Die Saatgutvermehrung ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die von den Mitgliedsbetrieben der Saatbau Linz mit hoher Professionalität durchgeführt wird. Auf knapp 13.100 Hektar werden in Österreich jährlich circa 230 Sorten von mehr als
40 Kulturarten vermehrt. Die Vermehrung von Bio-Saatgut nimmt einen zunehmenden Flächenanteil ein und beträgt aktuell circa 3.500 Hektar. „Die Aufteilung der Produktion auf ausgewählte Klimagebiete in Österreich und Osteuropa gibt ein hohes Maß an Sicherheit bei der Rohwarenbeschaffung. Der hohe Qualitätsstandard in der Feldproduktion durch erfahrene Mitgliedsbetriebe ist die wichtigste Grundlage für exzellente Saatgutqualität. Die Landwirte werden in jeder Region von ausge­bilde­tem Fachpersonal speziell betreut. Die jährliche Vermehrungsplanung wird mit den Betriebsleitern abgestimmt“, erklärt Saatbau-Geschäftsführer Josef Fraun­dorfer das Prozedere der Saatgut-Vermehrung.

Die sogenannte Rohwarenschiene hat sich bei der Saatbau in den vergangenen 70 Jahren bestens bewährt, zum Vorteil der Produzenten, Mitglieder und für das Unternehmen. Eine klare Aufteilung von Risiko und Verantwortung sorgt für stabile, sichere Saatgutversorgung.
Das produzierte Saatgut wird in den Aufbereitungsbetrieben Linz, Neuhof, Geinberg und Pöttelsdorf übernommen und mit modernster Technologie zu hochwertigem Qualitätssaatgut aufbereitet.

Darüber hinaus kann die Saatbau Linz auf beinahe 50 Jahre Erfahrung in der Hybridmaisproduktion im FAO-Bereich von 200–440 zurückblicken. Die Finalisierung des zertifizierten Hybridmaissaatgutes erfolgt in der Großanlage Linz sowie in der neuen Saatmaisanlage in Geinberg.

Jährlich werden circa 50.000 Tonnen Rohware an Getreide, Mais, Soja und Raps in den modernen Saatgutanlagen verarbeitet. Viele Kunden im In- und Ausland bedienen sich der Möglichkeit und der Sicherheit der Qualitätssaatgutproduktion.

Hiegelsberger vermehrt Hafer am eigenen Betrieb

Quelle: Land OÖ
Hiegelsberger vermehrt die Hafersorte „Max“.

Einer der bekanntesten Vermehrer im Land ob der Enns ist der oberösterreichische Agrarlandesrat Max Hiegelsberger, der heuer erstmals Hafer und Grünschnittroggen für die Saatbau Linz vermehrt. „Betriebliche Veränderungen ergaben freie Flächen und somit kann das große Interesse an der Vermehrungsarbeit auch zum ersten Mal am eigenen Betrieb ausgelebt werden“, erklärt Hiegelsberger die Beweggründe. Er kann sich dadurch wie-der stärker mit der angebotenen Sortenvielfalt für den Anbau am eigenen Betrieb auseinandersetzen. Zudem sei es so wie bei allen landwirtschaftlichen Tätigkeiten, ein perfekter Ausgleich zur politischen Arbeit: „Die Beschäftigung mit den Pflanzen erdet mich. Hier kann ich meine Leidenschaft für den Pflanzenbau einfach wieder intensiver leben“, so Hiegelsberger.

Vorgangsweise bei der Vermehrung

Ausgehend von der konzipierten Verkaufsplanung für das nächste Jahr errechnet sich die Vermehrungsplanung bei den einzelnen Kulturarten und Sorten. Die dazu benötigten Flächen werden auf unterschiedliche Vermehrungsgebiete aufgeteilt. Das dient einerseits der Risikoabsicherung und anderseits wird bei der Vermehrung der einzelnen Kulturarten Rücksicht auf deren optimalen Standortanforderungen (z. B. im Trockengebiet) genommen, weil die klimatischen Bedingungen nur dort bestmögliche Ergebnisse zu-lassen.
Es erfolgt die Aufteilung der Sorten mit den jeweilig benötigten Flächen auf die einzelnen Gebiete. In enger Abstimmung zwischen den Gebietsbetreuern und deren Mitgliedsbetrieben wird festgelegt, welche Sorte auf welchen Flächen zur Vermehrung kommt. Dabei wird auch die Menge an benötigtem Vermehrungssaatgut mit dem Vermehrungsbetrieb vereinbart.

Jeder Landwirt erhält einen Vermehrungsvertrag, den er mit konkreten Angaben zu Feldname, Schlaggrö­ße, Vorfrüchte, Katastral-gemeinde usw. an die Saatbau Linz retourniert.

Diese Daten werden im Zuge der Flächenanmeldung zur AGES übermittelt. Dabei bekommt jeder Vermehrungsschlag eine Nummer, mit welcher die eindeutige Zuordnung (Nachvollziehbarkeit) gewährleistet ist.

Vor der Ernte werden alle Vermehrungsschläge besichtigt und auf die Einhaltung der Anforderungen laut Saatgutgesetz kontrolliert. Die externe Kontrolle erfolgt in der Regel durch Mitarbeiter der AGES bzw. der Landwirtschaftskammer. Ergänzend dazu besichtigen die jeweiligen Gebietsbetreuer stichprobenartig die Flächen. Nach erfolgter positiver Feldanerkennung darf der Schlag als Saatgut zu einer Übernahmestelle der Saatbau Linz geliefert werden. Negativ bewertete Flächen können, je nach Mangel, in einem eigenen Verfahren mit verschärften Auflagen als Saatgut weitergeführt und geliefert werden.
Gründe für Feldaberkennungen sind z. B. hoher Besatz an abweichenden Typen, Besatz mit Pflanzen anderer Arten, deren Samen sich aus dem Saatgut nur schwer herausreinigen lassen (Vogelwicke, Knöterich) oder Gesundheitszustand Flugbrand, Steinbrand).

Für Hiegelsberger ist eine lokale, unabhängige Züchtung im Land eine entscheidende Zukunftsfrage: „Dadurch können wir gezielt auf die Bedingungen auf unseren Flächen reagieren, die Pflanzengesundheit und Ertragsstabilität verbessern und die Eigenversorgung absichern. Das stärkt die Landwirtschaft im Land und die regionale Wertschöpfung. Kurz gesagt: Die regionale Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln beginnt mit der entsprechenden Sortenzüchtung.“

- Bildquellen -

  • IMG 4515 Max Hiegelsberger: Land OÖ
  • IMG 5935 Saatgut Vermehrung: Saatbau
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