BauernZeitung: Frau Direktor – nach über acht Jahren in der bäuerlichen politischen Vertretung verlassen Sie den Bauernbund. Wo konnten Sie in dieser Zeit Akzente setzen?
Sauer: Vorweg: Alleine kann man in der politischen Arbeit kaum Ak-zente setzen. Dazu braucht es viele, die an einem Strang ziehen. Und genau dieses „an einem Strang in eine Richtung ziehen“ war und ist mir ein großes Anliegen. Für mich gilt Verbündete zu finden und hartnäckig Ziele verfolgen als Erfolgsrezept. Meinen Kollegen und mir war es besonders wichtig die notwendigen Informationen zu den Funktionären zu bringen und sie so bestmöglich bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Nicht minder wichtig ist es aber vor allem auch den Menschen allgemein zu zeigen und zu erklären, wie moderne Bauernfami-lien arbeiten. Da hat sich in den letzten Jahren definitiv viel in die richtige Richtung entwickelt und das ist für unsere Betriebe langfristig betrachtet überlebenswichtig.
Was war in dieser Zeit besonders prägend?
Das Schönste an dieser Zeit sind die vielen wunderbaren Begegnungen mit den Bäuerinnen und Bauern, aber auch die enge Zusammenarbeit mit meinem Team im Bauernbund und mit den führenden Politikern unseres Landes. Und es macht schon stolz ein kleiner Teil dieser Gesinnungsgemeinschaft sein zu dürfen und mitzugestalten. Gerade die letzten Jahre waren und sind aufgrund der klimatischen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen für die Land- und Forstwirte extrem schwierig. Es ist enorme Flexibilität gefragt und da ist es toll, wenn die Bedeutung der bäuerlichen Familienbetriebe in der Regierung auch gesehen und anerkannt wird.
Was würden Sie als Ihre politische Bilanz sehen?
Ich denke, es ist uns gelungen den Stellenwert der Land- und Forstwirtschaft besser sichtbar und spürbar zu machen. Und was den Bauernbund im Besonderen angeht, bin ich überzeugt, dass wir beweisen können, wie wichtig eine politische Interessensver-
tretung für die bäuerlichen Familienbetriebe ist und wie viel ausschließlich durch das Erzielen von Mehrheiten erreicht werden kann. Und natürlich sind es auch Wahlen, die man gemeinsam gewonnen hat. Es freut mich persönlich sehr, dass auf allen Ebenen der politischen Vertretungen viele Bauernbündler hervorragende Arbeit machen und die Bauernschaft somit gut vertreten ist. Auch wenn es manche nicht wahrhaben wollen: Entscheidungen werden politisch getroffen und in einer funktionierenden Demokratie durch entsprechende Mehrheiten. Interessensvertretung ist kein Wunschkonzert, sondern das Erreichen tragfähiger Mehrheiten und das Bohren dicker Bretter.
Was wird Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?
Wie schon gesagt, es gibt viele besondere Momente aus diesen Jahren. Zum Beispiel als mich Landesrat Max Hiegelsberger anrief, um mich von den Steyr-Traktoren in den Bauernbund zu holen. Aber auch die Begegnung mit der ehemaligen Landtagspräsi-dentin Johanna Preinstorfer und ihre Freude darüber, dass eine Frau an der Spitze des Bauernbundteams arbeitet, hat mich bewegt. Gefreut habe ich mich auch über den Brief einer Mutter, die sich für meine Worte im Rahmen der Maturafeier in St. Florian bedankt hat und die mir darin sagte, dass die Maturanten gesagt hätten, daraus nehmen sie etwas für die Zukunft mit. Wie gesagt: ganz viele wunderbare Begegnungen mit großartigen Menschen.
Auf welchen (politischen) Erfolg sind Sie am meisten stolz?
Ich erlaube mir hier drei Sachen anzuführen: Das Erste ist die EU-Wahl 2014, als wir Bauernbündler mit der jetzigen Bundesministerin Köstinger unterwegs waren, um (Vorzugs-)Stimmen zu sammeln und schlussendlich auch mit über 12.000 alleine in Oberösterreich einen schönen Erfolg erzielen konnten. Ich freue mich auch über die gute Stimmung bei den Bauernbundwahlen in den Ortsgruppen, auch wenn uns Covid-19 hier etwas ausgebremst hat, denn diese tolle Arbeit in den Ortsgruppen ist die Basis und Stärke des Bauernbundes. Und eines freut mich schon: Dass der Bauernbund nach wie vor so gut aufgestellt ist und die Obleute und Ortsbäuerinnen eine so starke gesellschaftliche Säule in diesem Land sind. Ein absoluter Gänsehaut-Moment war die 100-Jahr-Feier in Aigen-Schlägl. Die Verbundenheit und die positive Energie waren fast greifbar und es wurde bewiesen, was möglich ist, wenn man zusammenarbeitet.
Wo sehen Sie die zukünftigen (agrar)politischen Herausforderungen?
Ich habe die Flexibilität bereits angesprochen: Die Land- und Forstwirtschaft musste sich immer den Klimagegebenheiten und Marktanforderungen anpassen. Das hat sich aber beschleunigt. Der Klimawandel betrifft zuerst die Landwirtschaft. Dass hier jetzt auch gesellschaftspolitische Maßnahmen gesetzt werden, sehe ich als Chance für die heimischen Betriebe. Regionalität hat hier große Bedeutung. Die aktuelle Corona-Krise kann ebenso beweisen, dass Familienbetriebe in Krisen am stabilsten sind, und außerdem wurde vielen wieder bewusst, wie wichtig der Selbstversorgungsgrad ist.
Die Landwirtschaft muss aus meiner Sicht gemeinsam und geeint auftreten, und das ob der großen Vielfalt und Anforderungen. Österreich hat hervorragende Vertreter im Agrarsektor und die Bäuerinnen und Bauern genießen bei uns hohes Ansehen. Dies muss sich aber auch in den Preisen für die Produkte niederschlagen. Hier ist noch viel zu tun.
Wohin wird Sie Ihr weiterer beruflicher Weg führen?
Ich werde wieder in die Wirtschaft zurückkehren und natürlich auch weiterhin in der ÖVP auf Gemeindeebene mitarbeiten.
Abschließend möchte ich hier die Gelegenheit nutzen und danke allen, mit denen ich in meiner Funktion als Bauernbund-Direktorin arbeiten durfte, für die gute Zusammenarbeit, die Unterstützung und bei vielen auch für die Freundschaft, die entstanden ist. Danke auch für konstruktive Kritiker – ich konnte viel dadurch lernen und verbessern. Ich wünsche meinem Nachfolger Wolfgang Wallner sowie meinen Mitarbeitern alles Gute und allen im Bauernbund, allen voran Landesrat Max Hiegelsberger, Präsidentin Michaela Langer-Weninger, Landesbäuerin Johanna Haider, Jungbauernobmann Christian Lang sowie Altbauernobmann Franz Schillhuber, viel Erfolg bei der Arbeit für die Bäuerinnen und Bauern in Oberösterreich.
- Bildquellen -
- Maria Sauer: OÖ Bauernbund