Kommentar von Martin Kugler,
Martin Kugler, Wissenschaftskommunikator am Austrian institute of Technology
Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben klar gezeigt, dass unser heutiges stark globalisiertes Wirtschaftssystem nicht krisenfest ist – laut Welthandelsorganisation WHO wird der globale Handel heuer um ein Drittel einbrechen. Dass das Weltwirtschaftssystem obendrein auch nicht nachhaltig ist, haben wir schon vorher gewusst. Experten sind weitgehend einig, dass sich die bisherige Art der Globalisierung so nicht weiterführen lässt. Nach der Corona-Krise wird die Produktion vieler wichtiger Güter, deren Herstellung zuletzt nach Asien ausgelagert wurde, wieder nach Europa zurückgeholt werden. Die internationale Verflechtung wird deutlich zurückgehen, das Denken in regionalen Kreisläufen wird viel wichtiger werden.
Diese Entwicklung ist zu begrüßen. Allerdings muss man beim Umbau des Wirtschaftssystems vorsichtig sein. Denn man darf dabei zwei Dinge nicht vergessen: Zum einen haben wir selbst stark von der Internationalisierung profitiert. Und zum anderen hat die Globalisierung Hunderte Millionen Menschen im globalen Süden aus bitterster Armut geholfen. Das ist nun gefährdet. Die Welternährungsorganisation FAO warnte dieser Tage davor, dass im Zuge der Corona-Krise eine halbe Milliarde Menschen wieder in Hunger und Armut zurückfallen könnte. Solche Befürchtungen sind sehr ernst zu nehmen!
Die Neugestaltung des globalen Wirtschaftssystems muss also überlegt vorgenommen werden. Das ist eine Mammutaufgabe. Aber wir müssen diesen schwierigen Prozess angehen – daran führt kein Weg vorbei.