Raps ist für die oberösterreichische Landwirtschaft eine tragende Säule“, betonte Agrarlandesrat Max Hiegelsberger im Zuge einer Pressefahrt entlang der Wertschöpfungskette dieser bedeutenden Ölsaat. Trotzdem hat sich die Anbaufläche seit 2008 mit 15.000 Hektar auf heuer 8500 Hektar nahezu halbiert. Die Landwirtschaftskammer sieht den Grund dafür vor allem in der stark ansteigenden Sojafläche: „Raps ist ackerbaulich eine große Herausforderung. Mit der Sojabohne gibt es eine Alternative, die man extensiver kultivieren kann“, erklärte Pflanzenbaudirektor Christian Krumphuber. Vor allem für Veredelungsbetriebe werde Raps jedoch wegen seiner guten Gülleverwertung eine interessante Kultur bleiben. Deshalb haben auch die Ölmühlen im Land ob der Enns keine Sorge, dass die leuchtend gelben Felder und mit ihnen ihr Rohstoff aus der Region verschwinden könnte.
Wertschöpfung für Bauern in der Region
Der Verein Hausrucköl in Aistersheim, dem 383 Bauern als Mitglieder angehören, entschied sich deshalb zu investieren. Derzeit werden die letzten Rapskörner vom Vorjahr gepresst. Für die Anlieferung der heurigen Ernte steht eine neue Übernahmestelle mit Reinigung und Trocknung zur Verfügung. Pro Jahr werden hier in zwei Ölpressen knapp 3000 Tonnen Raps zu Pflanzenöl und Rapskuchen verarbeitet. „Wir sind nicht auf Gewinn ausgerichtet. Der Verein gehört den Landwirten und die sollen daher auch die Wertschöpfung haben“, erklärte Obmann Helmut Silber. Der Hauptteil des Öls wird über die Vereinigte Fettwarenindustrie (VFI) in Wels vermarktet. Die Nachfrage nach dem regionalen Produkt ist groß, wie Josef Voraberger, Geschäftsführer des Vereins, bestätigt: „Trotz kleiner Anlage können wir uns am Markt behaupten.“
Rapso-Prämie als „lukrativer Mehrwert“
Mit 3200 Hektar läuft in Oberösterreich der Großteil der Rapsfläche im Programm Rapso. 533 Vertragslandwirte im Bundesland nehmen an dem Gemeinschaftsprojekt der Saatbau Linz und dem Handelskonzern VOG als Betreiber der Ölmühle Aschach teil. „Für die heimischen Rapsbauern ergibt sich durch die Prämie von 35 Euro pro Tonne ein lukrativer Mehrwert“, so David Pappenreiter von der Saatbau Erntegut.
Hiegelsberger betonte das enorme Ausmaß der Wertschöpfungkette dieser Kultur, welches sich in Österreich auf 165 Millionen Euro belaufe: „Von der Saatzucht über den Anbau bis hin zur Verarbeitung haben wir alles in einer Hand.“ Um am Markt bestehen zu können brauche es vor allem nachvollziehbare veredelte Qualitätsprodukte. „Der damit verbundene höhere Aufwand verursacht Mehrkosten, die auch abgegolten werden müssen“, so der Agrarlandesrat.
Ausblick auf Ertrag und Preis der heurigen Ernte
Jetzt im Juli steht die Rapsernte vor der Tür. Die Junihitze könnte sich jedoch negativ auf den Rapsertrag ausgewirkt haben. „Ein deutscher Rapsexperte hat zu mir gesagt, dass jeder Tag im Juni über 30 Grad 100 Kilo kostet“, so Krumphuber.
So wie es derzeit aussieht werde man preislich ungefähr auf dem Vorjahresniveau liegen. Der Matif Raps (August 2017) notierte Anfang dieser Woche zwischen 360 und 370 Euro pro Tonne. „Der Rapspreis ist abhängig vom Soja- und Rohölpreis, die beide derzeit nicht überzeugen“, erklärte Bernhard Kaiblinger, Marktanalyst der Saatbau Preisgut. Von der Versorgungsseite wäre ein Preisanstieg zwar gerechtfertigt, da Raps in Summe von der Menge her sehr knapp ist. Bis zum Beginn der Rapsernte seien jedoch keine großen Preissprünge zu erwarten: „Sollten jedoch die Erntemengen EU-weit unterdurchschnittlich ausfallen, könnte der Rapspreis noch im Sommer anziehen“, so der Marktanalyst.