In den letzten drei Jahrzehnten hat sich viel verändert am Kaudinghof in der kleinen oberösterreichischen Gemeinde Pennewang: In den 1990er-Jahren war der Betrieb von Anna und Alfred Payrhuber spezialisiert auf Ackerbau. Im Jahr 2000 wurde ein Maststall für 400 Schweine errichtet. Fünf Jahre später kam mit der Legehennenhaltung ein weiterer tierischer Betriebsschwerpunkt hinzu. Das war für den Familienbetrieb auch der Einstieg in die Direktvermarktung. Tochter Pauline Payrhuber, die auch als Hofnachfolgerin vorgesehen ist, hat sich mit der Produktion und dem
Verkauf von Nudeln ihren eigenen Arbeitsplatz zu Hause geschaffen.
Nach Praktikum heim auf den elterlichen Betrieb
2014 hat die Tochter des Hauses an der Landwirtschaftsschule Elmberg maturiert. Nach einem mehrmonatigen freiwilligen Praktikum in Norddeutschland entschied sie sich, daheim am Betrieb zu arbeiten: „Ich bin einfach stark in der Landwirtschaft verankert“, betont Pauline Payrhuber ihre Entscheidung dafür.
Während Mutter Anna für die Mastschweine hauptverantwortlich ist, kümmert sich Vater Alfred um den Ackerbau. Auf insgesamt 50 Hektar Eigengrund werden neben Soja und Raps vorwiegend Mais und Weizen angebaut. Der Großteil des hofeigenen Getreides wird an die Schweine und Hühner verfüttert.
Bei der Arbeit rund um die Legehennen helfen alle drei zusammen, da dies einfach die meiste Zeit beansprucht. Kein Wunder, gilt es doch täglich immerhin 6100 Hühner zu füttern sowie deren Eier zu sortieren, zu stempeln, zu verpacken und zu vermarkten. Etwas mehr als die Hälfte der Eier wird direkt vermarktet. „Frische ist hier das Um und Auf. Wir verkaufen unsere Eier tagesfrisch“, betont Anna Payrhuber. Die Auslieferung erfolgt im Umkreis von circa 40 Kilometern. Solche Touren bedeuten natürlich einen erhöhten Zeit-, Arbeits- und Kostenaufwand. Vorteile davon sind ein besserer Preis sowie der direkte Kontakt zu den Kunden. „Wir haben uns schon daran gewöhnt, und machen es auch gerne“, ist sich die Familie einig.
Nudeln aus hofeigenen Eiern produzieren
Seit einem Jahr gibt es am Kaudinghof ein weiteres Standbein. Die künftige Hofnachfolgerin erzeugt Teigwaren. „Ich arbeite gerne mit Lebensmitteln und habe mir gedacht, wenn wir schon selber die Eier haben, kann man daraus doch auch was machen“, so die 22-Jährige. Gesagt, getan. Eine Nudelmaschine wurde angeschafft und ein gesetzlich vorgeschriebener Verarbeitungsraum für Lebensmittel eingerichtet. Ein bis zwei Tage pro Woche erzeugt sie darin – aus hofeigenen Eiern und Durumgrieß – Nudeln in den verschiedensten Varianten. Insgesamt werden zehn unterschiedliche Sorten produziert. Zudem gibt es saisonale Spezialitäten, wie beispielsweise Bärlauchnudeln. In einem speziellen Trocknungsraum werden die Nudeln zwei Tage lang auf zehn bis zwölf Prozent Feuchtigkeit getrocknet. Dadurch wird eine Haltbarkeit von circa zwei Jahren möglich – ein nicht unwesentlicher Vorteil in der Direktvermarktung. Obwohl noch nicht lange am Markt, sind die Nudeln von Pauline Payrhuber bereits sehr begehrt. Sie werden nicht nur von Privatkunden gern angenommen, sondern finden auch Abnehmer in der Gastronomie sowie im Lebensmitteleinzelhandel. „Ich verwende dreimal so viel Eier wie in normalen Nudeln drinnen sind. Deshalb ist auch der Geschmack besser“, erklärt sie ihr Erfolgsrezept.
Der Kaudinghof ist im Internet präsent
Auch in Sachen Marketing bestreitet die Jungbäuerin, die derzeit nebenbei die Ausbildung zur Geflügelwirtschaftsmeisterin absolviert, seit Kurzem neue Wege. Auf Facebook hat sie eine eigene Seite namens „Kaudinghof“ angelegt. Dort wird nicht nur der Betrieb präsentiert, sondern es werden auch die hofeigenen Produkte beworben. Zudem gibt es Gewinnspiele, Rezepte und praktische Tipps für die
Küche. Immerhin knapp 300 Personen „gefällt das“, und es werden täglich mehr. „Facebook ist ein tolles Gratismedium, um die Menschen zu erreichen und Eigenwerbung zu betreiben. Die mögliche Reichweite im Internet ist schon unglaublich“, so Payrhuber.
Hofladen mit Selbstbedienung
Das neueste Projekt der Familie ist ein Hofladen. Dort können sich die Kunden selbst bei den Produkten vom Kaudinghof bedienen – natürlich nur gegen Bezahlung. Hierbei handle es sich vorerst um einen Versuch, bei dem man noch nicht wisse, wie es von den Kunden angenommen werde. Von Montag bis Samstag ist von 8 bis 18 Uhr geöffnet. „Am Anfang war es schon ein komisches Gefühl, dass eine Tür offen ist, auch wenn niemand zu Hause ist“, so Anna Payrhuber. Durch den Hofladen erhofft sie sich aber ein mehr an Lebensqualität: „Ansonsten ist man ein Gefangener.“
„Nicht einfach, rein von der Landwirtschaft zu leben“
Nicht nur der Kaudinghof hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert, sondern auch die heimische Landwirtschaft. „In der heutigen Zeit ist es nicht einfach, rein von der Landwirtschaft zu leben“, so Jungbäuerin Pauline. Sie ist davon überzeugt, dass ein Betrieb nur bestehen kann, wenn darin investiert und er so am neuesten Stand gehalten wird. Was jedoch keinesfalls bedeute, unbedingt wachsen zu müssen. „Entweder Diversifizierung oder Massenproduktion – dazwischen wird es in der Landwirtschaft schwierig“, ist die 22-Jährige überzeugt.
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