zubau verwirklicht. Das neue Projekt sieht eine Erweiterung der Räumlichkeiten vor, damit bis zu 6.000 Liter Milch (derzeit 4.500 Liter) verarbeitet werden können. Dazu werden auch neue Milchlieferanten im oberen Lechtal gesucht. Die Käserei zahlt den Bauern für ihre silofreie Milch ganzjährig einen stabilen, überdurchschnittlichen Preis von derzeit 52 Cent pro Kilogramm.
Derzeit müssen rund 700 Käselaibe nach Lingenau im Bregenzerwald ausgelagert werden. Darum soll der 130 Quadratmeter große Käsekeller verdoppelt werden. Weiters geplant sind ein eigener Verpackungsraum, eine neue Lüftungsanlage, ein Kühlraum für die Auslieferung, ein Lasten- und Personenlift sowie spezielle Geräte, von einem Molkeseparator über eine Milchkühlwanne bis zu einer Camembert-Wanne. So will Kurt Sojer künftig u. a. Käse nach Parmesan-Art sowie Camembert, Grünschimmel- und Blauschimmelkäse herstellen.

Die Käserei in der Dorfmitte von Steeg
Foto: Sojer

Spatenstich für Ausbau und Modernisierung
Kürzlich konnte im Beisein zahlreicher Prominenz, an der Spitze Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann, der Spatenstich für die Erweiterung und Modernisierung der Käserei gesetzt werden „Für mich ist es schön, dass ich bei diesem Projekt von Anfang an mitwirken konnte“, freut sich Ledl-Rossmann. „Das Projekt bringt Wertschöpfung in die Region und ist ein wichtiger Schritt für den ganzen
Bezirk.“

Spatenstich für die Erweiterung der Käserei Steeg (v. l.): Bgm. Günther Walch, Regionalmanager Günter Salchner, Bezirksbäuerin Lisbeth Fritz, Bezirksbauernobmann Christian Angerer, LT-Präsidentin Sonja Ledl-Rossmann,
Sennereiobmann Gerald Walch und Kurt Sojer mit Team.
Foto: BZ/Andreas Humer

Für Bezirksbauernobmann Christian
Angerer ist das Projekt in Steeg auch ein Zeichen, dass es mit der Landwirtschaft im Bezirk aufwärts geht. Weitere Beispiele seien die neue Schlachtstelle im Bezirk, die Steigerung der Direktvermarktung durch Bauernläden und Automaten, aber auch die Tatsache, dass in den letzten zwei Jahren etwa 20 landwirtschaftliche Betriebe im Bezirk neu begonnen
haben. Diesen positiven Trend bestätigen Bezirksbäuerin Lisbeth Fritz und Sennereiobmann Gerald Walch, ebenso sein Bruder Bürgermeister Günther Walch, die auch das außerordentliche Engagement der Familie Sojer loben: „Von diesem Projekt profitiert die ganze Gemeinde, vor allem auch der Tourismus.“
Fördertechnisch begleitet wurde das Projekt von
Regionalmanager Günter Salchner. „Landwirtschaft und Tourismus sollen in-einandergreifen“, so seine Überzeugung. Die Gesamtinvestition in die Erweiterung und Qualitätsverbesserung der Käserei beläuft sich auf 1,8 Millionen Euro, davon stammen 548.000 Euro aus Fördermitteln von EU, Bund und Land Tirol. Die Fertigstellung ist für April 2020 geplant.

Der 130 m2 große Käsekeller wird verdoppelt.
Foto: Sojer

Daten & Fakten zur Lechtaler Naturkäserei

Träger: Sennereigenossenschaft Steeg Pächter: seit 1955 Familie Sojer (seit 2012 Kurt Sojer)
Jährlich verarbeitete Milchmenge:
rund 850.000 Liter Heumilch
ca. 25 Käsesorten (Frischkäse, Schnittkäse, Weichkäse, Hartkäse), Butter, Topfen, Joghurt
Derzeit Erweiterung und Modernisierung
bis April 2020
Gesamtinvestition: 1,8 Mio. Euro, davon 548.000 Euro aus Förderungen von EU, Bund und Land Tirol

Andreas Humer

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