Das Bauernjahr 2023 – eine Berg- und Talfahrt

Ein turbulentes Jahr hat sich per 31. Dezember 2023 von der heimischen Land- und Forstwirtschaft verabschiedet, sowohl aus wirtschaftlicher, als auch aus agrarpolitischer Sicht. Die Erzeugerpreise gingen zum Teil stark zurück, die Inflation blieb hoch. Das machte mehrere Krisen-Hilfspakete notwendig, um den Betrieben in der angespannten Situation zu helfen. Die bäuerliche Interessensvertretung war gefordert.

Die Natur gibt den Takt vor, seitens Politik und Wirtschaft braucht es Entlastungs- und Ausgleichsmaßnahmen, um bäuerliche Leistungen abzusichern.

Das vergangene Jahr machte die positive Preisentwicklung von 2022 rasch vergessen: Ein regelrechter Preisverfall bei vielen Getreide- und Ölsaaten  schmerzte im Ackerbau, dazu waren auch die Anbau- und Produktionsbedingungen vielfach schwierig, was etwa bei Mais zu unterdurchschnittlichen Erträgen geführt hat. Extreme Wetterereignisse auch davon hatte es 2022 weniger gegeben taten noch das ihrige dazu. Starkregen, Hagel und Hitzte sorgten 2023 allein in Oberösterreich für Schäden in der Höhe von 100 Millionen Euro.

Bei den Kulturarten gewann die Sojabohne flächenmäßig wieder dazu, ebenso die Zuckerrübe, deren Außmaß um elf Prozent auf mehr als 8100 Hektar gesteigert werden konnte und die zudem gute Preise einbrachte. Global gesehen gab es jedoch 2023 Rekordernten. Die Märkte sind daher gesättigt, das ist auch bei den Marktpreisen zu spüren, und zwar sowohl bei konventioneller, als auch bei Bio-Ware.

Tierhaltung wird schwieriger

Im Tierhaltungsbereich ist die Stimmung getrübt, und das, obwohl das Jahr 2023 eine stabile Bilanz vorweisen kann, sowohl beim Produktionsniveau, als auch bei den Preisen. Rinderhalter nehmen Diskussionen um das Vollspaltenverbot mit Sorge wahr. Beim Milchkonsum stabilisierte sich der Markt nach anfänglichem Rückgang. Hier nimmt aber der Anteil an Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels stetig zu und erhöht so den Druck auf die Herstellermarken und Molkereien. Schweineproduzenten blicken auf ein gutes Jahr zurück, sehen aber mit Sorge in die Zukunft. Umfassende Auflagen im Tier- und Umweltschutzbereich drohen den Selbstversorgungsgrad weiter zu reduzieren und wird viele Schweinehalter zur Aufgabe bewegen. Die Landwirtschaftskammer fordert ein Sonderinvestitionsprogramm zur Abdeckung der Mehrkosten. Im Geflügelbereich ist eine leichte Entspannung eingekehrt. Bestehende Betriebe konnten aufgrund rückläufiger Produktionskosten wieder einstellen und produzieren. Eine Ausnahme stellte die konventionelle Putenproduktion dar, hier gab es deutliche Rückgänge. Neueinstiege und Investitionen im Geflügelbereich sind aus wirtschaftlicher Sicht derzeit aber nicht möglich. Sorgen bereiten immer wieder auftretende Fälle der Vogelgrippe.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

„Der Tierhaltungsbereich ist in den nächsten Jahren mit einer Reihe von Herausforderungen durch Umwelt- und Tierwohlauflagen konfrontiert. Beim Konsum gehen Wunsch und Wirklichkeit weiter auseinander. Tierwohl wird in den gesetzlichen Auflagen noch stärker verankert. Auswertungen zeigen jedoch die neue Realität, dass mittlerweile der Preis wieder das wichtigste Kaufkriterium darstellt und das Tierwohl beim Griff ins Regal hinten angereiht wird“, sagt LKPräsident Franz Waldenberger.

Am Holzmarkt hat sich das Preisniveau bei gebremster Nachfrage stabilisiert. Bei Energieholz und Brennholz ist nach den Verwerfungen im Jahr 2022 wieder Normalität eingekehrt.

Maßnahmen zur Entlastung

Der Stromkostenzuschuss, die Strompreisbremse oder auch die Auszahlung der Agrardiesel-Rückerstattung reihten sich in eine Vielzahl an Hilfspaketen im Jahr 2023 ein. Zu einer weiteren nachhaltigen Entlastung kam es durch die reduzierten Einheitswerte aufgrund der Berücksichtigung des Temperatur- und Niederschlags-Index. Dazu kommt der Inflationsausgleich über das bundesweite Impulspaket, auch der Waldfonds stellt 2024 und 2025 zusätzliche Mittel für die Forstwirtschaft zur Verfügung.

„Mit den geschnürten Hilfspaketen und den dynamisierten Ausgleichszahlungen wird der wirtschaftlich angespannten Situation Rechnung getragen. Ohne Unterstützung können die bäuerlichen Leistungen nicht aufrechterhalten werden, da sie vielfach strukturbedingt und aufgrund noch strengerer Umwelt- und Tierhaltungsstandards mit Wettbewerbsnachteilen gegenüber anderen EU-Mitgliedsstaaten zu kämpfen haben“, so Waldenberger.

Auf gesetzlicher Ebene gelang es in Oberösterreich mit Novellierungen des Jagdgesetzes und des Straßengesetzes die Rechte von Grundeigentümern zu sichern und mit dem Erlass einer OÖ Wolfsverordnung die Alm- und Weidewirtschaft zu schützen.

„Sorge bereitet der absehbare Einkommensrückgang für 2023. Daher wäre es unfair, die Preisdebatte bei Lebensmitteln fortzuführen. Bäuerinnen und Bauern benötigen viel mehr weitere Unterstützung, um Wettbewerbsnachteile ausgleichen zu können. Ansonsten drohen weitere Betriebsaufgaben. Eine funktionierende Land- und Forstwirtschaft sollte schließlich im Sinne aller sein“, so Präsident Waldenberger.

- Bildquellen -

  • Herbstlandschaft 27 ID41999: agrarfoto.com
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AUTORred GC
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