BauernZeitung: Sie haben heuer im März die Obmannschaft bei der Gmundner Molkerei mitten in den Fusionsgesprächen übernommen –
wie herausfordernd war diese Zeit für Sie rückblickend betrachtet?
Trinkfass: Rückblickend betrachtet war das gesamte Jahr der Verhandlungen sehr fordernd. Die Gespräche mit der Salzburg Milch bezüglich der geplanten Fusion waren schon in der finale Phase, als das Angebot von Jäger an uns unterbreitet wurde. Es war dann eine enorme Verantwortung die beiden Angebote zu vergleichen und herauszuarbeiten, welches Angebot besser für das Unternehmen, die Mitarbeiter aber vor allem für unsere Milchbauern ist. Diese Verantwortung war natürlich eine große Belastung. Die Gremien der Genossenschaft haben in dieser Phase aber Geschlossenheit gezeigt und der Weg wurde auch gemeinsam getragen. Das hat sehr geholfen.
Warum fiel die Wahl schlussendlich auf das bayerische Milchwerk Jäger?
Das Angebot von Jäger hat uns überzeugt mittel- und langfristig den besten Vermarktungsweg für unser Hauptsortiment GVO-freie Milch zu bieten. Jäger kauft schon jetzt am Spotmarkt große Mengen an Milch zu und ist auf seinen Märkten weiter auf Wachstumskurs. Der starke Fokus auf Käse hat in den letzten Jahren gezeigt, dass Jäger seinen Lieferanten einen sehr guten Milchpreis zahlen kann. Auch im aktuellen Marktumfeld mit steigenden Auszahlungspreisen liegt Jäger kon-stant im Spitzenfeld. Die Umlegung dieser erfolgreichen Strategie auf die Gmundner Molkerei hat uns überzeugt. Aber auch für unser Spezialmilchsortiment wie Bio und Tierwohl wurde eine Abnahme- und Preisgarantie für die nächsten zwei Jahre vereinbart.
Die 500 anwesenden Mitglieder
haben in der Generalversammlung geschlossen für die geplante Gemeinschaftsmolkerei gestimmt – es scheint, hier wurde gute Überzeugungsarbeit geleistet?
In der Phase der intensiven Verhandlungen, sowohl mit Salzburg Milch als auch mit Jäger, haben wir nur wenig an unsere Mitglieder kommunizieren können. Das wurde auch durchaus zu Recht kritisiert. Aber der ständig wechselnde Verhandlungsstand hätte auch zu viel Verunsicherung geführt. Nachdem wir die Verhandlungen mit Jäger abgeschlossen hatten, haben wir in sechs Sprengelveranstaltungen umfassend über die geplante Fusion informiert. Wir haben dabei mehr als 1000 Mitglieder erreichen können und es ist uns dabei anscheinend gelungen eine gute Zukunftsperspektive mit einem starken Partner aufzuzeigen.
Was bringt der Zusammenschluss für die Gmundner Molkerei und ihre Eigentümer, die Milchbauern?
Die Gmundner Molkerei wird aus dieser Fusion gestärkt hervorgehen. Jäger stößt am Stammwerk in Ober-bayern an seine Auslastungsgrenze. Weiteres Mengenwachstum ist in Gmunden möglich und das ist auch geplant. Für die Milchbauern bedeutet das Abnahmesicherheit und bestmögliche Verwertung der abgelieferten Milch, denn Jäger eröffnet neue Absatzkanäle für österreichische Milchprodukte.
Wird die Gmundner Molkerei als eigenständige Genossenschaft bestehen bleiben bzw. am neuen Unternehmen gleichberechtigt beteiligt sein?
Die Genossenschaft bleibt als eigenständige Genossenschaft bestehen. Sie zieht sich aber in Zukunft aus dem operativen Geschäft durch die Ausgliederung in die Gmundner Molkerei GmbH zurück und wird sich auf die Wahrung der Eigentümer-, sprich Milchbauerninteressen beschränken. Die Genossenschaft wird zu 50 Prozent Eigentümer der bayrischen Milchwerke Jäger GmbH und die Gmundner Molkerei GmbH eine 100%-Tochter der Milchwerke Jäger. Durch dieses Konstrukt erhält die Genossenschaft ein vertraglich geregeltes Mitspracherecht bei wesentlichen Entscheidungen des gesamten Unternehmens.
Bleibt der Name und damit auch die Marke „Gmundner Milch“ erhalten?
Für die Österreichische GmbH wurde der Name Gmundner Molkerei GmbH festgelegt. Durch die Umstrukturierung des Unternehmens wird es sicherlich auch zu einem Sortimentswechsel kommen, aber für Produkte, die weiterhin angeboten werden, soll der Markenname „ Gmundner Milch“ weiterhin verwendet werden.
Bis Ende 2024 sollen in Gmunden 15 Millionen Euro investiert und die Verarbeitung ausgebaut werden – ist das als Standortgarantie zu verstehen?
Der Standort Gmunden ist der Zukunftsstandort im Unternehmen, weil er noch ausreichend Kapazität für Wachstum bietet. Die 15 Millionen sind nur der erste Schritt des Ausbaus der Molkerei. Darüber hinaus ist geplant die Käseproduktion am Standort zu erweitern. Wir sind gefordert mit unseren Kunden mitzuwachsen, und dieses Wachstum wird im Wesentlichen in Gmunden umgesetzt werden.
Bisherige Lieferanten der Gmundner Milch bekommen in den nächsten zwei Jahren einen niedrigeren Mindestpreis als bisherige Jäger-Lieferanten – warum?
Der Umbau des Sortiments und der Produktion brauchen Zeit, um auf das Niveau von Jäger zu kommen. Daher die Möglichkeit der Differenzierung der Auszahlungspreise. Es handelt sich bei den Gmundner-Lieferanten um einen Mindestpreis für die nächsten beiden Jahre, der, wenn wir ihn erwirtschaften, auch schon früher angeglichen werden kann.
Die Bundeswettbewerbsbehörde muss dem Deal noch zustimmen. Wann ist mit einer Entscheidung zu rechnen und haben Sie bedenken, dass die Fusion dadurch noch platzen könnte?
Wir hoffen, dass das Verfahren Mitte Oktober abgeschlossen ist. Da es sich dabei um ein laufendes Verfahren handelt, möchte ich das aber nicht näher kommentieren. Die Erfahrun-gen aus der Fusionsanmeldung mit der Alpenmilch Salzburg haben aber gezeigt, dass die Chancen für eine Genehmigung mit Auflagen gut stehen.
Zur Person
Johannes Trinkfass (44) bewirtschaftet in Taufkirchen an der Trattnach einen Betrieb mit 60 Milchkühen. Seit drei Jahren ist er als Funktionär bei der Gmundner Molkerei tätig und seit März 2022 führt er die bäuerliche Genossenschaft mit mehr als 2000 Mitgliedern als Obmann.
- Bildquellen -
- Foto: Gmundner Molkerei