Tirol hat die Corona-Krise besonders hart getroffen. Marketing- und Exportleiter David Lindner erklärt im Ferninterview mit der BauernZeitung wie das Tiroler Familienunternehmen die Versorgung der Landwirte mit Maschinen und Ersatzteilen aufrecht erhält.

Quelle: Mareycke Frehner
Marketing- und Exportleiter David Lindner

Läuft derzeit die Produktion in Kundl noch und wo liegt die größte Herausforderung?

David Lindner: Aktuell sind die Lieferketten noch intakt (* Aktualisierung durch Redaktion vom 23. März siehe unten). Wir produzieren mit leicht reduzierter Stückzahl von etwa -15%. Dabei gelten strenge Hygienerichtlinien. Zum Schutz unserer Mitarbeiter ist die Firma für externe Besucher – bis auf Logistikmitarbeiter – gesperrt. Das Innovationszentrum ist momentan geschlossen. Einige Büroarbeitsplätze sind ins Home-Office verlegt. Doch mit digitalen Kommunikationsmitteln organisieren wir uns recht gut.
Unsere Kunden in der Landwirtschaft brauchen nun ihre Einsatzfahrzeuge und vor allem Ersatzteile, da die Arbeit los geht. Hier möchten wir einen Beitrag zur Grundversorgung leisten und so lange wie möglich liefern.
Wir hoffen täglich auf Komponenten-Lieferungen und konnten bisher auch in dieser schwierigen Zeit auf unsere Partner zählen.
Im Moment bin ich auf jeden Fall sehr stolz auf unsere Mitarbeiter, die aus der aktuell sehr fordernden Situation das Beste machen und für ihre Kollegen und unsere Kunden vollen Einsatz zeigen. Ich bin stolz in so einem starken Team arbeiten zu können.
Die größte Herausforderung finden wir aktuell in Frankreich vor – dort darf unser Kompetenzzentrum im Elsass von den Mitarbeitern nicht mehr betreten werden und unser Standortleiter sitzt im Ausland fest. Doch auch hier machen wir wie in allen Bereichen das Beste aus dieser fordernden Situation und stimmen uns per Videokonferenz ab.
Herausfordernd wird der Ausfall unzähliger Hausausstellungen unserer Händler im Frühjahr – Kunden können aktuell nicht persönlich beraten werden. Das werden wir in den nächsten Wochen wahrscheinlich in schwächeren Auftragseingängen zu spüren bekommen.

Ist die Ersatzteilversorgung und die Reparatur in den Werkstätten weiterhin sichergestellt?

Ja, unser Ersatzteillager ist voll lieferfähig. Die Teileproduktion für diesen Bereich und auch der Versand laufen normal. Nur die Selbstabholung von Ersatzteilen ist momentan nicht möglich – gerne liefern wir umgehend nach Online- oder Telefonbestellung an unsere Fachhändler. Diese haben ihre Reparaturwerkstätten geöffnet.

Womit müssen jene rechnen, die ein Lindner-Fahrzeug bestellt haben und deren Auslieferung in den nächsten Tagen und Wochen vereinbart war?

Im Moment kommt es zu leichten Lieferverzögerungen, die oft an unklaren Regeln im internationalen Lieferverkehr oder langen Wartezeiten an den Grenzen liegen. Unsere LKW-Fahrer berichten von bis zu vier Stunden Wartezeit pro Richtung für Pass- oder Gesundheitskontrollen. Für die Gesundheit der Bevölkerung kann man das aber durchaus in Kauf nehmen.
Sollten Landwirte besonders schnellen Ersatz für ihren jetzigen Traktor brauchen, oder ein zusätzliches Fahrzeug benötigen, können wir mit unseren Top-Vorführern sehr schnell reagieren. Über 100 Fahrzeuge sind auf die Landmaschinen-Werkstätten in Österreich verteilt und kurzfristig verfügbar. Über den „Tracfinder” können Kunden schnell ihr Wunschfahrzeug finden und mit dem Gebietsverkaufsleiter den genauen Standort und die Verfügbarkeit abklären: https://www.lindner-traktoren.at/tracfinder/

Können Sie schon ein Resümee zur virtuellen Werksausstellung von Lindner ziehen?

Die Zahl der Besucher hat uns überwältigt. Schon am ersten Tag haben sich über 2.000 Besucher digital die Neuheiten angesehen, es wird wohl eine Rekord-Werksausstellung mit weit über 10.000 Besuchern werden. Großes Interesse gab es neben dem Lintrac 130, der Maschine des Jahres 2020, vor allem für den neuen Lintrac 95 LS. Gemeinsam mit dem Lintrac 115 LS bieten wir die Lintrac-Vorteile wie große Wendigkeit, optimalen Fahrkomfort und starke Hydraulik-Leistung erstmals auch für Fans des ZF-Lastschaltgetriebes aus Steyr an. Und das mit der bisher saubersten und drehmomentstärksten Motoren-Technologie von Perkins.

Interview: Michael Stockinger

*)  Aktualisierung 23. März: Leider hat sich die Situation in der Lieferkette, etwa im Bereich Getriebe und Reifen, kurzfristig verschlechtert. Der Tiroler Traktoren- und Transporterhersteller Lindner pausiert daher seine Produktion von 30. März bis 13. April 2020. „Wir hoffen, dass wir die Produktion mit 14. April wieder aufnehmen können. Die Produktionsmenge bleibt jedoch voraussichtlich bis Mitte Mai um 15% reduziert. Das Ersatzteillager ist weiterhin geöffnet, um die Teileversorgung für unsere Kunden sicherstellen zu können”, erklärt David Lindner. Zentrale Abteilungen wie der Kundendienst sind in den kommenden zwei Wochen mit Journaldiensten besetzt und erreichbar.

- Bildquellen -

  • DavidLindner: Mareycke Frehner
  • Lintrac 115 LS81444 WEB: Werksfoto
- Werbung -
Vorheriger ArtikelInitiative zur Absicherung der Lebensmittelversorgung
Nächster ArtikelTop-informiert mit Onfarming