“Die Milchwirtschaft ist Teil unserer Identität”

Almgeschichten Teil 4

Georg Horngacher im neu gebauten Stall auf der Au-Hochalm. ©Prugger
Georg Horngacher im neu gebauten Stall auf der Au-Hochalm. ©Prugger
Für den eigenen landwirtschaftlichen Betrieb in Söll/Wald hat er ein optimales Kombi-Betriebs-konzept gefunden. Wenn bei der Milchproduktion wegen des Preisverfalls die Gewinne nur mehr tröpfeln statt fließen, können sich die Horngachers auf die anderen Standbeine verlassen, wie die Frühstückspension in Söll und das von Georg betriebene landwirtschaftliche Lohnunternehmen, das mit Maschinenring und Fuhrpark Wegsanierungen, Spritzbegrünungen, Stein- und Forstfräsarbeiten sowie landwirtschaftliche Dienstleistungen anbietet.

400 Jahre alte Almhütte neu renoviert

Im Winter ist ein wichtiger Einkommensfaktor die beliebte Skihütte Aualm (1.408 Meter) inmitten der Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental, im Sommer ist es die etwas höher gelegene Au-Hochalm, die mit ihrem Ambiente und den hervorragenden Almprodukten begeistert, die Georg und seine Frau Johanna selber herstellen, zum Beispiel Alm- und Frischkäse, Speck von Almschweinen, Marmeladen, Rosmarin- und Chilisalz, Kräutertees, feine Säfte und aromatische Liköre.
Die mit viel Feingefühl von der Familie renovierte 400 Jahre alte Hütte ist einladend und vermittelt gleichzeitig die faszinierende Atmosphäre alter Almtradition. Daneben steht der neue, großzügig bemessene Laufstall, der heuer 46 Milchkühen, sechs Almschweinen und 38 fleißig eierlegenden Hühnern Unterschlupf bietet. Für eine gute Weidepflege sorgen 36 Ziegen und ein Bock, demnächst werden als Attraktion für die Gäste zwei Ponys angeschafft. Auf der Niederalm weiden die 17 trächtigen Kalbinnen. Bei ihren hochqualitativen Produkten setzen die Horngachers auf Direktvermarktung. Auf der Skihütte findet das Rindfleisch Absatz, im Sommer grillen sie mit ihren Gästen auf der Alm die hofeigenen Fleischprodukte.
Auch bezüglich Almkäserei hatte Georg eine Idee, wie die Wertschöpfung verbessert werden kann. Die Horn-gachers verwenden eine “mobile Käserei”, einen perfekt ausgestatteten Käserei-Anhänger, mit dem sie am Hof im Tal und auf der Alm käsen und der auch überbetrieblich genutzt werden kann. Es gibt bereits viele Anfragen von anderen Bauern, den Käseanhänger und die Dienstleistung der Käseherstellung in Anspruch zu nehmen. Jetzt überlegt Georg, wo er einen neuen Reifekeller bauen soll, denn der originale Käsekeller auf der Alm ist zwar vom Klima her optimal, reicht größenmäßig aber nur für den eigenen Almausschank.
Die Horngachers sprühen vor Engagement und ihr Betriebskonzept läuft sehr erfolgreich. “Ohne den Zusammenhalt der ganzen Familie und ohne die vorausschauende Arbeit der vorigen Generationen wäre das allerdings nicht möglich”, sagt Georg. “Schon mein Großvater hat mit Hof und Alm den Grundstock für die gute Entwicklung gelegt, mein Vater hat den landwirtschaftlichen Betrieb ausgebaut. Mein Bruder ist mir u. a. im Lohnunternehmen eine große Stütze, meine Frau organisiert den Almausschank, mein Vater und meine Mutter helfen am Hof und auch ich setze mich mit aller Kraft für den Betrieb ein und bemühe mich, die richtigen Entscheidungen zu treffen, damit es uns weiterhin gut geht und auch meine drei Kinder der Landwirtschaft zugetan bleiben.”
Die Milchwirtschaft aufzulassen käme Georg Horngacher nicht in den Sinn. “Sie ist Teil unserer Identität. Wenn wir die Milch ab Hof oder Alm verkaufen und zu hochwertigen Produkten weiterverarbeiten, die wir selber vermarkten, wird sie uns auch in Zukunft gute Erträge bescheren.”

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