Der Weltklimavertrag tritt heute, 4. November, in Kraft. Dafür mussten mindestens 55 Staaten zustimmen, die für 55 Prozent der Treibhausgase weltweit verantwortlich sind. Bis Anfang Oktober hatten bereits 72 Staaten - alle großen Industrieländer wie die USA und Europa, aber ebenso wichtige Schwellenländer wie China und Indien – ihre Ratifizierungsurkunden hinterlegt. Zusammengerechnet sind diese Staaten für fast 57 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das im Dezember 2015 in Paris vereinbarte Klimaschutzabkommen sieht vor, die Erderwärmung auf 1,5 bis 2,0 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. In der zweiten Jahrhunderthälfte soll eine Balance zwischen emittierten Treibhausgasen und ihrem Abbau erreicht werden. Erstmals sagten alle beteiligten Staaten eigene Beiträge im Kampf gegen die Erderwärmung zu.
Aktive Waldbewirtschaftung ist nachhaltiger Klimaschutz
Im Zusammenhang mit der Umsetzung des Pariser Abkommens steht aktuell die Frage im Raum, wie man mit dem Sektor Land- und Forstwirtschaft (Lulucf – Land Use, Land Use Change and Forestry) umgehen soll. Die derzeit angesetzten Berechnungsmodelle für diesen Sektor seien aber aus österreichischer Sicht noch nicht ausgereift, heißt es von den Land&Forst Betrieben Österreich. Der Wald hält von Natur aus die Balance zwischen Abbau und Emission von Kohlenstoff. Bei der Verrottung von Holz wird CO2 frei, das von den lebenden Bäumen wieder eingeatmet wird, um neues Holz zu produzieren. Ein Urwald speichert dadurch viel CO2. Ein aktiv bewirtschafteter Wald baut aber noch viel mehr CO2 aus der Atmosphäre ab, wenn das Holz geerntet und als Baustoff, als Rohstoff für die Industrie oder als Energieholz verwendet wird. Damit werden Erdölprodukte in Industrie und Kraftwerken und energieintensive Baustoffe wie Stahl, Aluminium und Zement ersetzt.
In der gesamten Debatte um die Emissionen gehe es in Wahrheit um die Verteilung der Lasten. Die verantwortlichen Entscheidungsträger wagten es nicht, die wahren CO2-Sünder aus dem fossilen Sektor einzuschränken. Im Gegenzug versuche man dem Wald eine große CO2-Senken-Funktion vorzuschreiben, damit sich die anderen Sektoren diese “Guthaben” anrechnen können. Dieser Ansatz sei laut den Land&Forst Betrieben Österreich kurzfristig und direkt gegenläufig zu der so groß angekündigten Bioökonomie, mit der man die Klimaziele durch stärkeren Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen erreichen wolle. Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe, betont: “Wir brauchen für die Berücksichtigung des Landbewirtschaftungssektors im Klimapaket eine saubere österreichische Bewertung der Datengrundlagen und in Folge ein Modell, dass die hochwertige und nachhaltige Forstwirtschaft in Österreich sicherstellt. Wir dürfen nicht dafür bestraft werden, in der Vergangenheit bereits nachhaltige und vorbildhafte Forstwirtschaft betrieben zu haben.” Die CO2-Senkenwirkung der Waldbewirtschaftung wird bisher nicht anerkannt, nur jene aus Neuaufforstung, Entwaldung, Acker- und Grünland. Damit ergebe sich ein Problem für Mitgliedsstaaten, die bereits einen hohen Waldanteil haben und diesen aktiv bewirtschaften. “Es darf nicht dazu kommen, dass wir unser Holz im Wald speichern müssen – das widerspricht völlig dem Ansatz, durch erneuerbare Energien die Klimaziele der Zukunft zu erreichen und das fossile Zeitalter abzulösen. Wenn wir auch künftig die vielfältigen Leistungen des Waldes für die Gesellschaft, für die Wirtschaft und die Umwelt gewährleisten wollen, so brauchen wir entsprechende Rahmenbedingungen für eine aktive und nachhaltige Waldbewirtschaftung”, so Montecuccoli.
Bei der nächsten Klimakonferenz geht es um die Umsetzung
Landwirtschafts- und Umweltminister Andrä Rupprechter betont, dass es nun um das Ausarbeiten von Entscheidungen für die Umsetzung des Pariser Vertrags gehe. Damit werde bei der Klimakonferenz COP 22 in Marrakesch (Marokko) kommenden Montag gestartet. “Nach dem politischen Durchbruch in Paris müssen wir jetzt viele Details ausarbeiten, damit der Klimavertrag zur vollen Geltung kommt. Das wird ein Kernthema der Konferenz in Marrakesch sein”, so Rupprechter. “Ich hoffe, dass wir uns auf einen Arbeitsplan einigen können, alles in einem Paket bis 2018 fertig zu stellen. Das ist ambitioniert, aber ohne Alternativen. Erst wenn alle Einzelheiten fixiert sind, kann der Vertrag von Paris erfolgreich umgesetzt werden. Das muss so rasch wie möglich erfolgen”, so der Umweltminister.