Wiederkäuer erhalten Grünland und schützen allein deswegen indirekt das Klima. In den vergangenen Jahren wurde aber immer wieder auf den Methanausstoß von Nutztieren – insbesondere von Rindern – verwiesen und deren Haltung pauschal als klimaschädlich abgestempelt.
Methan: Stärkere Effekte, aber mit kürzerer Auswirkungszeit
Tatsache ist, dass Methan (CH4) über eine viel stärkere Treibhausgaswirkung verfügt als Kohlendioxid (CO2). Allerdings ist diese Wirkung auch deutlich kurzfristiger. Denn die „Lebensdauer“ von Methan ist mit zwölf Jahren wesentlich geringer als jene von Kohlendioxid. Davon gibt es zwar auch wiederum verschiedene Fraktionen, im Schnitt dauert es jedoch 300 bis 500 Jahre, bis Kohlendioxid wieder abgebaut ist. „Der übliche Maßstab bewertet die Absorption von Strahlungsenergie unterschiedlicher Treibhausgase über einen Zeitraum von 100 Jahren. Weil ein Teil des Kohlendioxid aber tausende Jahre in der Atmosphäre bleibt, ist der Vergleich mit dem kurzlebigen Methan nicht ganz korrekt“, sagt Stefan Hörtenhuber vom Institut für Nutztierwissenschaften an der Universität für Bodenkultur in Wien. Die neuen Umrechnungs-Metrik mit dem Namen „GWP-Stern“ (GWP*, wobei GWP für „Global Warming Potential steht) berücksichtigt – vereinfacht gesagt – die Kurzlebigkeit von Methan, „weil sie einen dynamischen Zugang darstellt, der zugleich Emissionen und Abbau bewertet“, erläutert Hörtenhuber. Erarbeitet worden ist die Formel von internationalen Wissenschaftern für den Weltklimarat.
Heimische Tierhaltung: Klimawirkung überschätzt
Welchen Effekt diese Umrechnung auf die heimische Tierhaltung hat, hat eine Studie der BOKU unter Stefan Hörtenhuber gezeigt. Dadurch, dass die Zahl österreichischer Milchkühe – trotz höherer Produktion – gegenüber 1990 um 40 Prozent gesunken ist, wird heute je Liter Milch weniger Methan erzeugt als damals. Mit der bislang üblichen Bewertungsmethode „GWP100“ werde dem Experten zufolge die Klimawirkung sinkender Methanemissionen im Vergleich zur Methode GWP* deutlich überschätzt – im Gegenzug werde der Erwärmungseffekt bei ansteigenden Emissionen damit unterschätzt. Für Österreich gelte daher, dass die Klimawirkung der Milch heute im Vergleich zu 1990 um etwa 50 Prozent weniger ist als bisher angenommen, bei Rindfleisch um 40 Prozent. Generell schneidet Österreich beim Treibhausgas-potenzial tierischer Lebensmittel im Vergleich zur internationalen Produktion deutlich besser ab. Die Tierhaltung habe weltweit betrachtet eine höhere Klimawirksamkeit, etwa um den Faktor zwei im Vergleich zu Österreich, betont Hörtenhuber.
„Mit der bisherigen Berechnung war ich nicht ganz einverstanden, was die Situation in Österreich anbelangt.“
Stefan Hörtenhuber, Institut für Nutztierwissenschaften
„Landwirtschaft wird niemals ganz ohne CO2-Ausstoß zu betreiben sein. Dafür ist die Landwirtschaft auch in der Lage, diese Emissionen zu binden. Die pauschale Kritik an der Haltung von Wiederkäuern ist aber nicht gerechtfertigt“, betonte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. Zudem liege es im ureigensten Interesse der Bauern, die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen: „Die Land- und Forstwirtschaft zählt zu den ersten Sektoren, die von den Auswirkungen betroffen sind. Wir sind von den klimatischen Bedingungen abhängig.“
Es ist nicht das erste Mal, dass Bewertungen der Treibhausgasemissionen und deren Wirkungen diskutiert und in Frage gestellt werden. „Es können immer unterschiedliche Perspektiven angenommen werden. Die Ergebnisse geben aber meist nur andere Blickwinkel wieder“, sagt Hörtenhuber. So werde der etablierte GWP-Maßstab weiterhin Standard bleiben. Empfehlung des Weltklimarates sei aber, überall wo Methan eine Rolle spielt zusätzlich nach GWP* zu berechnen.
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- Rinder Im Stall LK OÖ: LK OÖ