Die besten Maissorten zum Anbau 2022

Mais bleibt trotz des bereits hohen Anbauumfangs attraktiv. Für die Saison 2022 steht wieder eine breite Palette an bewährten und neuzugelassenen Sorten zur Verfügung. Die Wertprüfung der Ages unterstützt bei einer nach Standort und Ertragsziel ausgerichteten Sortenwahl.

Maissaatgut will wohlüberlegt gekauft sein. Bei der Sortenwahl setzt man am Besten auf eine Balance zwischen bewährten und neuen Sorten, die man ausprobiert und mit denen man Erfahrung sammelt.

Quelle: Ages / Statistik Austria
Die Durchschnittserträge auf Basis der Statistik Austria lagen österreichweit im Vorjahr mit 111,6 dt/ha auf der langjährigen statistischen Trendlinie. Seit etwa zehn Jahren zeichnet sich beim Ertragszuwachs eine gewisse Verflachung ab. Heutige Hochleistungssorten brauchen über die gesamte Vegetationszeit optimale Bedingungen, um ihr Leistungspotential voll ausschöpfen zu können. Seit Jahrzehnten werden immer weniger Dreiwegehybride angemeldet. Diese haben zwar genetisch eine breitere Basis, jedoch bleiben sie aber meist unter den Spitzenerträgen der Einwegehybride.

In der Sortenzulassung sehen wir einen ungebrochenen konstanten Anstieg des Ertragspotentials um jährlich 0,5 bis 1,0 dt/ha. Aufgrund des Zuchtfortschritts wandern beliebte Sorten im Sortenkreuz langsam nach unten. Etwa fünf Jahre nach der Zulassung sind ehemalige Spitzensorten nur noch im guten Mittelfeld zu finden.

2021 war ein Maisjahr mit vielen Extremen

Im zurückliegenden Jahr 2021 war die Witterung in den Monaten April und Mai viel zu trocken und auch deutlich zu kalt. Bei anhaltendem Niederschlagsdefizit forcierte der überaus rasche Temperaturanstieg Anfang Juni das Wachstum der noch schwach entwickelten Pflanzen.
Trotz des heißen Junis verzögerte sich die Kolbenblüte im Vergleich zu einem mittleren Jahr um mindestens zehn Tage. Der moderate Juli und die kühlen Augusttemperaturen förderten bei ausreichend Niederschlag die Entwicklung. Für die letztlich notwendige Abreife waren die glücklicherweise trockenen Monate September und Oktober für die Landwirtschaft essentiell. Die Ernte erfolgte um knapp zwei Wochen später als gewohnt bei mittlerweile eher unüblich hohen Feuchtigkeiten.

Neuzulassungen

Von etwa 100 für die Zulassung angemeldeten Maiszüchtungen wurden nach zwei Prüfjahren im Dezember 2021 neue Hybriden in die österreichische Sortenliste aufgenommen:
Amarola (210), Promoto (240), Ashley (250), DKC3012 (250), Micheleen (250), Artimo (260), Dragonstone (290), Finegan (300), INDEM1543 (300), LG31240 (300), Plesant (300), Serrano (310), P9367 (350), Antaro (370), Foxway (380), P9639 (400), KWS Lusitano (410), INDEM1397 (430), DKC5001 (440) und DKC5206 (460).

Frühe Sorten

Die Neuzulassung Amarola zählt mit Reifezahl 210 zu den frühesten österreichischen Sorten und zeigte im Vorjahr auch im LK-Versuch im Waldviertel gute Ergebnisse. Für diesen Mischtyp sprechen auch seine rasche Jugendentwicklung und auf einjähriger Basis seine Kolbengesundheit. Abgesehen von den Neuzulassungen zeigt sich der ausgesprochen großkörnige DKC2990 (230, Abaldo) als ertragsstärkste Sorte im frühen Bereich. Mit den Bedingungen im Vorjahr kam der bei hohem Wuchs standfeste Mischhybrid gut zurecht. Bei ähnlicher Abreife erreicht der deutlich kompaktere ES Yakari (230) dessen Erträge nicht ganz.
P8604 (260) ist für günstige Lagen und leichtere Böden geeignet. Seine Jugendentwicklung verläuft vergleichsweise langsam. Als reiner Zahnmais benötigt er gute Abreifebedingungen. In dieser Gruppe erhielt DKC 2684 (220, DieSusi) die beste Kolbenfusariumeinstufung. Mit Note 4 zählen KWS Stabil (220), P7404 (230), ES Fieldgold (250), P8307 (250), Perrero (250) und ES Seafox (260) zu den Gesündesten.
Auf Basis unserer Siebungen empfehlen sich die besonders großkörnigen Hartmaise Abaldo, Amanova (250), Amello (250) und LG31219 (250) als Frühdruschsorten für die Stärkeindustrie.
Da Zahnmaistypen eigentlich späte Sorten mit rascher Abreife sind, stellen sie für den Frühdrusch ein Risiko dar. Die höhere Reifezahl, die den Zahnmaisen gegeben wird, versucht einen eher gemäßigten Vegetationsverlauf widerzugeben.

Mittelfrühe Sorten

Der 2020 zugelassene P8754 (270) bestätigte im Vorjahr sein hohes Ertragspotential bei früher Reife. Er erweist sich als standfester kompakter Zahnmais mit eher langsamer Jugendentwicklung, guter Helminthosporium-Turcicum Toleranz und leicht überdurchschnittlicher Fusariumanfälligkeit. Erstaunlich gut hält sich der bereits zehn Jahre alte mittelhohe DKC3623 (300, DieSantana). Der parallel dazu auch in der dritten Gruppe gestandene Zahnmais bewährte sich in allen Lagen. Seine Reifezahl wurde von 310 auf 300 heruntergesetzt.
Ähnlich positioniert liegt der im Dezember registrierte sehr hohe LG31240 (300). Ungewöhnlich für den Züchter Limagrain, handelt es sich dabei um einen Zahnmais. Seine außergewöhnlich rasche Jugendentwicklung kommt von einer reinen Hartmaislinie. Seine Kolbengesundheit war im Vorjahr besonders gut. Eine diesbezügliche Einstufung erfolgt erst im Folgejahr nach zweijähriger Beobachtung.
Trotz der späteren Reife bleibt P8812 (300) bei ähnlichen Eigenschaften unter dem Ertragsniveau des zuvor beschriebenen P8754. Mit Reifezahl 320 zählt der standfeste DKC3609 (320, DieSafari) mit einer Wuchshöhe 4 zu den kompaktesten und mit Turcicumnote 3 zu den tolerantesten Hybriden des gesamten Sortiments. Der hartmaisbetonte Mischtyp Aletto (300) zeigt eine für Hartmaise typische rasche Jugendentwicklung und frühe Kolbenblüte.
Widerstandsfähig gegenüber Kolbenverpilzung erwiesen sich P8271 (260), Atlantico (270), LG31272 (270) und DieSantana. Für Frühdruschlieferungen eignen sich in dieser Reifegruppe die großkörnigen Hartmaise Atlantico und KWS Robertino (270) besonders.
Der Sortenwechsel bei Silomais ist wesentlich langsamer. Man kann auf bewährte Sorten setzten. Trotzdem steigt natürlich mit dem Kornertrag der Neuzulassungen der Kolbenanteil. Der Körnermaisanteil von 72 % an der Maisfläche dominiert diese Nutzungsart.
Die drei Silomaisgruppen sind mit der Körnermaiseinteilung nicht ganz ident. Die höchsten Trockenmasseerträge der mehrjährigen Silomaisversuche weisen neben Atlantico (270) in absteigender Reihenfolge Danubio (270), P8752 (320) und LG31256 (280) auf.

Mittelspäte Sorten

Der mittelhohe P8834 (330) zählt bei früher Reife zu den ertragsstärksten Sorten dieser Reifegruppe. Die Wachstumsbedingungen im Vorjahr behagten ihm weniger. Interessant sind neben seinem Ertragspotential seine rasche Jugendentwicklung und seine überdurchschnittliche gute Turcicumtoleranz und Kolbengesundheit.
Der etwas spätere, eher kompakte DKC4162 (360, Simone) wurde gleichzeitig in Gruppe drei und vier geprüft. Auf den trockenen Standorten der früheren Gruppe zeigte er sich am stärksten.
Antaro (370), ein neuer mittelhoher und standfester Zahnmais, weist in den beiden Zulassungsjahren stabile Erträge im Trocken- und Feuchtgebiet auf.
Die besseren Ertragsrelationen im Trockengebiet wurden bei DKC3972 (340, DieSarah), Majorque (340), RGT Exxact (340), Alenaro (350), DKC3969 (350, Alando), KWS Smaragd (350) und RGT Inedixx (360) ermittelt. Neben P8834 haben DieSarah und KWS Smaragd die gesündesten Kolben.
Die höchsten Biomasseerträge erzielten mehrjährig P9610 (370), SY Collosseum (290), P9127 (330) und parallel auch in dieser Gruppe Atlantico, bei dem der Kolbenanteil erwähnenswert hoch ist.

Späte Sorten

Mit etwa 60 % der Körnermais-Anbaufläche stellt diese Reifegruppe die wichtigste dar und gewinnt mit der Klimaerwärmung zunehmend an Bedeutung. Der mittelhohe P9610 (370) bewährte sich bereits in fast 30 AGES-Versuchen. Er zeigte in den niederschlagsreicheren Lagen südlich der Alpen etwas bessere Ertragsrelationen. In unseren Silomaisversuchen erzielte er ausgezeichnete Trockenmasseerträge bei hohem Kolbenanteil.
Die höchsten Korn- und auch Siloerträge wurden bei P9978 (440) ermittelt. Entsprechend seiner hohen Reifezahl weist er eine eher langsame Jugendentwicklung und sehr späte Kolbenblüte auf. Die Sorte erweist sich als standfest mit guter Turcicumtoleranz und mittlerer Kolbengesundheit. Auch dieser Hybrid zeigt seine Stärken vor allem im Feuchtgebiet.
Estevio (380) ist eine spezielle Trockengebietssorte. Gut eignen sich unter trockenen Bedingungen auch RGT Noemixx (410), DKC5065 (420, Absoluto), Gloriett (420) sowie auch die Neuzulassungen KWS Lusitano (410), DKC5001 (440, Ambitio), DKC5206 (460, Asspro).
In feuchteren Lagen punkteten P9429 (390), P9639 (400) und DKC5068 (420, DieSissy). Im gesamten aktuellen Verkaufssortiment weisen mit Note 3 Texero (380) und DKC5141 (450, DieStefanie) die gesündesten Kolben auf. Mit Note 4 sind in dieser Gruppe Kerala (380), DieSissy und Gloriett ebenfalls gut bewertet.

Hinweis:
Die Tabellen mit Sorteneigenschaften und den erzielten Ertragsergebnissen der einzelnen Sorten finden Sie in der Druckausgabe der Österreichischen Bauernzeitung, Nr. 4-2022.

Autor: DI Hans Felder
Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Ages Wien

- Bildquellen -

  • W2204 05 Ertragszuwachs M: Ages / Statistik Austria
  • W Mais22 30879: agrarfoto.com
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AUTORH.M.
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