„Die Teuerung bringt unsere bäuerlichen Betriebe unter Druck“

Steigende Energiekosten, hohe Inflation, Versorgungssicherheit sowie Klimaschutz – über diese Herausforderungen und Chancen für die heimische Landwirtschaft diskutierte Bundesminister Norbert Totschnig in der Raiffeisenlandesbank OÖ mit Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger und Berglandmilch-Generaldirektor Josef Braunshofer.

Am Podium diskutieren: Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger und Berglandmilch-Generaldirektor Josef Braunshofer

Wir leben in einer Zeit multipler Krisen, welche uns vor große Herausforderungen stellt. Die Teuerung und die gestiegenen Betriebsmittelkosten bringen auch unsere bäuerlichen Familienbetriebe stark unter Druck“, betonte Norbert Totschnig Anfang dieser Woche in der Raiffeisenlandesbank OÖ bei der Veranstaltung „Minister im Dialog“.

Quelle: RLB OÖ
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig informierte die mehr als 200 Gäste im Raiffeisenforum über die aktuelle Lage in der Land- und Forstwirtschaft.

Die Sicherstellung der Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln habe daher oberste Priorität. Um diesen Auftrag nachkommen zu können, bekommen die Bäuerinnen und Bauern die bestmögliche Unterstützung. Totschnig gab einen Einblick, welche Punkte seine Arbeit und die des Landwirtschaftsministeriums derzeit prägen und informierte die mehr als 200 erschienenen Gäste im Raiffeisenforum über die bereits erfolgten Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung: „Wir in Österreich haben rascher als alle anderen EU-Länder reagiert und wirksame Entlastungspakete umgesetzt. Neben dem 28 Milliarden Euro-Anti-Teuerungspaket wurde zusätzlich ein 110 Millionen Euro-Versorgungssicherungspaket geschnürt, wovon zirka 27 Millionen Euro an 22.500 bäuerliche Betriebe in Oberösterreich ausbezahlt werden.“ Die Antragstellung für das Versorgungssicherheitspaket erfolgt automatisch und die Auszahlung soll noch vor Weihnachten durchgeführt werden. Um die Lebensmittelversorgung in Österreich zu sichern, werde man den bäuerlichen Betrieben auch bei den Stromkosten unter die Arme greifen. Totschnig verwies in diesem Zusammenhang auf den 120 Millionen Euro-Stromkostenzuschuss für Bäuerinnen und Bauern, der vergangene Woche im Ministerrat beschlossen wurde. Die genaue Ausgestaltung werde in den nächsten zwei Wochen erarbeitet. Zudem werde den Landwirten die Mehrkosten die beim Diesel durch die CO2-Bepreisung entstehen, rückvergütet.

„Neue GAP bietet echte Perspektiven“

Die GAP-Reform stehe kurz vor der Umsetzung, der dazugehörige nationale Strategieplan wurde seitens der EU bereits genehmigt. „Der Strategieplan ist ausgewogen und die neue GAP bietet eine echte Perspektive für die Landwirtschaft. Sie enthält Elemente die mehr Leistung einfordern, aber dafür haben wir mehr Geld zur Verfügung.“ Jetzt gehe es in erster Linie darum die Reform zu erklären und möglichst hohe Teilnahmeraten beim Agrarumweltprogramm ÖPUL zu erreichen. Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger verwies in diesem Zusammenhang auf die Infoveranstaltungen der Landwirtschaftskammer, die jetzt im Oktober und November in allen Bezirken abgehalten werden.
Zudem betonte sie die Bedeutung des Agrarbundeslandes Oberösterreich: „Wir sind stark in der Veredelung, im Ackerbau, aber auch im Bio-Landbau und der Energie-Landwirtschaft“, und forderte ein klares Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft: „Schlussendlich sind es die Konsumenten, die mit dem Griff ins Regal über die Existenz der bäuerlichen Familienbetriebe entscheiden. Wer in guten Zeiten die Regionalität und die heimische Land- und Lebensmittelwirtschaft fördert, darf sich auch in Krisenzeiten auf sie und eine gesicherte Versorgung mit qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln verlassen.“
Unterstützung bekam sie dabei von Bergland-Chef Josef Braunshofer, der die Top-Qualität der heimischen Produkte betonte. Angesprochen auf die auch hier erfolgten Preiserhöhungen, etwa bei Butter, entgegnete er, dass „Butter jetzt endlich den Preis hat, den sie seit langem verdient. Der Wert von Lebensmitteln darf nicht nur auf den Preis reduziert werden. Qualität und Herkunft der Rohstoffe machen ein Lebensmittel aus“, so Braunshofer.
RLB-Generaldirektor Heinrich Schaller betonte die Verbundenheit seines Hauses mit der Landwirtschaft und den Bäuerinnen und Bauern: „Der Raiffeisen-Sektor ist aus dem landwirtschaftlichen Bereich herausgewachsen und sozusagen ‚von Geburt an‘ mit ihm verbunden. Gerade in schwierigen Zeiten ist es uns daher besonders wichtig, Schwerpunkte im Agrarbereich zu setzen“, betonte Schaller. Die aktuellen Themen wie Energieknappheit und Inflation treffen auch die Landwirtschaft derzeit massiv. „Wir dürfen uns hier nicht nur auf die Politik verlassen, sondern müssen alles daran setzen, die derzeitigen Herausforderungen auch als Gemeinschaft in den Griff zu bekommen. Der Solidaritäts- und Genossenschaftsgedanke von Raiffeisen gilt ganz besonders in der aktuellen Zeit“, so Schaller.

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  • Am Podium: RLB OÖ
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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