Ein Tag im Gatsch? Ein Hochgenuss für die Wasserbüffel im Sipbachtal

Auf Wasserbüffel trifft man meist nur im asiatischen Raum. Oder in unseren Breitengraden im Zoo. Oder man ist zu Gast in im Traunkreis (OÖ), wo sich gleich zwei Bauernfamilien auf die Büffelzucht verlegt haben.

Wasserbüffel sind sehr robuste Tiere, die sich ganzjährig im Freien aufhalten. Wenn die Wiese nichts mehr hergibt, kommen sie bei den Steinhubers in den offenen Winterstall am Hof. FOTO: BZ/Cacha

Die Gemeinde Eggendorf im Traunkreis im Bezirk Linz-Land hat keine 1.000 Einwohner, aber dafür gleich zwei Wasserbüffel-Herden mit jeweils an die 25 Tieren. Sowohl Bettina und Thomas Steinhuber, vulgo „Bauer zu Kreuzing“, als auch Beate und Herbert Schachner, vulgo „Ortnerhof“, haben sich im Jahr 2012 dazu entschlossen, die hierzulande durchaus eher „exotische“ Rinderart auf ihren Weiden zu halten. Das war natürlich kein Zufall, sondern ausgemachte Sache: Beide Paare waren damals auf der Suche nach einer Nische, mit der sie sich den (Wieder-)Einstieg in die Landwirtschaft und damit den Fortbestand der elterlichen Höfe vorzustellen vermochten.

Zur selben Zeit dieselbe „exotische“ Idee
Der „Bauer zu Kreuzing“ wurde bis in das Jahr 2000 von Thomas‘ Eltern Franziska und Karl als Milchvieh-betrieb geführt. In den Jahren darauf stand plötzlich ein großes Frage-
zeichen dahinter, denn der Sohn hatte die Liebe seines Lebens gefunden, sich daraufhin in Bayern niedergelassen und eine Familie gegründet. „Als unsere Kinder neun und fünf Jahre alt waren, haben wir uns dazu entschlossen, den Hof in Eggendorf zu übernehmen“, erzählt Ehefrau Bettina. Das sei eine große Entscheidung gewesen, „aber wir haben sie nie bereut“.
Die Quereinsteiger vom heutigen Partnerbetrieb waren Bekannte von Thomas Steinhuber. Schnell war klar, dass beide Familien das Gleiche wollten, nämlich etwas Alternatives. „Wir hatten damals mit Bisons spekuliert, Beate und Herbert zur selben Zeit mit Wasserbüffeln“, erinnert sich Thomas. „Was lag also näher, als dasselbe zu machen und sich dabei gegenseitig zu unterstützen?“ 2013 habe man die ersten Wasserbüffel bekommen, seit 2016 ist der Bauer zu Krezing ein offizieller Biobetrieb.
Mittlerweile ist die Herde der Steinhubers auf acht Mutterkühe angewachsen. „Ungefähr siebenmal pro Jahr gibt es Nachwuchs“, weiß Bettina Steinhuber. Die Kälber kommen zwischen August und Anfang Oktober nach zehnmonatiger Tragezeit zur Welt. Fremde Hilfe brauche es dazu nicht.
Die Jungstiere verbleiben etwa acht Monate in der Herde, dann werden sie auf eine eigene Weide gebracht. „Der Valentin würde sie sonst ohnehin verjagen“, meint Thomas Steinhuber. Er kennt seinen 1.000 Kilogramm schweren Valentin gut. „Mir aber würde er nie etwas tun, auch wenn er gerade einen Jungstier verfolgt, und ich mich dazwischen stelle“, behauptet der 48-jährige Büffelzüchter. Denn generell seien Wasserbüffel sehr zugängliche, friedfertige Tiere – aber auch scheu und ruhig , gar nicht so gefährlich wie sie aussehen. „Ich möchte keine anderen Tiere mehr. Wenn ich gestresst bin von der Arbeit, setze ich mich auf die Weide und beobachte sie. Das entspannt ungemein.“

Thomas und Bettina Steinhuber mit Tochter Luisa: „Wollen keine anderen Tiere mehr.“
FOTO: BZ/Cacha

Tiere suhlen liebend gerne im Schlammbad
Seine Wasserbüffel würden auch perfekt auf die feuchten, mageren Wiesen rund um seinen Hof passen. Denn wie der Name schon sagt, kommen sie nicht ohne Wasser(-bad) aus. Ein kleiner Zufluss zum Sipbach versorgt die auf den Weiden ausgehobenen Suhlen mit frischem Nass. Dass der „Naturpool“ eher gatschig ist, mache den Tieren nichts aus: Ab einer Temperatur von 25 Grad Celsius brauchen sie das Wasser zum Kühlen ih-
rer Körper und den Schlamm als natürlichen Insektenschutz, denn durch die vertrocknete Kruste sticht kein Quälgeist mehr hindurch. „Wenn es sehr heiß ist, kommen sie überhaupt nur zum Fressen raus“, berichtet Thomas. Apropos Fressen: Die Büffel sind genügsam, neben Gras gibt es für sie nur Heu, etwas Heusilage und einen Mineralleckstein.

Die Büffelsalami ist bei den Kunden beliebt.
FOTO: BZ/Cacha

Gesundes Fleisch mit leichtem Wildgeschmack
Geschlachtet werden die Tiere stressfrei am Hof, deren Fleisch aufgearbeitet unweit entfernt von einem Bio-Fleischhacker. Je nach Größe, Alter und Geschlecht liefert ein geschlachtetes Tier etwa 150 bis 220 Kilogramm verwertbares Fleisch. Geschmacklich wie Rindfleisch, ist dieses feinfaseriger und bekommt mit zunehmendem Alter des Tieres einen leichten Wildeinschlag. „Am Anfang war der Verkauf zäh, aber wir waren immer davon überzeugt, mit unserer Tierhaltung das Richtige zu tun“, sagt Bettina Steinhuber. „Unser Fleisch, mit ausgezeichnetem Geschmack und gesunden Inhaltsstoffen kann man ohne schlechtes Gewissen essen.“
Mittlerweile wird es großteils vorbestellt, man habe Kunden von Wien bis München. Wasserbüffelfleisch enthält anders als herkömmliches Rind­fleisch weniger Cholesterin und Kalorien, dafür mehr Eiweiß und Mineralstoffe. Es hat mehr Muskel- und weniger Bindegewebe. In der Küche sei lediglich auf die etwas längere Garzeit zu achten.
Die zwei Partnerbetriebe helfen einander und kooperieren auch beim gemeinsamen Internetauftritt ihrer „Sipbachtaler Wasserbüffeln“. Bettina Steinhuber: „Man muss auch dabei ein bisschen alternativ denken und darf keinen Konkurrenzdruck entwickeln.“ Das ermöglichte heuer auch den ersten Familienurlaub.

Betriebsspiegel: Sipbachtaler Wasserbüffel

Zum Betrieb Steinhuber gehören 20 Hektar Ackerland und Wiesen (davon sechs Hektar verpachtet), sowie fünf Hektar Wald. Die Wasserbüffelherde zählt etwa 25 Tiere. Die Nachzucht wird im Alter von zwei bis zweieinhalb Jahren geschlachtet, das Fleisch im eigenen Hofladen verkauft, auch in Form von Büffelsalami, Chorizo, Rohschinken und Pasteten. Als gelernte Floristin bietet Bettina Steinhuber auch Dekoratives an. Ehemann Thomas geht einer außerbetrieblichen Vollzeitbeschäftigung nach. Etwa gleich groß ist die Wasserbüffelherde der Familie Schachner. Der Partnerbetrieb liegt etwa einen Kilometer entfernt.
www.sipbachtaler-wasserbueffel.at

Gabi Cacha

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