Dem Maiswurzelbohrer Doppelschach geben

Der Schwerpunkt des Maiswurzelbohrer-Befalls hat sich im Vorjahr in Gebiete verlagert, in denen der Käferdruck zuvor geringer war. Um der weiteren Ausbreitung entgegenzuwirken, braucht es verbesserte Bekämpfungsstrategien.

Käferfraß – hier ist die Kolbenspitze der Maispflanze komplett ausgefressen. Foto: Fragner

Die Schäden durch den Maiswurzelbohrer haben in der vergangenen Saison in starken Befallsgebieten abgenommen. In Gebieten mit bis dahin geringem Käferdruck gab es erhöhte Fangzahlen und erste wirtschaftliche Schäden. Anscheinend waren die Bekämpfungsstrategien unzureichend, sonst wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen.
Rekordfangzahlen in OÖ und Kärnten
„Maiswurzelbohrer, wohin bist du gegangen?“ so könnte demnach die Frage der Mais-Apostel in der Steiermark lauten. Eine Antwort darauf können die Fangzahlen der jährlich durchgeführten Monitorings der Länder geben. So zeigt sich beispielsweise in Oberösterreich und in Kärnten von 2015 auf 2016 eine deutliche Zunahme. Sogar die Rekordfangzahlen aus dem Jahr 2014 wurden leicht überschritten.
Bricht man die Schäden durch den Maiswurzelbohrer im Jahr 2016 auf die einzelnen Betriebe herunter, so ist ein differenzierteres Befallsbild festzustellen. Einzelne Regionen und Orte wie Gleisdorf, Bad Radkerburg, Urfahr/Umgebung, Perg, Eferding (hauptsächlich Saatmaisbaugebiete), aber auch Hotspots mit günstigen Bedingungen für die Eiablage boten dem Schädling Entwicklungsmöglichkeiten. In solchen Regionen kann es bereits im ersten Maisjahr nach einer anderen Kultur zu umfallenden Pflanzen kommen. Es gibt also keine Garantie dafür, dass der Mais auch bei eingehaltenem Fruchtwechsel schadlos wachsen kann.
Das Problem mit dem Maiswurzelbohrer beim Saatmais ist ja nicht die Fruchtfolge an sich, von der der Saatmais sogar ausgenommen wäre. Die Maissaatgutvermehrer unterbrechen aufgrund der auftretenden Schäden sogar oft freiwillig den fortlaufenden Maisanbau. Das hat aber in weiterer Folge wirtschaftliche Auswirkungen auf die Saatgutwirtschaft, da die Auslastung der Anlagen und Technik durch die zu geringen Mengen nicht mehr gegeben ist
Trotz des steigenden Maisbedarfs der heimischen Verarbeitungsindus­trie mit einem Jahresbedarf von zuletzt rund 1,1 Mio. t Körnermais wurde u. a. in der Steiermark über die letzten beiden Jahre verhältnismäßig wenig Mais kultiviert (rund 17.000 ha weniger). Nicht ohne Grund, da die Bestände im Jahr 2014 stark ins Lager gingen und wirtschaftlicher Schaden zu verzeichnen war. Die Maisbauern mussten auf Alternativkulturen ausweichen.
Nach den bisherigen Erfahrungen in der Praxis ist die Fruchtfolge jedenfalls die effizienteste Bekämpfungsmöglichkeit. Die Maiswurzelbohrerverordnungen der Länder beschränken den Maisanbau auf einer Fläche deshalb auf maximal dreimal Mais in vier Jahren. Einzig in der Steiermark gilt eine nochmals verschärfte Bestimmung, die nur zweimal Mais in Folge erlaubt (zumindest jedes dritte Jahr eine Maispause). Allerdings bestehen Zweifel an der Wirksamkeit dieser Vorgabe. Denn für die Populationsentwicklung des Maiswurzelbohrers ist meist das zweite Maisjahr entscheidend. Im dritten Maisjahr, so berichten Maisbauern übereinstimmend, steige der Maiswurzelbohrerdruck nicht mehr an. Diese Beobachtung könnte mit einer stärkeren Abwanderung der Käfer aufgrund der gestiegenen Populationsdichte im zweiten Maisjahr zusammenhängen.
Unbestritten ist aber, dass nur alle drei Jahre Mais auf derselben Fläche die Probleme des Wurzelbohrers am besten reduziert. Im Hinblick auf eine wirksame Schädlingsregulation werden die Maisbauern um diese ökonomisch belastende Maßnahme nicht umhin kommen.
Noch kein Ersatz für Neonics gefunden
Zur direkten Reduktion der Larven des Maiswurzelbohrers sind seit dem Verbot der neonicotinoiden Beizungen nur das Insektizidgranulat auf Pyrethroid-Basis mit dem Wirkstoff Cypermethrin (Handelprodukt „Belem“) und die biotauglichen Nematoden (Fadenwürmer) als „Dianem“ zugelassen. Beide Präparate bringen bei Starkbefall keine verlässliche Wirkung auf die Larven, und der Mais kann somit kippen.
Die Gründe dafür sind leicht erklärt. Das Insektizidgranulat ist ein reines Kontaktmittel, dessen Wirkung auch bei ausreichend guter Verteilung auf die Saatfurche begrenzt ist; zudem hat es mit der zugelassenen Aufwandmenge Schwächen bei der Dauerwirkung, wo es nicht die zum Abfangen der Larven erforderlichen sechs bis acht Wochen erreicht.
Die Wirkung der Fadenwürmer wiederum ist von den Witterungsbedingungen abhängig. Insbesondere bei Frühjahrstrockenheit oder heißen Aussaatbedingungen können sie ihre Wirkung nicht entfalten.

Nicht nur in der Steiermark, auch in Niederösterreich, Oberösterreich und in Kärnten wurden im Vorjahr Fallenstandorte mit über 1000 Käfern pro Saison festgestellt. Dort gilt es nun, die Käferpopulation vorwiegend durch Fruchtfolge zu begrenzen (Karte: Stand Ende 2016).
Quelle: AGES

Wirksame Strategien bei hohem Befallsdruck
Versuche der LK Steiermark zur Fruchtfolge sowie zu Bekämpfungsmaßnahmen bei Larven und Käfern erbrachten aussagekräftige Ergebnisse.
• Hoher Befallsdruck – bei hohem Befallsdruck gilt, dass die Fruchtfolgemaßnahme alleine nicht ausreichend gegen Diabrotica wirkt. Es hat sich gezeigt, dass das Insekt auch in anderen Kulturen als Mais Eier ablegt. Um die Larvenschäden soweit zurückzudrängen, dass keine nennenswerten Lagerschäden auftreten, ist der Fruchtwechsel mit einer Käferbehandlung im ersten Maisjahr zu kombinieren.
• Mais nach Mais – wird Mais zweimal hintereinander am selben Feldstück angebaut, so können nur wenige Präparate die Lagerung des Maises reduzieren. Das Granulat Force 1,5 G und die systemische Beizung Poncho Pro zeigten in diesem Fall die mit Abstand beste Wirkung, besitzen aber derzeit in Österreich keine Zulassung.
Das Insektizidgranulat Belem 0,8 MG und die der neue Nematoden-Stamm 2 zeigten leichte Reduktionen der Lagerschäden. Zufriedenstellend wurde das Ergebnis jedoch erst dann, wenn diese Mittel als Bestandteil einer ganzheitlichen Bekämpfungsstrategie (mit Fruchtfolge, Larven und Käferbehandlung) zum Einsatz kommen.
Schlüsselfaktor ist die Larvenbekämpfung
Die amtlichen Fangzahlen zeigen an, wie sich der Befallsdruck des Maiswurzelbohrers regional verlagert. Auch wenn der Befallsdruck in einigen Regionen abzunehmen scheint, erschließt der Schädling weitere Gebiete, die zuvor noch nicht so stark betroffen waren. Das Problem der Diabrotica-Bekämpfung bleibt somit ein Dauerbrenner. Dort, wo Fruchtwechsel sinnvoll und möglich ist, wird er auch praktiziert. Für viele Landwirte, die auf Mais angewiesen sind, bleibt ein Restrisiko an Schäden immer bestehen. Daher ist eine effiziente Larvenbekämpfung – egal ob biotauglich oder auf chemischer Basis – das Um und Auf. Denn werden die Larven ausreichend zurückgedrängt, so braucht es in weiterer Folge auch keine weitere Pflanzenschutzmaßnahen gegen adulte Käfer.

Die Larven des Maiswurzelbohrers fressen an Stängel und Wurzeln.
Foto: Fragner

Warum es 2016 weniger Schäden gab: Fruchtwechsel und Witterung wirkten hemmend

An den rückläufigen Fangzahlen in den vom Maiswurzelbohrer zuerst befallenen Regionen ist abzulesen,  dass die vor Jahren eingeführten Fruchtfolgeregelungen seit zwei Jahren nun tatsächlich die Populationsentwicklung des Käfers hemmen. Die Wirkung des Fruchtwechsels beruht darauf, dass die aus den Eiern geschlüpften Larven des Maiswurzelbohrers in anderen Kulturen als Mais keine Entwicklungsmöglichkeit vorfinden. Zudem legt der Schädling auf Flächen mit Weizen, Gerste, Soja und Ölkürbis auch keine frischen Eier ab, wenngleich es in diesem Punkt auch Ausnahmen gibt. In Summe hat sich die Reduktion des Maisanteils in der Fruchtfolge, der man anfangs doch mit hoher Skepsis gegenüberstand und die einzelbetrieblich doch eine große Herausforderung bedeutet, aber als wirksame Maßnahme gegen den Populationsdruck des Maiswurzelbohrers herausgestellt.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor beim Schadensausmaß durch die Larven ist und bleibt auch das Wetter. So spielte die Witterung im letzten Jahr – sofern Frost und Hagel die Maisfläche verschonten – auch in die Karten der Bauern. Die Maispflanzen wurden immer zum richtigen Zeitpunkt mit Wasser versorgt, was ein ununterbrochenes Nachwachsen der Feinwurzeln ermöglichte und dadurch größere Schäden durch die Fraßtätigkeit der Larven kompensierte.
Der zweite Schadfaktor, nämlich der Fraß der ausgewachsenen Käfer am Kolben, trat außerdem erst richtig stark auf, als der Mais zum größten Teil schon verblüht war. Insofern konnten die Käfer die Narbenfäden erst schädigen, als die Befruchtung beim Mais bereits abgeschlossen war. Somit gab es vielerorts keinen Anlass, die Käfer zu behandeln, um die Befruchtung des Maises abzusichern. Einzig im Saatmais ist hierauf besonders zu achten, da sonst eine unregelmäßige Kornbildung stattfinden kann.

Harald Fragner, LK Steiermark

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22. März 2017