Der Porsche der Güllefässer und Miststreuer

Das neue Führungsteam von Kirchner im Gespräch

Das Führungsteam von Kirchner vor einem Sonderkulturenstreuer: Geschäftsführende Gesellschafter Susanne Junker-Bruns und Wolfgang W. Bruns (r.) sowie Bernhard Schmied, der neue Leiter Finanzen und Controlling ©BZ/Stockinger
Das Führungsteam von Kirchner vor einem Sonderkulturenstreuer: Geschäftsführende Gesellschafter Susanne Junker-Bruns und Wolfgang W. Bruns (r.) sowie Bernhard Schmied, der neue Leiter Finanzen und Controlling ©BZ/Stockinger
Nachdem Kirchner & Söhne Anfang 2015 in Konkurs gegangen ist, hat die Daisho GmbH das niederösterreichische Traditionsunternehmen für Gülletechnik, Miststreuer und Mulcher erworben. Heuer sollte es wieder ausgeglichen bilanzieren können. Im Interview erklären die neuen Kirchner-Gesellschafter Wolfgang W. Bruns und Susanne Junker-Bruns sowie Bernhard Schmied, Leiter Finanzen und Controlling, ihre Sanierungspläne.

Am 20. Jänner 2015 wurde das Konkursverfahren über Kirchner & Söhne eröffnet. Laut KSV lagen die Passiva damals bei mehreren Mio. Euro. Wieso, Herr Bruns, haben Sie als Geschäftsführer der Investments- und Unternehmensberatung Daisho GmbH das Unternehmen erworben und unter Kirchner Agrar- und Kommunaltechnik GmbH weitergeführt?
Bruns: Ich habe mir Kirchner angeschaut und festgestellt, das ist eine Firma mit Superprodukten und tollen Menschen. Natürlich habe ich mich auch schlaugemacht, warum die Firma insolvent geworden ist. Es gab damals sieben andere Bieter, die Kirchner primär im Sinne einer Marktbereinigung kaufen und schließen wollten. Wir waren die Einzigen, die ein schlüssiges Fortführungskonzept vorgestellt und letztlich den Zuschlag bekommen haben.

Auf Ihrer Daisho-Homepage findet sich folgende Weisheit aus dem Zen-Buddhismus: Ein Schüler fragte seinen Meister. “Was kannst du mir geben?” Der Meister antwortete: “Ich kann dir nichts geben, was du nicht schon hast, aber ich kann dir vieles nehmen, was deiner wahren Natur fremd ist.” Was haben Sie Kirchner weggenommen?

Kampf dem Chaos

Bruns: Das Chaos, die Nicht-Kommunikation, das Nicht-Zusammen-in eine-Richtung-Schauen – und die Unzuverlässigkeit. Dabei geht es letztlich um unsere Kunden, denen wir das Vertrauen in die Firma wieder gegeben haben. Wenn wir jetzt einen Termin zusagen, dann wird er eingehalten.

Zum Zeitpunkt der Insolvenz hat Kirchner 60 Mitarbeiter gehabt. Wie viele konnten gehalten werden, und wie viele arbeiten heute bei Kirchner?
Junker-Bruns: Wir haben 32 Mitarbeiter übernommen – einige der älteren wollten sich den Anforderungen der neuen Zeit nicht stellen oder aus anderen Gründen nicht weitermachen. Im Moment stehen wir bei 47 Mitarbeitern.

Als Insolvenzursachen von Kirchner galten Einbruch der Aufträge, erhöhter Konkurrenzdruck und Verfall der Margen. Wie schaut es heute damit aus?
Bruns: Die Probleme bzw. Herausforderungen sind immer noch die Gleichen. Allerdings mit einem kleinen, aber wichtigen Unterschied. Das Team von Kirchner bearbeitet wieder optimistisch und aktiv den Markt. Wir gehen gemeinsam auf Messen, meine Frau, Kinder, Mitarbeiter und ich und sprechen gemeinsam unsere Endkunden an. Und ich sage ihnen hier in Österreich auch, dass Geräte von Kirchner – im Unterschied zu Mitbewerbern – in Österreich und für Österreicher geschweißt und zusammengebaut werden. Der Kunde, der mir gegenübersteht, ist dabei der wichtigste Mensch, den ich im Moment habe. Ich höre ihm daher genau zu, das gilt für den traditionellen Kirchner-Kunden aus einem viehhaltenden Betrieb genauso wie für Landwirte mit Sonderkulturen, etwa Wein- und Obstbau, für die wir auch neue Geräte im Sortiment führen.

Umsatz wächst wieder

Wie hat sich der Umsatz von Kirchner zuletzt entwickelt?
Schmied: Der Umsatz lag 2014 bei rund 6,5 Mio. Euro. Im Konkursjahr 2015 ist er drastisch um knapp 50 Prozent auf 3,5 Mio. Euro eingebrochen. 2016 wird die Trendwende gelingen. Wir prognostizieren eine Umsatzsteigerung auf ca. 4,8 Mio. Euro. Für das kommende Jahr ist unser Ziel, deutlich auf 6,5 Mio. zu wachsen. Die Kirchner-Strategie für 2020 ist die Zehn-Mio.-Euro-Umsatzgrenze.

Und was ist mit dem Gewinn?
Bruns: Heuer müssen wir nichts mehr drauflegen, nachdem wir im ersten Jahr fast eine Mio. Euro in Kirchner investiert haben. Unseren wirtschaftlichen Erfolg wollen wir auch in Nachbarstaaten erarbeiten, und zwar wie auch hierzulande mit hochwertigen Produkten. Wir wollen der Porsche unter den Güllefass- und Miststeuer-Herstellern sein.

Interview: Michael Stockinger

Firma Kirchner: die wichtigsten Daten

• Gründung: 1941;
• Sitz: Statzendorf (NÖ);
• 2015: Insolvenz, Übernahme durch Daisho GmbH und Weiterführung der “Kirchner & Söhne Gmbh” unter “Kirchner Agrar- und Kommunaltechnik GmbH”;
• Produkte: Gülle-, Streu- und Mulchtechnik sowie Transport- und Kommunaltechnik;
• Mitarbeiter: 47;
• Umsatz 2016 (erwartet): ca. 4,8 Mio. Euro.

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