Mittlerweile ist der Sitzungstag der drei Nachbarländer zur Tradition geworden: „Der Austausch über die Landesgrenzen hinaus findet zum Wohle unserer Bäuerinnen und Bauern bereits seit mehreren Jahren statt. Der Wissenstransfer und das gemeinsame Bearbeiten von Problemen ist erfolgreicher, wenn man auf Erfahrungswerte der anderen zurückgreifen und somit optimale Lösungen erzielen kann“, so Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler, der diesmal gemeinsam mit LK-Präsident NR Josef Hechenberger Gastgeber des Treffens war.
In Generationen denken – Tierwohl bis Bodenschutz
Neben dem aktuellen Stand der nationalen und regionalen Tierhaltungsstrategien wurden auch die Haltungs- bzw. die Herkunftskennzeichnung diskutiert: „Wir bemerken ein Umdenken und eine größere Sensibilität in der Bevölkerung seit Beginn der Pandemie. Menschen haben wieder mehr Gespür für Regionalität und wollen wissen, woher ihr Essen kommt“, so Obmann Geisler. Leo Tiefenthaler ergänzte: „Die Kennzeichnung regionaler Produkte ist ein Schlüssel zum Erfolg, gerade für Regionen wie Tirol, Südtirol und Bayern, da in diesen Ländern hochwertigste und sichere Erzeugnisse produziert werden. Der Südtiroler Landtag hat deshalb erst kürzlich einen Beschluss zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung auch in der Gastronomie gefasst.“
Ein gemeinsames Auftreten der bäuerlichen Vertreter wird es weiterhin bei den Verhandlungen über die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) geben. Tiefenthaler hält daran fest: „Ziel muss es sein, die erschwerten und sehr aufwendigen Produktionsbedingungen gerade im Berggebiet abzugelten.“ Bei den Direktzahlungen sprechen sich Nord- und Südtirol klar für eine bessere Förderung der ersten Hektare aus, um kleinere Betriebe noch besser unterstützen zu können. Bayern hat dieses Modell bereits umgesetzt. In der zweiten Säule der Agrarpolitik braucht es weiterhin eine starke Bergbauernförderung durch die sogenannte Ausgleichszulage sowie die faire Abgeltung der Umweltleistungen durch entsprechende praktikable Umweltprogramme. Einig sind sich alle Bünde dabei, dass auch zukünftig Jungübernehmer nachhaltig abgesichert und eine starke Investitionsförderung weitergeführt werden müsse: „Es geht um die Zukunft unserer Höfe und um die Aufrechterhaltung der Lebensmittelversorgung in unseren Ländern.“
Ausweisung von Weideschutzzonen
Im Zentrum des Austausches stand ein Maßnahmen-Update im Umgang mit der Rückkehr des Raubtieres Wolf. Die Zunahme des Großraubwilds im Alpenraum erschwere bzw. verunmögliche mancherorts die Arbeit der Bergbauern. „In Bayern gibt es drei Managementpläne, je einen für Wolf, Bär und Luchs. Auch befindet sich dort bereits eine paktierte Ausweisung von Weideschutzzonen in Umsetzung. Wir haben die Frage nach dem ‚ob‘ schon geklärt, nun geht es bei uns um die Umsetzung“, sagte der Obmann des Bayerischen Bauernverbandes, Walter Heidl. Ein gemeinsames Auftreten sei wichtig, da auch NGO’s grenzüberschreitend gut vernetzt und gebündelt auftreten.
Südtirol habe mit Wölfen und letztlich auch mit Bären sehr negative Erfahrungen gemacht. Insgesamt müsse gerade im nichtbäuerlichen Bereich und bei der Stadtbevölkerung deutlicher aufgezeigt werden, was die Ansiedelung von Bären und Wölfen für die Weidehaltung und im besonderen für die Almwirtschaft bedeutet. „Wird die heimische Almwirtschaft durch die Rückkehr des Wolfes zurückgedrängt und gerade die Schafhalter zur Aufgabe ihrer Betriebe gedrängt, wäre das ein massiver Verlust für unsere Länder.“ Einig war man sich schließlich darüber, dass in erster Linie die nationalen Spielräume bei der Entnahme von Problemtieren umgehend genutzt werden müssen, mittelfristig will man aber auch mit einem gemeinsamen Schulterschluss der Alpenländer auf EU-Ebene eine Senkung des Schutzstatus für den Wolf erreichen.
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