Der Bauer wird zum Bierbrauer

Gleich drei Standbeine hat sich Familie Riebenbauer in Pinggau für ihren Betrieb aufgebaut: den Biobetrieb mit Mutterkuhhaltung, die Direktvermarktung und das Mostwirtshaus mit dem Putz‘n-Bräu – wo das eigene Hausbier ausgeschenkt wird.

Anton Riebenbauer jun. freut sich gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Conny und Tochter Rosalie über die Auszeichnung zum „Bauernhof des Jahres 2017“, die von der Landwirtschaftskammer Steiermark vergeben wurde. Foto: BZ/Riegler

Auf der steirischen Seite des Wechsels in der Gemeinde Pinggau bei Friedberg mit direktem Blick ins Burgenland liegt auf einer Seehöhe von 700 Metern der Bauernhof der Familie Riebenbauer, vulgo „Putzn“, der vor Kurzem im Publikumsvoting der steirischen Landwirtschaftskammer zum „Bauernhof des Jahres 2017“ gewählt wurde. „Wir verkaufen unseren Kunden nicht nur hochwertige Lebensmittel, sondern zeigen ihnen auch, wo sie herkommen und wie sie produziert werden. Das macht uns authentisch“, beschreibt Anton Riebenbauer jun. den wichtigsten Erfolgsfaktor für seinen Betrieb.

1984: Einstieg in die Direktvermarktung

Bis ins 16. Jahrhundert lässt sich die Geschichte des Erbhofs „Putz in Wiesenhöf“ zurückverfolgen, wo er der Herrschaft in Eichberg angehörte und dorthin Zehent geleistet werden musste. Der Betrieb wurde von Generation zu Generation weitergegeben und zum für die Region typischen gemischten Grünland-Ackerbaubetrieb weiterentwickelt.
Auf der Suche nach Zuverdienstmöglichkeiten begannen schließlich die Eltern, Theresia und Anton sen., im Jahr 1984 mit der Direktvermarktung und eröffneten den Mostschank. Ein vielfältiges Angebot für die Kunden wurde entwickelt: Most und Fruchtsaft aus den Früchten der eigenen Streuobstwiesen, Fleisch und Fleischwaren von den eigenen Tieren und Bauernbrot aus dem hofeigenen Getreide, das in der – am Hof stationierten – Gemeinschaftsmühle vermahlen wurde. 1995 erfolgte die Umstellung des Betriebs auf biologische Wirtschaftsweise.
Mit dem Abschluss seiner landwirtschaftlichen Ausbildung im Jahr 1998 stand Anton jun. vor der Wahl, einen außerlandwirtschaftlichen Beruf zu ergreifen oder seinen eigenen  Arbeitsbereich in der elterlichen Landwirtschaft zu übernehmen. Die Entscheidung fiel zugunsten der Landwirtschaft aus und der innovative Jungbauer begann unter dem Motto „Der Bauer wird zum Brauer“ das „Putz‘n Bräu“, ein eigenes Hausbier, herzustellen und im angeschlossenen Pub – selbstverständlich mit Gastgewerbekonzession – zu vermarkten. Im Ein-Liter-Bluzer sowie im 10-, 25-, oder 50-Liter Fass gibt es das Getränk auch zum mit nach Hause nehmen.

„Zuständigkeiten müssen klar geregelt sein“

„Wir arbeiten alle gerne“, beantwortet Anton jun. lächelnd die Frage, wie so viele Standbeine arbeitsmäßig zu schaffen sind und fügt hinzu: „Jeder braucht klare Zuständigkeitsbereiche, für die er Verantwortung trägt und packt in Arbeitsspitzen überall mit an.
Er selber übernimmt die Produktion der Getränke: Im ehemaligen Schweinestall – dieser Betriebszweig wurde wegen der Geruchsentwicklung zugunsten des Gasthausbetriebes aufgegeben – hat er seine „Mosterei“ eingerichtet: von der Flaschenwaschanlage über die Obstpresse bis zu den Nirosta- und Plastiktanks findet sich hier alles, was es zur Herstellung von Most und Fruchtsäften braucht. Dazu entstehen unter seinen Händen die beiden Biersorten „das Helle“ und „das Märzen“ – beide gebraut im Einmaisch-Verfahren mit natürlichen Grundstoffen.

Außerlandwirtschaftlicher Beruf oder zusätzlicher Betriebszweig – Anton Riebenbauer begann, am Hof Bier zu brauen, das im eigenen Bier- und Mostheurigen vermarktet wird.
foto: BZ/Riegler

„Menschen wollen wissen, wo ihr Essen herkommt“

Bei der Errichtung des neuen Laufstalls für die Mutterkühe wurde Wert darauf gelegt, dass die Arbeit von einer Person alleine erledigt werden kann. Meistens ist das Anton sen., der auch die Verarbeitung der Jungrinder – von der Schlachtung über die Zerlegung bis zur Produktion von Würsten – im EU-zertifizierten Schlachtraum am Hof übernimmt.
Das Mahlen des Getreides und die Herstellung des Bauernbrots nach traditionellen Hausrezepten, das bereits weit über die Grenzen der Steiermark hinaus bekannt ist, hat sich die Seniorbäuerin Theresia Riebenbauer zur Aufgabe gemacht.

Roggen und Dinkel werden vermahlen
und daraus wird Bauernbrot gebacken.
Foto: BZ/Riegler

„Die Menschen wollen immer mehr wissen, wo die Zutaten für ihr Essen am Teller herkommen. Wir haben unsere Stalltüren immer offen und zeigen gerne, wie unsere Tiere gehalten werden“, ist Anton Riebenbauer jun. überzeugt, dass dies ein Grund ist, warum die Kundinnen und Kunden den Weg auf den Hof in Kauf nehmen. Dazu kommt das breite Angebot den Wünschen der Gäste entgegen – möglichst viel wird am Hof selbst erzeugt.
Selbstversorgung wird auch im Energiebereich groß geschrieben: Im „Energiehaus“ wird umweltfreundliche Wärme für den Gastronomie- und den Wohnbereich mit Hackschnitzel erzeugt, und am Dach finden sich Solarpaneele zur Warmwasserbereitung ebenso wie eine 17 Kilowatt peak Photovoltaikanlage zur Stromproduktion.

Im und am „Energiehaus“ werden umweltfreundlich Wärme und Strom erzeugt.
Foto: BZ/Riegler

„So richtig Werbung für unseren Betrieb haben wir nie gemacht“, erzählt Anton Riebenbauer aus den Anfängen. Vielmehr habe die gute und gleichbleibende Qualität die Kundinnen sowie Kunden überzeugt und Mundpropaganda sei nun einmal die beste Werbung.
Mit dem Titel „Bauernhof des Jahres“ werden von der LK-Steiermark Betriebe ausgezeichnet, die vorbildlich für die bäuerliche Familienlandwirtschaft und für regionale Lebensmittel werben. 29.278 Stimmen, das sind mehr als die Hälfte aller abgegeben Stimmen, erreichte Familie Riebenbauer bei dieser Wahl – ein Ergebnis, auf das sie mit Recht stolz sein darf.

Betriebsspiegel: Familie Riebenbauer, vulgo „Putz“

Kontakt: Mostwirtshaus und Hausbrauerei „Putz‘n Bräu“, Familie Riebenbauer, Wiesenhöf 17, 8243 Pinggau, Telefon: 03339/22373, Fax: 03339/22193
office@riebenbauer.st, www.riebenbauer.st
Flächenausstattung: 38 Hektar Grün- und Ackerland, 25 Hektar Wald
Arbeitskräfte: Anton Riebenbauer jun. (Betriebsführer), seine Lebensgefährtin Conny, Eltern Theresia und Anton sen. Riebenbauer, eine Angestellte (Reinigungskraft), in Arbeitsspitzen helfen Antons vier Brüder mit.

35 Mutterkühe mit Stier und Nachzucht werden am Betrieb gehalten. Pro Jahr werden davon etwa 20 Jungrinder geschlachtet und Ab-Hof an die Kundinnen und Kunden verkauft.
Foto: BZ/Riegler

Betriebssparten:

• Biobetrieb mit 35 Mutterkühen, Stier und Nachzucht,
• Direktvermarktung: circa 20 Rinder werden pro Jahr am Hof geschlachtet und direktvermarktet;
Roggen und Dinkel werden am Hof zu Mehl vermahlen und daraus wird Bauernbrot gebacken;
Äpfel und Birnen der Streuobstwiesen werden zu Fruchtsäften und Most veredelt,
Catering und Plattenservice
• Mostwirtshaus und „Putz‘n Bräu“: mit jeweils rund 80 Sitzplätzen im Lokal und im Garten, fünf Mal pro Jahr für 17 Tage geöffnet, ansonsten nach Anmeldung für Busse und geschlossene Gesellschaften (Familienfeiern).

Eva Riegler

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