Im Schauring auf der EuroTier in Hannover präsentierte ÖBSZ-Geschäftsführer Taferner nicht nur einen rassetypischen Rohstofflieferanten, sondern ganz nebenbei auch das Endprodukt des AUTwool-Projekts.

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden Schafe hierzulande in erster Linie zur Wollgewinnung gehalten. „Heute landet heimische Wolle in Düngerpellets oder Dämmmaterial und viel zu oft am Misthaufen“, weiß Roland Taferner, Geschäftsführer des Österreichischen Bundesverbandes für Schafe und Ziegen (ÖBSZ). Zu Unrecht, wie er findet. Und damit ist der Verbandschef nicht allein. Gemeinsam mit Vertretern aus der Textilindustrie hat er vor gut einem Jahr deshalb das Projekt „AUTwool“ ins Leben gerufen.

„Nicht nur möglich, sondern wirtschaftlich“

Dessen erklärtes Ziel ist es, dem Rohstoff wieder einen Wert zu geben und zu beweisen, dass regionale Kleidungsproduktion „nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich ist“. Vergangene Woche präsentierte das Team, pünktlich zum Verkaufsstart, ein Ergebnis seiner Arbeit: eine Wollweste aus Tiroler Bergschafwolle. Diese wurde komplett in Österreich verarbeitet, vom Kardieren, Spinnen, Stricken und Walken bis hin zur Fertigung. Dass das gelungen ist, war keineswegs einfach, wie die Mitbegründerin Gabriele Brandhuber informiert: „In den vergangenen Jahrzehnten mussten viele wollverarbeitende Betriebe in Österreich Konkurs anmelden. Dabei haben wir viel Know-how verloren.“ „Mit AUTwool erbringen wir den Beweis, dass regionale Mode doch geht“, ergänzt Designerin Stephanie Höcker.

Taferner: „Der Preis wurde so kalkuliert, dass jeder in der Lieferkette fair bezahlt wird.“

Nun müssen Österreichs Konsumenten auch Interesse an der völlig plastikfreien Outdoorbekleidung aus heimischer Fertigung zeigen. Vorerst wurden 250 Stück der Weste produziert. Gänzlich ohne Fördermittel, wie man betont. „Wir wollten ins Tun kommen und nicht warten“, ergänzt Taferner. Möglich sei das nur gewesen, weil alle Beteiligten in Vorleistung gingen. Unterm Strich kostet die Weste 360 Euro und ist online zu erstehen. „Der Preis wurde so kalkuliert, dass jeder in der Lieferkette fair bezahlt wird“, berichtet Roland Taferner.

Verbesserungspotenzial bei der Wollgewinnung

Das gilt übrigens auch für die Schafbauern, die in Imst in Tirol die benötigte Tonne braune und weiße Bergschafwolle ablieferten. Sie erhielten laut ÖBSZ-Angaben einen Euro je Kilogramm Rohwolle, statt der an den Sammelstellen üblichen 60 Cent. Langfristig schweben dem ÖBSZ-Chef noch höhere Erzeugerpreise vor, „um den Qualitätsanforderungen der Industrie noch besser zu entsprechen“. Verbesserungspotenzial gäbe es etwa noch in der Vorsortierung auf den Betrieben sowie in der Schervorbereitung und der Schur selbst. „Wir bieten laufend Scherkurse an, wo wir auch auf die Qualität des Wollvlieses eingehen“, so Taferner. Auch ein Lehrvideo soll demnächst folgen.

AUTwool selbst will er mit dem heuer gewonnenen Wissen am Markt fest etablieren. Taferner: „Wir planen bereits, nächstes Jahr ein weiteres Kleidungsstück anbieten zu können.“

- Bildquellen -

  • Taferner mit braunem Bergschaf: Mathias Penn
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AUTORClemens Wieltsch
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