Die anhaltende, massive Trockenheit zog sich als Hauptthema durch die Krisengespräche, die Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger zu Wochenbeginn auch in Niederösterreich führte. Beim Lokalaugenschein in Raabs an der Thaya kündigte sie eine Million Euro als Soforthilfe für Niederösterreich an. Damit sollen das Borkenkäfer-Schadholz mittels Harvester rasch entrindet und aus dem Wald geholt werden, um den Schädling wirksam zu bekämpfen.
Rettung der Wälder erfordert dringend weitere Maßnahmen
Alleine im Waldviertel hat der Käfer im vergangenen Jahr eine Waldfläche in der Größe der halben Landesfläche von Wien vernichtet. Allein in der Gemeinde Raabs sind in den vergangenen drei Jahren 2000 Hektar Wald dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Der Schaden wird mit rund 30 Millionen Euro beziffert.
Im Bezirk Waidhofen an der Thaya machte sich Köstinger bei Daniela und Matthias Theurer in Modsiedl ein Bild von den Waldschäden und zeigte sich dabei bedrückt: „Die Situation in unseren Wäldern wegen der anhaltenden Dürre und dem Schädling ist alarmierend. Die Holzlager sind voll und wir haben die schlimmste Zeit noch nicht überstanden.“ Den katastrophalen Auswirkungen dieser KlimwandelFolgen auf die Wälder könne nur mit Zusammenhalt und weiteren Maßnahmen begegnet werden, gab sich die Ministerin überzeugt: „Die jüngsten Abnahme-Zusagen der Industrie sind zwar ein erster gemeinsamer Verhandlungserfolg. Zusätzlich werden wir eine Million Euro in die Harvesterentrindung in Niederösterreich bereitstellen. Die Bundesregierung steht unseren Waldbauern weiterhin zur Seite“, versprach Köstinger.
Für Bauernbundobmann Stephan Pernkopf und Direktor Paul Nemecek müssen den bisher gesetzten Maßnahmen als wichtige Sofortmaßnahmen nun rasch weitere folgen. „Derzeit brechen tausende Hektar Wald zusammen. Wir müssen alles daransetzen, dem entgegenzutreten“, erklärten sie unisono. Pernkopf: „Wir haben in den vergangenen Jahren bereits massiv in die Wiederaufforstung und den Forstschutz investiert. Alleine 2019 gab es rund 1500 Anträge mit einer Fördersumme von fünf Millionen Euro. Heuer wird der Bedarf sicher noch steigen.“ Auch LK-NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner begrüßte die ersten positiven Signale nach den Gesprächen mit der Sägeindustrie: „In dieser angespannten Ausnahmesituation muss das anfallende Holz nun so rasch als möglich aus dem Wald in die verarbeitende Industrie abtransportiert werden. Auch die Errichtung weiterer Nass- oder Trockenlager hat jetzt absolute Priorität.“
Folgen des Klimawandels sind längst unübersehbar
Nicht weniger dramatisch das Bild wenige Stunden später bei einem Lokalaugenschein im Ackerbau, konkret auf den Feldern von Eva und Erwin Bernreiter in Hollabrunn. Dort traf die Delegation auf LK-NÖ-Vizepräsident Lorenz Mayr. Auch er verwies auf die immense Problematik Trockenheit und Schädlingsdruck aufgrund des Klimawandels: „Im Pflanzenschutz Bereich fehlen uns geeignete Pflanzenschutzmittel, obwohl wir in Niederösterreich ohnehin fachlich fundiert dank Notfallszulassungen Wirkstoffe zur Verfügung haben, die es anderswo nicht mehr gibt.“ Gleichzeitig zeige die Corona-Krise deutlich, dass Österreich seine Agrarproduktion im eigenen sicherstellen müsse, „um die Eigenversorgung mit Lebensmitteln immer zu gewährleisten.“
Auch am staubtrockenen Acker der Bernreiters sind die Trockenschäden samt Schädlingsdruck unübersehbar. Hier wie auch auf benachbarten Feldern haben Rübenkäfer und Erdfloh hektarweise die aufgehende Rübensaat kahlgefressen. „Es sei frustierend, wenn so binnen weniger Tagen die mühevolle Feldarbeit der Bäuerinnen und Bauern zunichte gemacht wird“, so Pernkopf und Köstinger ernüchtert auf dem ausgedörrten Feld.
5000 Hektar Zuckerrüben von Rüsselkäfer, Erdfloh vernichtet
Laut Karl Neubauer, Vize-Obmann der NÖ Rübenbauern, ist die Lage mehr als prekär: „In Niederösterreich sind heuer 5000 Hektar Rübenfläche von Schädlingen vernichtet worden. „Wir haben ein echtes Problem. Die Situation ist prekär“, so ein Aufruf, rasch Anworten darauf zu finden. Denn klar sei: „Wir wollen auch in Zukunft heimischen Zucker produzieren“, so Neubauer, während Lukas Bernreiter räsoniert: „Als junger Landwirt überlegt man schon, wie es in der Zukunft wohl weitergeht und ob sich die Produktion auch in einigen Jahren noch rechnen wird.“
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- 09 02 20 20 NO: BMLRT/PAUL GRUBER