In Vorarlberg sind heuer etwa 1.000 Älplerinnen und Älpler auf rund 500 Alpen im Einsatz. Die aktuelle wirtschaftliche Lage der Bergbauernbetriebe beschreibt Josef Moosbrugger, Präsident der LK Vorarlberg, als schwierig. „Zu schaffen machen den Almbauern insbesondere die zunehmende Hitze und damit eine leichte Verschiebung oder Verlängerung der Saison mit früherem Almauftrieb“, erklärte Moosbrugger jüngst. Dadurch steige etwa der Futterertrag, aber auch der Bedarf an aufgetriebenen Rindern, Schafen und Ziegen nehme zu. Der Grund: Bei größerem Futterangebot werden die Alpen weniger von den Wiederkäuern abgefressen und die Verbuschung nimmt zu. „Ohne zusätzliches Vieh entsteht so ein Pflegebedarf auf den Weiden. Wird diese Arbeit nicht geleistet, droht die Gefahr, dass die Flächen zuwachsen“, warnte der LK-Präsident. 

Personalmangel nimmt zu

Der höhere Futterertrag und das Ansteigen der Waldgrenze in Kombination mit weniger Vieh auf den Almen sei „die Kernherausforderung, die wir zu bewältigen haben“. Denn, so Moosbrugger, langfristig könne man „nur so viele Weiden offenhalten, wie dafür Tiere vorhanden sind“. Der wirtschaftliche Aufwand, der für die notwendige Erhaltung der Alpwirtschaft betrieben werden müsse, sei von den meisten Betrieben kaum noch zu stemmen. Problematisch ist laut Moosbrugger auch der immer größer werdende Personalmangel auf den Alpen. Es bedürfe eines besonderen Bezugs zur Viehwirtschaft, um Alphirtin oder Alphirt zu werden. „Das ist durchaus eine besondere Arbeit. Der Komfort ist dagegen sehr überschaubar.“ In vielen Fällen scheitere es aber nicht nur an den verfügbaren Arbeitskräften, sondern auch an deren Zusatzkosten für die einzelnen Betriebe.

Wie der Rest der Branche kämpft die Alpwirtschaft mit den zuletzt gesunkenen Erzeugerpreisen bei gleichzeitig hohen Kosten. Mit den klimabedingten Umbrüchen könnte sich die Lage verschärfen, befürchtet der Kammerpräsident und Bauernbundobmann. Die Alpbewirtschaftung werde nicht automatisch attraktiver. Die zentrale Frage sei, ob man es schaffe, künftig den Tierbestand zu erhöhen.

Vorsorgemaßnahmen

Immerhin aufgrund der meist ausreichenden Niederschläge im April und Mai gesichert sei vorerst die Wasserversorgung. Ob der zunehmenden Dürreperioden dürfte das Thema die Bauern in Zukunft jedoch verstärkt beschäftigen. Notwendige Investitionen in Möglichkeiten zur Wasserversorgung bezeichnet er als „extreme finanzielle Herausforderung“. 

Bei der Vermessung zur Bestimmung der Almflächen, an die bekanntlich auch Agrarfördergelder geknüpft sind, ortet Moosbrugger keinen Aufholbedarf. Seit heuer kommt ein neues System zum Einsatz, das zur Vermessung auch dieser Agrarflächen Satellitendaten heranzieht. Damit würden menschliche Schätzungsfehler reduziert und die Rechtssicherheit erhöht, ist Moosbrugger überzeugt. Bisher waren die Flächenvermessung und die Förderungen für Alpbetriebe immer wieder juristische und politische Streitpunkte.

Leider kein Märchen

Allein im vergangenen Jahr haben indes Wölfe in Österreich 2.000 Schafe verwundet oder getötet, viele davon auf Alpflächen. Am Beginn der heurigen Almsaison hat sich die Gefahr betreffend Wolfsrisse weiter zugespitzt. „Bei den betroffenen Bauern liegen die Nerven blank“, weiß Moosbrugger. Er fordert als Konsequenz einfachere Regeln für den Abschuss als Notfallmaßnahme. Für Rufe nach einer Stärkung des Herdenschutzes durch den Einsatz von Hirtenhunden oder engmaschigerer Umzäunung hat er dagegen wenig Verständnis. Gerade kleinstrukturierten Betrieben, die einen Großteil des Sektors ausmachen, fehle es dafür an wirtschaftlichen Mitteln. Moosbrugger, selbst Milchbauer in Dornbirn, plädiert dafür, die regulatorischen Hürden für den Abschuss von Wölfen als Notfallmaßnahme zu senken. Gefragt sei insbesondere eine rasche Umstufung des Wolfs in der FFH-Richtlinie der Europäischen Union. Die darin verankerte Schutzregelung erachtet Josef Moosbrugger als längst nicht mehr zeitgemäß.

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AUTORRed. SN
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