Das hohe Arbeitspensum bei Urlaub am Bauernhof wirkt sich oft negativ auf die Rentabilität aus.

Bäuerliche Gästebeherbergung ist im Trend, sowohl auf Anbieter- als auch auf Besucherseite. 2023 waren Nächtigungen in Ferienwohnungen die am stärksten gewachsene Beherbergungskategorie im heimischen Tourismus, 28 Prozent der 151 Mio. Nächtigungen fanden im Vorjahr in einer Ferienwohnung statt. Gerade im benachteiligten Gebiet schafft Vermietung ein Zusatzeinkommen und Arbeitsplätze am Hof. In der vergangenen Sommersaison durften sich die 2.300 Mitgliedsbetriebe des Verbandes Urlaub am Bauernhof (UaB) im Schnitt über 64 Belegstage freuen. Für ein Zimmer mit Frühstück wurden durchschnittlich 53,10 Euro pro Person und Tag eingenommen, bei Ferienwohnungen waren es 129,10 Euro. Verbandsangaben zufolge erwirtschaften UaB-Betriebe 36 Prozent des Hofeinkommens im Tourismus. Clusterobmann Johann Hörtnagl ist überzeugt: „Der Betriebszweig Urlaub am Bauernhof ist für unsere Mitglieder wirtschaftlich sehr wichtig und gleicht Schwankungen bei den Erlösen aus anderen bäuerlichen Bereichen aus.“ Gegenüber ihrer Dachorganisation äußerten sich satte 91 Prozent der Betriebsführer „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ mit Buchungslage und Einkommen.

Hörtnagl: „Der Betriebszweig Urlaub am Bauernhof ist für unsere Mitglieder wirtschaftlich sehr wichtig.”

Eine 2022 im Journal der Österreichischen Gesellschaft für Agrarökonomie veröffentlichte Studie von Professor Leopold Kirner mahnt diesbezüglich jedoch zur Vorsicht. Kirner, an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik für alle ökonomischen Belange verantwortlich, untersuchte damals die Buchführungsergebnisse von 17 Betrieben, die Urlaub am Bauernhof anbieten und auch für den Grünen Bericht dokumentieren. Die Wirtschaftlichkeit von Urlaub am Bauernhof sei zuvor kaum wissenschaftlich untersucht worden, daher entschloss sich der Hochschulprofessor, neben einer Vollkostenrechnung auch Interviews mit den Bauern zu führen. Zwar sei die Stichprobe nicht repräsentativ, aber dennoch „ein gutes Abbild der österreichischen Urlaub am Bauernhof-Anbieter“, hält Kirner fest. So seien auf allen Höfen zumindest 6.000 Euro Ertrag aus der Vermietung generiert worden, nahezu alle wirtschafteten im benachteiligten Gebiet auf durchschnittlich 27 Hektar.

Nur die Hälfte der Arbeitszeit bezahlt

Das Ergebnis: Die Einkommensbeiträge der bäuerlichen Vermieter schwankten beträchtlich, trotz durchwegs positiver Deckungsbeiträge war das Betriebszweigergebnis im Mittel jedoch negativ. Nur rund die Hälfte der Arbeits- und Zinskosten konnten die Bauern durch die Einnahmen abdecken, und das, obwohl sich ihr Umsatzerlös auf einen Mittelwert von 31.800 Euro belief. Auch hier streuten Kirners Berechnungen stark. Während der umsatzstärkste Betrieb 80.000 Euro Direktleistungen verbuchte, nahm der schwächste Hof lediglich 9.000 Euro ein.

Als Stellschrauben für eine erfolgreiche Vermietung machte Kirner zwei Kostenfaktoren aus: „Arbeitszeit und Investitionen.“ Denn unter den Fixkosten schlugen Gebäudeabschreibungen und Instandhaltungen mit über 60 Prozent der gesamten Fixkosten zu Buche. Nicht zu unterschätzen sei auch die investierte Arbeitszeit. Diese belief sich bei den untersuchten Höfen auf durchschnittlich 1.314 Stunden pro Jahr. Werden diese mit 11,90 Euro zuzüglich Sozialversicherungsbeiträge berücksichtigt, ergäbe sich nur bei vier der 17 Betriebe noch ein positives Betriebszweigergebnis. Der Rentabilitätskoeffizient (eine weitere Maßzahl für die Wirtschaftlichkeit des Betriebszweigs) sei Kirners Publikation zufolge sogar deutlich niedriger als jener in Direktvermarktung.

„Die eigenen Zahlen kennen“

Jenen Bauern, die Urlaub am Bauernhof anbieten, rät Professor Kirner deshalb auch, die aufgewendete Arbeitszeit genau unter die Lupe zu nehmen. „Bringen angebotene Serviceleistungen auch einen entsprechenden Mehrwert?“, stellt der Ökonom im Hinblick auf das oft breite Rahmenprogramm auf Urlauber-Bauernhöfen in den Raum. Ein Patentrezept für die wirtschaftliche Führung eines bäuerlichen Beherbergungsbetriebes kann er allerdings auch nicht bereitstellen.

Prof. Kirner: „Für eine Prüfung der Rentabilität genügt es nicht, allein den Deckungsbeitrag im Auge zu behalten.“

„Eindeutige Muster fehlen“, schreibt er auch in der wissenschaftlichen Zeitschrift. Basis für sämtliche Überlegungen müsse jedoch die Kenntnis der wirtschaftlichen Kennzahlen des Betriebes sein. Seine Empfehlung: „Für eine Prüfung der Rentabilität genügt es nicht, allein den Deckungsbeitrag im Auge zu behalten. Auch Arbeitszeit und Investitionsaufwand sind mitzudenken.“ Bleibt zu hoffen, dass dieser Appell auch auf offene Ohren stößt. Erste Berechnungen der Statistik Austria zur Buchungslage in der zu Ende gehenden Wintersaison stimmen jedenfalls positiv. Fast 3 Prozent Nächtigungsplus soll der Jänner 2024 im Vorjahresvergleich eingebracht haben. Möge sich dieses Plus auch in den Geschäftsbüchern der Bauern niederschlagen.

- Bildquellen -

  • Urlaub am Bauernhof: agrarfoto.com
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AUTORClemens Wieltsch
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