Der hl. Nikolaus, Bischof von Myra (270 bis 343), ist ein Freund der Kinder und kein Erziehungshelfer. Das Fest des heiligen Nikolaus ist der geeignete Anlass, um an den Schutzpatron der Kinder zu erinnern. Die Katholische Jungschar ruft mit ihren Feiern und Hausbesuchen zum Nikolaustag das Bild eines menschenfreundlichen Beschützers, der sich besonders für Kinder einsetzt, ins Bewusstsein. Damit wird lebendiges Brauchtum erhalten. Kinder sollen sich auf den Besuch vom Nikolaus freuen und sich nicht vor ihm fürchten. Nur so wird ihnen der Nikolaus in guter Erinnerung und ein Vorbild für aktiven Glauben bleiben. Die „Nikolaus-Zeit“ ist also wieder angebrochen, in der im ganzen Land als Nikolaus verkleidete Menschen unterwegs sind, um die Kinder mit kleinen Geschenken zu erfreuen. Dieser Brauch geht auf den hl. Nikolaus, Bischof von Myra, zurück. Auf dem Konzil von Nicäa (325) war er einer jener Bischöfe, die die Spuren der Misshandlungen in den Kerkern der Christenverfolger an ihrem Leib trugen. Sein Kult ist in Myra und Konstantinopel bereits im 6. Jahrhundert nachzuweisen. Von dort aus hat er sich in den Westen verbreitet.
Patron und Beschützer
Besonderer Beliebtheit erfreute sich der hl. Nikolaus in Russland. Dort war er u. a. Patron der Bauern, Bierbrauer und Schnapsbrenner. In Tirol ist er der Schutzpatron der Kinder, der armen Leute, der Seefahrer, der Schiffer. Er gilt auch als Beschützer des Eigentums und vor Lawinen. Schon seit dem frühen Mittelalter wird St. Nikolaus in unserer Heimat als Schutzpatron gegen Wassergefahr verehrt. Wir finden daher Nikolauspatrozinien hauptsächlich in Gebieten, in denen der Mensch immer wieder mit Wasser, Erdrutsch und Lawinen zu kämpfen hat. So ist St. Nikolaus Patron der Stadt Meran, die bekanntlich im Laufe der Geschichte öfters durch die wilde Passer in größte Gefahr geraten war. Man versuchte aber auch den Heiligen mehr als Helfer in materieller Not vor Augen zu führen, denn nach der Legende soll er drei armen Mädchen auf wunderbare Weise die finanziellen Mittel zur Heirat verschafft haben. Als im Zeitalter der Gegenreformation das religiöse Leben wieder erstarkte, wurden Nikolausspiele geschaffen, in deren Mittelpunkt St. Nikolaus als milder Gabenbringer stand. Da bekannt ist, dass sich der hl. Nikolaus für benachteiligte Kinder eingesetzt hat, kann er als erster Kinderrechtler bezeichnet werden. Er ist also ein Patron für Kinderrechte und kein strenger Mahner für mehr Disziplin. Der Nikolaustag ist auch ein guter Anlass nachzudenken, wie kinderfreundlich die Gesellschaft ist.
- Bildquellen -
- Oberkärnten 3 2021 (208): Heinz Wieser