Die Paulownie kann es ertraglich mit dem Mais aufnehmen – davon ist Anton Amschl (44), Landwirt in Gniebing bei Feldbach in der Südoststeiermark, überzeugt. Seine Rechnung: Bei durchschnittlich 70 bis 80 Festmeter Zuwachs pro Hektar und Jahr erreicht ein Paulownienbestand nach etwa zehn Jahren die Hiebreife. Selbst wenn man als Erlös nur den Preis für Pappel von aktuell etwa 60 Euro pro Festmeter ansetzt, erbringt die Paulownie eine Geldleistung, die mit Mais kaum zu erreichen ist. Dabei, so Amschl, seien Zuwachs und Erlös eher vorsichtig kalkuliert. Vor allem für das Holz müsse sich erst ein Markt bilden. Derzeit werde Holz von der Paulownie mangels Angebot kaum gehandelt. Amschl will aber selbst den Beweis für seine Kalkulation antreten und hat im Jahr 2014 1,6 Hektar mit Paulownien bepflanzt.
Den Bedarf sieht er als gegeben an. Denn das Holz der Paulownie gilt aufgrund der hohen Festigkeit bei geringem Gewicht als das “Aluminium unter den Holzarten”. Allerdings ist es empfehlenswert, vor dem Auspflanzen in größerem Stil auch die Vermarktungsmöglichkeiten zu erkunden. Die Einsatzbereiche des Kiriholzes sind vielfältig (siehe nebenstehender Kasten).
Konkurrenzkraft
Aufmerksam auf den Blauglockenbaum wurde Amschl durch einen Vermehrungsbetrieb in Deutschland. Der Kontakt ergab sich durch den Bezug von Obst- und Beerenpflanzen. Denn in der Hauptsache kultiviert “Beerenprofi” Amschl Johannisbeeren (elf Hektar), Holunder (fünf Hektar) sowie Aronia und Walnuss (je drei Hektar). Dazu kommt nicht ganz ein Hektar an eigener Vermehrungsfläche für Aronia, Ribisel, Holunder und Goji-Beeren.
Das jüngste Kind unter Amschls Kulturen ist die Paulownie. Im Jahr 2014 hat er die ersten Pflanzen ausgesetzt. Das verwendete Pflanzmaterial ist bereits züchterisch bearbeitet und an die hiesigen Klimagegebenheiten angepasst. Die Samen sind unfruchtbar, die Vermehrung kann nur durch Ableger erfolgen. Gefahr durch Frost besteht ab etwa minus 20 °C und dies auch nur in den ersten beiden Wintern nach dem Pflanzen. Den heurigen Winter dürften Amschls Pflanzen jedenfalls unbeschadet überstehen.
Mit Trockenheit kommen die Paulownien sehr gut zurecht. Günstig sind 550 bis 650 mm Jahresniederschlag. Der Baum bildet ein ausgedehntes Wurzelsystem und ist nach dem Einwurzeln kaum umzubringen. Nach der Holzernte treibt die Paulownie wieder aus dem Stamm aus und muss nicht neu gepflanzt werden. Die hohe Konkurrenzkraft ist auch der Grund dafür, dass Paulownien in den heimischen Wäldern verpönt sind. Es handelt sich um keine Holzart laut Forstgesetz. Paulownien sollten deshalb auch nicht in Wäldern ausgesetzt werden. Häufig zu finden ist der Baum jedoch in Parkanlagen, beispielsweise in den Zentren der ehemaligen Monarchie wie Wien, Laxenburg oder Baden bei Wien. Dies sind zugleich die ältesten Paulownien in Österreich. Sie stammen aus der Zeit Kaiser Franz Josefs. Dieser erkor die Pflanze zu seinem Lieblingsbaum, wovon auch die Bezeichnung “Kaiserbaum” herrührt. Den Namen “Paulownie” erhielt der Baum nach der niederländischen Kronprinzessin und späteren Königin Anna (Pawlowna), die eine Tochter des russischen Zaren Paul I. war. Die in den Parks zu findenden Zierformen mit den markanten blauen Blütenständen haben jedoch für die Wertholznutzung keine Bedeutung.
Pflanzung ab Mitte April
Für den Wertholzanbau zum Einsatz kommen vorgezogenen Jungpflanzen, die entweder “in vitro”, also als Zellkultur vermehrt werden. Solch Pflanzen bietet Amschl wurzelnackt (vier Euro pro Stück) oder als Con-tainerpflanze (fünf Euro) an. Auch Wurzelschnittlinge wären zum Auspflanzen geeignet. Die Pflanzung erfolgt Mitte April bis Mitte Mai. Wichtig ist, dass der Baum im Herbst noch genügend Zeit zum Ausreifen hat. Die Kultur selbst stellt keine besonderen Ansprüche. Den größten Arbeitsbedarf stellt in den Anfangsjahren das Ausmähen dar; da die Paulownien ihre Standflächen rasch beschatten, nimmt auch ihr Durchsetzungsvermögen rasch zu.
Den Bedarf am Markt, insbesondere bei Tischlereien, sieht Amschl als gegeben an. Das Holz ist vielseitig verwendbar. Auf seinen eigenen Flächen sind die Paulownien sehr gut angewachsen. Die Zuwächse sind den Erwartungen bisher gerecht geworden.
70 Festmeter pro Jahr: Zehnmal schneller als Eiche
Der schnellste Edelholzbaum der Welt – der aus Südostasien stammende Kiribaum (Paulownia) erreicht auch hierzulande Jahreszuwächse von mehr als 70 Festmetern pro Hektar. Das ist um acht- bis zehnmal mehr als ein Eichenbestand erbringt. Das Holz des Kiribaumes ist sehr stabil bei geringem Gewicht und eignet sich für Furniere, als Möbelholz, für den Innenausbau, für den Bootsbau sowie für Musikinstrumente und Sportgeräte (Surfbretter, Tischtennisschläger). Das Kiriholz hat den Vorteil, weitgehend astfrei zu wachsen. Kommerzielle Kiribaumplantagen, die auch finanzielle Beteiligungsmöglichkeit anbieten, gibt es in Europa bereits in größerem Umfang u. a. in Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Spanien.
Hans Maad