In der Diskussion um klimafitte Wälder werden immer öfter seltene und kaum genutzte Baumarten als Hoffnungsträger genannt. Aber nicht nur Artenvielfalt, sondern auch das richtige Saatgut und seine Gewinnung entscheiden über den Wald der Zukunft.
Nach Kalamitäten wie Windwurf oder Borkenkäfer wird oft viel Saat- und Pflanzgut benötigt, um wieder aufzuforsten. Allerdings hält die Natur nicht jedes Jahr Samen bereit, denn die Samenproduktion der meisten Baumarten erfolgt in sogenannten Mastjahren nur alle zwei bis fünf Jahre. Zudem können manche Samen nicht lange gelagert werden oder andere eignen sich nicht für eine klimafitte Zukunft.
Mit diesen Herausforderungen beschäftigt sich das Forschungsprojekt FORSEE, eines von sechs Projekten, die seit einem Jahr vom Waldfonds des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft unterstützt werden, um durch eine bessere Nutzung der genetischen Vielfalt und der Baumsamenproduktion die Anpassung der Wälder an das zukünftige Klima zu fördern. Diese Projekte bearbeiten ein breites Spektrum an Baumarten und umfassen die unterschiedlichsten Methoden: von der Anlage neuer Feldversuche und dem Einsatz von Klimamodellen bis zur Genomsequenzierung wenig genutzter Baumarten. Die Projekte werden gemeinsam von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Bundesforschungszentrums für Wald und der Universität für Bodenkultur Wien in Kooperation mit Stakeholdern wie z.B. den österreichischen Bundesforsten durchgeführt.
Wildobst als unterschätzter Hoffnungsträger
Wildbirne, Elsbeere und Speierling sind in der heimischen Forstwirtschaft als sogenannte Wildobstarten bekannt, ihre Blüten sind bei Insekten beliebt und ihre Früchte sind eine gefragte Nahrung für Vögel und Kleinsäuger. Vor allem aber wird ihnen im Klimawandel eine steigende Bedeutung zugetraut, denn sie sind wärmeliebend, kommen mit Trockenstress meist gut zurecht und liefern wertvolles Holz. Das Projekt Wildobst liefert erstmals eine breite Datenbasis für das Vorkommen und die genetische Vielfalt der heimischen Wildobstarten und bestimmt deren künftige Anbaugebiete in Österreich.
Nadelholz auch in Zukunft gefragt
Im Gegensatz zum Wildobst und zu Laubbaumarten wird den Nadelhölzern wie Fichte und Co. in den künftigen Wäldern dagegen nur noch eine kleinere Rolle zugetraut, obwohl diese Arten im Bergwald und dabei insbesondere im Schutzwald weiterhin Bedeutung haben. Daher beschäftigt sich das Projekt WaldFit unter anderem mit der Auswahl geeigneter Herkünfte von Fichte und Douglasie, aber auch Bergahorn sowie mit Pflanzverfahren, die auch bei zunehmender Trockenheit einen guten Pflanzerfolg versprechen.
Projekte im Überblick
Der Waldfonds des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft unterstützt diverse Projekte zur Verbesserung der Waldbewirtschaftungsoptionen, an denen das Bundesforschungszentrum für Wald beteiligt ist. Hier ein Überblick:
- WF-Projekt FORSEE: Saatgut für Österreichs klimafitte Wälder der Zukunft – Universität für Bodenkultur in Kooperation mit Bundesforschungszentrum für Wald und den Österreichischen Bundesforsten
- WF-Projekt EicheFIT: Klimafitte Eichenwälder: genetisches Anpassungspotenzial der Eichenarten, Hybride n, Saatguterntebestände und –plantagen – Bundesforschungszentrum für Wald in Kooperation mit Universität für Bodenkultur
- WF-Projekt SSR-GBAS: Genotypisierung durch Amplikon Sequenzierung als Anwendung für standardisiertes genetisches Monitoring von forstlichen Ressourcen am Beispiel Fichte und Eiche – Universität für Bodenkultur in Kooperation mit Bundesforschungszentrum für Wald
- WF-Projekt WaldFIT: Klimafitte Wälder: Herkunftswahl und Pflanzverfahren Bundesforschungszentrum für Wald in Kooperation mit Universität für Bodenkultur und mit Kofinanzierung durch die Kooperationsplattform Forst Holz Papier FHP
- WF-Projekt TannenGen: Die klimafit-Gene der Tannen – Bundesforschungszentrum für Wald
- WF Projekt – Wildobst: Management von Wildobst in Österreich als Chance für Waldbau und Biodiversität in Zeiten des Klimawandels – Bundesforschungszentrum für Wald in Kooperation mit Universität für Bodenkultur
- Bildquellen -
- Speierling: agrarfoto.com