Kommentar von Martin Kugler,
Agrar- und Wissenschaftsjournalist
Die Wachau ist zweifelsohne eine der attraktivsten Landschaften Österreichs: unten die ruhig dahinfließende Donau (die manchmal sogar wirklich blau ist), an ihren Ufern hübsche Ortschaften und dahinter Hänge voller üppiger Weingärten. Beim Anblick dieser Landschaft schlägt einem das Herz höher! Kaum jemand denkt indes daran, dass diese Idylle nicht naturgegeben ist, sondern das Ergebnis der Arbeit von unzähligen Generationen vor uns: Die Wachau ist durch und durch eine Kulturlandschaft – ohne uns Menschen gäbe es nur wildes Wasser und undurchdringliche Wälder.
Wir haben unseren Vorfahren also sehr viel zu verdanken. Und es ist nur folgerichtig, dass dies auch gewürdigt wird: Kürzlich wurde die Technik des Baus von Trockensteinmauern, mit denen die Weinterrassen befestigt sind, in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen. Diese über Jahrhunderte entwickelte und tradierte Baumethode braucht keinen Vergleich zu heutigen Bautechniken zu scheuen, und sie ist noch dazu wesentlich nachhaltiger: Trockensteinmauern brauchen nur ein Zehntel des Energieeinsatzes, sie nutzen lokale Rohmaterialien, auch die Wertschöpfung bleibt in der Region. Zudem hat die Natur etwas davon – indem die Mauern wertvolle Lebensräume für gefährdete Pflanzen- und Tierarten bieten.
Dieses Erbe ist freilich auch ein klarer Auftrag an uns: Wir müssen sorgsam mit diesem Wissen umgehen und es weiter in die Zukunft tragen. Die nächsten Generationen nach uns werden es uns danken.