Bäuerinnen und Bauern sind dem technischen Fortschritt durchaus aufgeschlossen. Dazu gehört auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, kurz KI. Das untermauert eine kürzlich von Bitkom und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) vorgestellte Studie.

Bereits 2021 hat eine  vom Marktforschungsunternehmen KeyQUEST durchgeführte
Erhebung ergeben, dass hierzulande 43 Prozent der Landwirte der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung (sehr) positiv gegenüberstehen.

Großer Fortschritt

Einen aktuellen Blick auf die Digitalisierung in der Landwirtschaft – wenn auch mit größeren Strukturen in Deutschland – ermöglicht eine Erhebung von „Bitkom Research“, die im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom durchgeführt wurde.

Dabei wurden heuer 500 landwirtschaftliche Betriebe ab 20 Hektar in West- und 100 Hektar in Ostdeutschland telefonisch und online befragt.

Ein zentrales Ergebnis: Die Landwirtschaft wird immer digitaler. In nahezu allen Bereichen hat seit der Umfrage 2022 die Nutzung zugenommen: bei GPS-gesteuerten Landmaschinen von 58 auf 69 Prozent der Landwirtinnen und Landwirte, bei Ackerschlagkartei, Kuh- oder Sauenplaner auf digitaler Basis von 63 auf 68 Prozent, bei Farm- oder Herdenmanagementsystemen von 32 auf 46 Prozent etc.

Generell sieht die Mehrheit (79 %) der Befragten die Digitalisierung als Chance. Die größten Vorteile, die Landwirtinnen und Landwirte persönlich auf ihren Höfen  durch digitale Anwendungen wahrnehmen, sind Zeitersparnis (69 %), eine höhere Effizienz in der Produktion (61 %), gefolgt von körperlicher Entlastung (57 %).

Als größte Hemmnisse gelten hohe Investitionskosten (75 %), Sorge vor mehr Bürokratie (61 %) und unzureichende standardisierte Schnittstellen und Systemvernetzung (59 %).

Künstliche Intelligenz

Ob für die intelligente Bewässerung des Feldes, Verhaltensanalysen der Tiere im Stall oder datenbasierte Entscheidungshilfen bei der Aussaat – die Landwirtschaft steht wohl vor einer KI-Zeitenwende. Auch das lässt sich aus der Studie aus Deutschland herauslesen. So beschäftigt sich dort knapp die Hälfte der Höfe (47 %) mit Einsatzmöglichkeiten von KI. Jeder zehnte Betrieb (9 Prozent) setzt bereits KI ein, weitere 38 Prozent planen oder diskutieren dies. Das Engagement in diesem Bereich hängt von der Größe des Unternehmens ab.

Während sich erst 27 Prozent der Betriebe mit 20 bis 49 Hektar mit KI beschäftigen, sind es unter jenen ab rund 100 Hektar schon 52 Prozent. Betriebe, die
KI einsetzen, machen das vor allem im Bereich „Klima und Wettervorhersagen“
(54 %). Dahinter folgen Pflanzenschutz mit 46 Prozent und alltägliche Büroarbeit (Verwaltung etc.) mit 39 Prozent.

„Die Landwirtschaft gehört zu den Vorreitern der KI und ist dabei den meisten anderen Branchen voraus. KI kann die landwirtschaftlichen Betriebe massiv entlasten, sodass Landwirtinnen und Landwirten mehr Zeit für andere Aufgaben bleibt. Gerade kleinere Betriebe sollten sich die Möglichkeiten der KI stärker zunutze machen“, ist Bitkom-Chef Bernhard Rohleder überzeugt.

DLG-Vizepräsident Till Meinel, Professor am Institut für Bau- und Landmaschinentechnik in Köln, dazu: „Der Einsatz von KI ist kein Trend, sondern aufgrund der vielfältigen Belastungen der Betriebsleiter zunehmend eine zwingende Notwendigkeit.“

Digital Skills Barometer: Bereits 90 Prozent aller Berufe sollen digitale Basiskompetenzen voraussetzen. Dementsprechend wichtig sind digitale Fähigkeiten. Sie werden durch das Digital Skills Barometer (DSB) von fit4internet gemessen. Demnach betrug 2023 die „Digitale Ausdauer“ (= Wissen) der Österreicherinnen und Österreicher 49,5 Punkte, während das „Digitale Warm-up“ (= Selbsteinschätzung) bei 76 Punkten lag. Für einen sicheren, kompetenten Umgang in der digitalen Welt werden übrigens zwischen 60 und 80 Punkte für die „Digitale Ausdauer“ empfohlen. LFI und LK Österreich haben sich heuer erstmalig beim Digital Skills Barometer beteiligt. Laut Martin Hirt von der LK Österreich haben in etwa 520 Landwirtinnen und Landwirte dafür online Angaben gemacht. Spätestens in den Sommerferien sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden. fit4internet.at

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AUTORMichael Stockinger
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